Wien: Integrations-Enquete von Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr und WIR-Rat

vonRedaktion Salzburg
JUNI 25, 2024

Foto: Stadt Wien/Lukas Fuchs

Dynamischer Austausch zum Thema Abwertungen in der Einwanderungsgesellschaft

Am Montag, den 24. Juni 2024, veranstaltet Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr und der Wiener Integrationsrat im „das forum“ des Innovationszentrums der Stadt im 4. Bezirk eine bedeutende Fachtagung. Unter dem Titel „Einstellungen zur Demokratie und gruppenbezogene Abwertungen in der Einwanderungsgesellschaft – Entwicklungen, Herausforderungen, Lösungsansätze“ liegt der Fokus auf Bildungs- und Jugendthemen. Die Ergebnisse der Fachtagung werden zudem im 6. Statement im Dezember 2024 des Wiener Integrationsrates veröffentlicht.

Die Tagung zeichnet sich durch eine engagierte Teilnahme von Praktikern, Experten und Wissenschaftlern aus, die in einem lebhaften Format aktuelle Forschungsergebnisse und Erfahrungen austauschen. Dabei werden durch das gekonnte Wechselspiel von Vorträgen, tiefgehenden Reflexionen und Diskussionen innovative Ansätze und Lösungen beleuchtet. Organisiert wurde die Veranstaltung von UIV, der Innovationsagentur der Stadt.

„Wien zählt zu den vielfältigsten und am schnellsten wachsenden Städten Europas. Diese Diversität ist unser größter Schatz, wirft jedoch auch Fragen bezüglich unserer gemeinsamen Werte auf“, erklärt Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr. „Diese Fachtagung soll es uns ermöglichen, auf Basis fundierter Fakten und durch lebhaften wissenschaftlichen Austausch, innovative Lösungen für diese Herausforderungen zu entwickeln. Unser Ziel ist es, ein robustes Wertefundament zu schaffen, die Kernherausforderungen unserer Einwanderungsgesellschaft zu identifizieren und proaktiv zu handeln. Dafür sind die Erkenntnisse von Praktikern, Wissenschaftlern und Forschern unerlässlich.“

Bekämpfung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit: Sexismus, Homophobie, Rassismus und Antisemitismus

Die Tagung widmet sich der Bekämpfung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wie Sexismus, Homophobie, Rassismus und Antisemitismus. Die Kombination aus wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnissen ermöglicht tiefergehende Einblicke und die Entwicklung von Ansätzen, die demokratische Werte stärken und das gesellschaftliche Zusammenleben fördern.

"Wien ist eine dynamische, durch Migration geprägte, pluralisierte Stadt. Doch faktische Pluralität bedeutet nicht Pluralitätsfähigkeit. So zeigen sich antidemokratische, puralitätsfeindliche und abwertende Grundhaltungen in unterschiedlichen Figurationen in der Aufnahmegesellschaft wie auch den Einwanderungsgruppen. Welche Entwicklungen, Herausforderungen und Wechselwirkungen hier beobachtbar sind und wie damit umgegangen werden kann, soll in dieser Tagung mit wissenschaftlichen und praxisnahen Inputs diskursiv erörtert werden.", so Kenan Güngör, Soziologe und Mitglied des WIR-Rates.

„Unser Fachtagung und das darauf aufbauende Statement sollen einen differenzierten, evidenzbasierten Beitrag zu einer derzeit stark aufgeladenen Debatte im Bereich Identität und Werte leisten. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Bildung und Verwaltung wollen wir Erkenntnisse aus Theorie und Praxis zusammenführen, aber auch neue zu Tage bringen und konkrete Lösungsansätze erarbeiten, um gruppenbezogenen Abwertungen in der Migrationsgesellschaft entgegenzutreten.“, ergänzt Migrationsforscherin und WIR-Ratsmitglied Judith Kohlenberger.

„Die Prävention gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ist umso erfolgreicher, umso früher sie ansetzt. Schon die Vorurteile und Ressentiments wären demnach zu thematisieren – bevor sie beginnen, sich zu Feindschaft und Extremismus zu verdichten.“, so Andreas Peham von der Forschungsgruppe Ideologie und Ungleichheit des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes.

Der erste Teil der Enquete mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen:

Patrick Rohs, Theologe und Co-Autor des österreichischen Beitrages der Europäischen Wertestudie, zeigt in seinem Beitrag den teils gegenläufigen Wertewandel in europäischen Ländern auf, der die Grundlage von gesellschaftlichen Spannungen bietet. Er geht darauf ein, welche ethischen Fragen mit Werten, Einstellungen und Normen verbunden sind, und wie sich das auf demokratische Grundhaltungen und den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft auswirkt.

Daniela Pisoiu von dem Institut für Internationale Politik und Board Member im Verein SCENOR, gibt einen Überblick über extremistische Milieus und ihre menschenfeindlichen Einstellungen. Anhand von Beispielen aus Sozialen Medien, die auf aktuelle Ereignisse Bezug nehmen, illustriert sie gängige Argumentationsmuster, die zu Extremismus und Radikalisierung führen.

Kenan Güngör, Inhaber von „think difference“ und Experte für Integrations- und Diversitätsfragen, geht in seinem Beitrag auf den Umgang mit multiplen Abwertungstendenzen in der Migrationsgesellschaft ein. Er stellt beispielhaft Ergebnisse einer Studie über Abwertungshaltungen unter Jugendlichen mit und ohne Integrationshintergrund in Wien vor, die er für die Stadt Wien erhoben hat. Zur Lösung des Problems fordert er eine Abkehr von Wunsch der Widerspruchsfreiheit. Ein einseitiger Blick helfe nicht, das Problem in voller Breite zu sehen und es zu lösen.

Ergänzung der wissenschaftlichen Beiträge durch Praxiseindrücke im zweiten Teil:

Dazu erzählen Ercan Nik Nafs, Leiter des Wiener Netzwerkes für Demokratiekultur und Prävention, Manuela Smertnik, Geschäftsführerin des Vereins Wiener Jugendzentren, Andreas Peham von der Forschungsgruppe Ideologie und Ungleichheit und Petra Feldhofer-Mahmoudiam, Direktorin der VS Am Kaisermühlendamm 2, von Erfahrungen aus ihrer Praxis der Jugend- und Bildungsarbeit und Strategien gegen Abwehrhaltungen.

Danach werden mit teilnehmenden Expert*innen aus Bildungs-, Sozial- und Jugendarbeit sowie Verwaltung und Politik über Lösungsansätze diskutiert.

UIV – Urban Innovation Forum: Das Forum für innovative Transformation

Die UIV Urban Innovation Vienna GmbH, die Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien und ein Unternehmen der Wien Holding, koordinierte die Fachtagung. Die Agentur setzt nachhaltige Veränderungsprozesse in der Stadt voran und fördert den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, um innovative Lösungen für zukünftige Herausforderungen zu entwickeln.

Quelle: Stadt Wien

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