vonRedaktion Salzburg
MAI 23, 2021
LR Schuschnig, LR Gruber: Bis 28. Mai kann Mobilität der Zukunft in Villach erfahren werden – Dauereinsatz von Wasserstoffbussen ab 2023 geplant – Infineon startet Produktion von grünem Wasserstoff voraussichtlich Anfang 2022 – Grüner Wasserstoff soll durch Aufreinigung zweifach nutzbar werden
Klagenfurt (LPD). Kärnten setzt zur Dekarbonisierung des Öffentlichen Verkehrs und der Industrie verstärkt auf grünen Wasserstoff. Gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft soll im Rahmen einer Wasserstoffstrategie künftig grüner Wasserstoff in Kärnten produziert und in der Industrie und in der Mobilität zum Einsatz kommen. Durch ein europaweit neues Aufreinigungsverfahren wird intensiv daran gearbeitet, Wasserstoff künftig sogar zweifach zu nutzen. „Nachhaltig produzierter Wasserstoff bietet uns die Chance, Mobilität und Industrie zu ökologisieren und auch wirtschaftlich als Region zu profitieren. Wir machen Kärnten schrittweise zu einer Modellregion, denn Klimaschutz funktioniert am besten durch Innovation. Besonders im Busverkehr hat Wasserstoff durchaus Vorteile“, betont der Kärntner Wirtschafts- und Mobilitätslandesrat Sebastian Schuschnig heute, Freitag, anlässlich der Präsentation eines Testbusses.
Um diese Vorteile den Fahrgästen zu vermitteln und Wasserstoff im Linienbetrieb zu erproben, ist noch bis Ende Mai ein moderner Wasserstoffbus in der Region Villach im täglichen Einsatz. Von 18. bis 28. Mai kann jeder die Antriebsform der Zukunft im zwölf Meter langen, wasserstoffbetriebenen ‚Solaris urbino 12 hydrogen‘ erfahren. „Wir setzen erstmals einen Wasserstoffbus im Echtbetrieb ein, um die Praxistauglichkeit unter Beweis zu stellen und Erfahrungen für die Technologieumstellung zu sammeln“, betont Schuschnig. Insbesondere die Reichweite, das Fahrgefühl und die Betankung stehen im Fokus. Landesrat Martin Gruber zeigte sich bei der heutigen Präsentation beeindruckt: „Wir sehen hier den eindrucksvollen Beweis, dass Wasserstoff in Kärnten keine Zukunftsmusik mehr ist. Das ist ein europaweites Vorzeigeprojekt, das auch Kärnten als Standort nach vorne katapultiert. Damit setzen wir ein starkes Zeichen für Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit – wichtige Standortfaktoren der Zukunft.“
In der Testphase erfolgt die Betankung des Fahrzeuges über eine eigens nach Kärnten gelieferte mobile Wasserstoff-Tankstelle. Täglich wird der Bus mit rund 37 Kilogramm Wasserstoff befüllt, ein Betankungsvorgang dauert nur rund zehn Minuten. Der Bus hat eine Reichweite von bis zu 350 Kilometer, während der Testphase legt der Bus täglich bis zu 240 Kilometer zurück. „Die ersten Tage zeigen bereits, dass sich der Antrieb im täglichen Dauereinsatz gut bewährt. Die schnelle Betankung und die Reichweite sind klare Vorteile dieser Antriebstechnologie. Wir arbeiten mit den Partnern intensiv daran, dass schon 2023 die ersten Busse im Dauerbetrieb eingesetzt werden“, so Schuschnig. Bereits zuvor soll die erste Wasserstofftankstelle in Kärnten errichtet werden.
