Wien: Jüdisches Museum Wien: Eine (un-)erfreuliche Reise. Stefan Edlis‘ Leben nach IHM

vonRedaktion International
APRIL 13, 2022

Foto: David Bohmann

Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, erzählt in der neuen Ausstellung „Eine (un-)erfreuliche Reise. Stefan Edlis‘ Leben nach ihm“, die von 13. April bis 2. Oktober 2022 zu sehen ist, die bewegte Lebensgeschichte von Stefan Edlis, der mit 16 Jahren mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus Wien flüchten musste und in den folgenden Jahrzehnten in den USA zu einem der international bedeutendsten Sammler zeitgenössischer Kunst wurde.

Von Meidling in die USA

Die bewegende und gleichzeitig abenteuerliche Lebensgeschichte von Stefan Edlis führt vom Wiener Arbeiterbezirk Meidling in die USA: Mit 16 Jahren konnte er 1941 mit seiner verwitweten Mutter und seinen beiden Geschwistern aus Wien flüchten. Die jahrelangen vergeblichen Bemühungen der Familie zu Verwandten in die USA zu gelangen, ermöglichten eine Flucht erst in letzter Minute.

In den USA wartete ein schwieriger Start in ein neues Leben. Stefan Edlis schloss sich der US Navy an und wurde nach der Schlacht um die japanische Insel Iwojima dort eingesetzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und seiner Rückkehr in die neue Heimat begann Stefan Edlis in einer kleinen Werkzeugfirma zu arbeiten. In seiner Freizeit zeichnete er, beschäftigte sich mit Edelsteinen und entwickelte sich zum passionierten Volkstänzer, aber auch Rennfahrer. Durch viel Geschick und Talent gelang es ihm, Werkzeug aus Plastik herzustellen. In der Folge gründete er „Apollo Plastics“, eine Plastikfabrik, die u. a. Bestandteile für elektronische Geräte herstellte und die ihm unfassbaren Erfolg und ein Vermögen einbrachte.

Er wurde zu einem der international bedeutendsten Sammler und Förderer zeitgenössischer Kunst. Gemeinsam mit seiner Frau Gael Neeson baute er eine spektakuläre Sammlung auf, in die er auch provokante Kunstwerke aufnahm.

Him erstmals in Österreich zu sehen

Eine besondere Freundschaft verband Stefan Edlis mit Maurizio Cattelan. Von künstlerischem Genie bis zu Kunstclown oder sinnlosem Provokateur reichen die Beschreibungen des italienischen Künstlers. In seiner Karriere hat er immer wieder mit überraschenden Werken für Aufregung gesorgt: ausgestopfte Pferde, die mit ihren Köpfen in einer Wand stecken; eine Wachsfigur von Papst Johannes Paul II., die von einem Meteoriten getroffen auf dem Boden liegt; eine goldene Toilette und zuletzt eine echte Banane, die er mit einem breiten Gafferband an die Wand klebte und die um 120.000 Dollar verkauft wurde. Sein wohl am meisten diskutiertes Werk Him entstand im Jahr 2002. Eine Skulptur, die, wenn man sich von hinten nähert, vermeintlich einen unschuldig wirkenden knienden Buben in einem grauen Straßenanzug zeigt. Von vorne erkennt man, dass die Figur Adolf Hitler darstellt, in kniender Haltung mit zum Gebet gefalteten Händen. Von dieser Skulptur gibt es insgesamt drei Stück, die im Auftrag von Maurizio Cattelan vom Wachsfigurenhersteller Daniel Druet, einem Bildhauer aus Frankreich, produziert wurden. Eine weitere der drei Skulpturen besitzt die kanadische Künstlerin Ydessa Hendeles, Tochter zweier Auschwitz-Überlebender, die dritte der französische Unternehmer und Kunstsammler Francois Pinault. Mit Unterstützung von Gael Neeson wird Him erstmals in Österreich präsentiert.

Stefan Edlis starb im Oktober 2019 im Alter von 94 Jahren in Chicago. Einer seiner letzten Wünsche war, dass sein Pass mit dem Stempel „J“ für Jude im Jüdischen Museum Wien aufbewahrt wird.

Ausstellung bis 2. Oktober 2022 zu sehen

„Eine (un-)erfreuliche Reise. Stefan Edlis‘ Leben nach ihm“ ist von 13. April 2022 bis 2. Oktober 2022 im Jüdischen Museum Wien zu sehen. Zur Ausstellung, die von Danielle Spera in Zusammenarbeit mit Michaela Vocelka kuratiert sowie von Margula Architects gestaltet wurde, erscheint ein Katalog zum Preis von € 27,90 im Eigenverlag. Das Jüdische Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der zweite Standort, Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, freitags 10 bis 14 Uhr (Winterzeit) bzw. 17 Uhr (Sommerzeit) geöffnet.

Weitere Informationen unter www.jmw.at oder unter info@jmw.at.


Quelle: Stadt Wien

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