vonOTS
MÄRZ 22, 2024
Im Kampf um Atemluft – rund 400.000 Österreicher:innen sind betroffen – Dunkelziffer noch viel höher!
Europaweit leiden rund 44 Millionen Menschen an COPD, einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, rund 400.000 davon in Österreich. Die Dunkelziffer ist deutlich höher, denn COPD beginnt meist schleichend. Eine internationale klinische Studie am Karl Landsteiner Institut für Lungenforschung und pneumologische Onkologie (KLI LFPO) untersucht neue Behandlungsmethoden bei fortgeschrittener COPD, um das Atmen für Betroffene zu erleichtern und Leistungsfähigkeit sowie Lebensqualität zu erhöhen. „Die bislang bereits erfolgreich umgesetzte Ventiltherapie wird damit für erheblich mehr COPD-Betroffene möglich
“, unterstreicht Studienleiter Arschang Valipour. Die Behandlungsstudie startet im April 2024.
COPD („chronic obstructive pulmonary disease“), eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, ist weit verbreitet, die Anfangssymptome werden oft spät erkannt. „Erst wenn ein wesentlicher Anteil der Lungenfunktion verloren ist, macht sich die Kurzatmigkeit im Alltag bemerkbar“, so Arschang Valipour, Lungenfacharzt und Leiter des Karl Landsteiner Instituts für Lungenforschung an der Klinik Floridsdorf. Es kommt zu einer Schwellung in den Bronchien, Einengung der Atemwege und in der Folge zu Kurzatmigkeit. Klassische Symptome können chronischer Husten und vermehrte Schleimbildung sein. Bei Fortschreiten der Krankheit bilden sich Zysten in der Lunge, man spricht man vom sogenannten Lungenemphysem. Die Folge ist eine fortschreitende Verschlechterung der Atemfunktion und körperlichen Leistungsfähigkeit, eine Abnahme der Lebensqualität und ein erhöhtes Hospitalisierungsrisiko.
Ventiltherapie erleichtert Atmung. Die Überblähung der Lunge, das Emphysem, tritt oft bei fortgeschrittener COPD auf: Die Atemluft strömt zwar ein, kann aber nicht mehr ausreichend ausgeatmet werden. Die Überblähung lässt Lungenbläschen und kleine Bronchien platzen und der Sauerstofftransfer in dem betroffenen Teil der Lunge versagt. Die Betroffenen leiden an extremer Atemnot, es kommt zu Begleitkomplikationen. Eine Behandlungsmethode, die das Lungenvolumen reduziert und das Organ damit entlastet, wurde am KLI LFPO federführend untersucht und entwickelt. „In einem minimal-invasiven Eingriff werden kleine Einweg-Ventile in die betroffenen Lungenareale eingesetzt. Luft kann zwar aus der Lunge entweichen, aber nicht mehr einströmen
“, beschreibt Studienärztin Theresa Klemm.
Neue Studie für mehr Betroffene. In einer internationalen Studie am Karl Landsteiner Institut werden nun Behandlungsmethoden untersucht, die eine Ventiltherapie auch für bislang ausgeschlossene Patienten und Patientinnen möglich macht. „Ein nicht unbeträchtlicher Anteil an COPD-Betroffenen eignet sich bislang aufgrund undichter Stellen im Lungengewebe nicht für eine Behandlung mit Einwegventilen. Diese Stellen werden gezielt verschlossen und damit der Weg für eine Ventiltherapie geöffnet
“, berichtet Klemm. Die nun startende Studie CONVERT_II des Unternehmens Pulmonx umfasst 200 Patient:innen im Alter zwischen 45 und 75 Jahren und läuft in 30 Studienzentren weltweit in zwei Phasen ab – im ersten Schritt werden mittels AeriSeal™-Verfahren undichte Bereiche verschlossen, im zweiten Schritt Zephyr®-Ventile implantiert. Nachbeobachtung und Kontrolle werden sich über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren erstrecken.
COPD frühzeitig erkennen und behandeln! „Die Mehrzahl an Patient:innen mit fortgeschrittener Erkrankung haben mehrmals täglich mit Atemnot bei alltäglichen Aktivitäten zu kämpfen
“, so Arschang Valipour. „Es gilt, Sensibilität und Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung für COPD zu erhöhen!
“. COPD ist zwar nicht heilbar, frühzeitig erkannt und mit der richtigen Therapie kann die chronische Erkrankung aber stark gelindert werden, sodass Betroffene ein nahezu „normales“ Leben führen können.
Risiko vermeiden. Hauptrisikofaktor für COPD ist Rauchen! 80 bis 90 Prozent aller COPD Patient:innen haben einen langjährigen Raucherkonsum hinter sich. Eine Tatsache, die in der Öffentlichkeit noch immer viel zu wenig bekannt ist. Weiters können auch Schadstoffbelastungen, wie Passivrauch, chemische Substanzen oder Feinstaub zur chronischen Lungenerkrankung führen. Und es gibt weitere Risikofaktoren, die COPD begünstigen, wie etwa Asthma. War die Erkrankung vor 50 Jahren noch männerdominiert, so sind heute immer mehr Frauen davon betroffen.
Quelle: OTS