Thomas Reisinger, Vorstand für Operations bei Infineon Technologies Austria AG: „Die Vorbereitungen für die Produktion von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen am Infineon Standort Villach laufen nach Plan. Wir werden die Wasserstoffanlage aus heutiger Sicht Anfang 2022 in Betrieb nehmen. Wir begrüßen im Sinne einer intelligenten Kreislaufwirtschaft sehr, dass sich die Pläne, den grünen Wasserstoff nach dem Einsatz in der Chipproduktion im öffentlichen Busverkehr zu nutzen, nun konkretisieren. Bei einer Menge von rund 300 Kilogramm auf gereinigtem grünen Wasserstoff täglich können rund 1,5 Millionen Buskilometer jährlich klimaneutral betrieben werden, das entspricht in etwa den Buskilometern, die in der Stadt Villach in zwei Jahren zurückgelegt werden.“
Silvia Kaupa-Götzl, Vorständin von Österreichische Postbus AG: „Am Weg in eine klimafreundliche und emissionsfreie Zukunft braucht es sowohl eine Änderung im Mobilitätsverhalten, als auch neue Antriebstechnologien. Postbus ist es daher als größtes Busunternehmen Österreichs ein zentrales Anliegen, alternative Antriebstechnologien wie Wasserstoffbusse und E-Busse zu erproben. Das Land Kärnten hat einen tollen Ansatz für die Umsetzung eines ersten Mobilitätsprojektes mit Wasserstoffbussen. Und Postbus ist jedenfalls bereit für den Einsatz von vielen emissionsfreien Bussen auf Österreichs Straßen.“
Die erste Region, in der mittelfristig wasserstoffbetriebe Busse zum Einsatz kommen sollen, ist Villach. Der Bürgermeister der Stadt Villach, Günther Albel, betont: „Die Wasserstoff-Initiative passt ideal zu unseren Maßnahmen, Mobilität in Villach energieoffen zu denken. Wir wissen, dass zukunftsfähige Konzepte aus vielen Ansätzen bestehen müssen, die allesamt auf Dekarbonisierung des Verkehrs abzielen. Wir haben zuletzt mehr als eine Million Euro in den Ausbau der Fahrradinfrastruktur gesteckt, einen elektrisch betriebenen E-Citybus installiert, 25.000 Villacherinnen und Villacher mit Taktbuslinien versorgt, mit den ÖBB um mehr als eine Million Euro eine Stadtbahnstation in Landskron gebaut und Sharing-Modelle gefördert. Noch nie war in der Villacher Verkehrsfrage so viel Bewegung. Wasserstoff-Busse sind ein höchst willkommener weiterer Schritt.“
Anna Mejer, General Managerin bei Solaris: „Die Vorzüge des Wasserstoffs als Energieträger sind unbestritten. Dank seiner Energiedichte und des geringen Gewichts kann er eine saubere Energiequelle für Stadtbusse werden, die Tagesreichweiten von mindestens 350 km bei einer Tankfüllung emissionsfrei zurücklegen können. Somit können die Busbetreiber die Busse mit den konventionellen Antrieben eins zu eins gegen die wasserstoffbetriebenen Buse ersetzen, d.h. es müssen keine zusätzlichen Fahrzeuge beschaffen werden und die bestehenden Fahrpläne können erhalten werden.“
Sorin Ivanovici, Projektverantwortlicher bei OMV: „OMV ist ein Pionier in der Wasserstoffmobilität und unser Engagement für grünen Wasserstoff wurde durch die Entscheidung, die größte Elektrolyseanlage Österreichs in der OMV Raffinerie Schwechat zu bauen, stark untermauert. Grüner Wasserstoff hat das Potenzial, den Schwerlast- und den öffentlichen Verkehrssektor zu dekarbonisieren und bietet unseren Kundinnen und Kunden Zugang zu einer vollständig emissionsfreien Technologie mit vergleichbaren Tankzeiten, Reichweiten und potenziellen Gesamtbetriebskosten zu den heute eingesetzten Fahrzeugen.“
Andreas X. Müller, Geschäftsführer Linde Gas GmbH: „Wir freuen uns, bei diesem wichtigen Projekt als Partner dabei zu sein und so in Österreich einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung gemeinsam zu gehen. Wasserstoff ist seit mehr als 100 Jahren Teil der Linde DNA – wir sind führend in der Entwicklung der Wasserstofftechnologie und decken als einziges Unternehmen weltweit die komplette Wertschöpfungskette von der Produktion und Aufbereitung über die Distribution und Speicherung bis hin zu täglichen Anwendungen für Industrie und Verbraucher ab.“
Mit dem Projekt ‚H2Carinthia‘ plant das Land Kärnten, gemeinsam mit Infineon, Postbus, OMV, Linde Gas und weiteren Partnern, grünen Wasserstoff regional zu produzieren und nach der industriellen Nutzung wieder durch ein europaweit einzigartiges Verfahren aufzubereiten. Damit soll dieser Wasserstoff anschließend als Treibstoff erneut genutzt werden. Das Projekt wird unter wissenschaftlicher Begleitung der HyCentA Reseach GmbH durchgeführt. Alexander Trattner, Geschäftsführer und Forschungsleiter der österreichischen Wasserstoffforschungsgesellschaft HyCentA Research GmbH an der TU Graz: „Wasserstoff-Brennstoffzellenbusse haben eine hohe technische Reife erlangt und ermöglichen im öffentlichen Verkehr eine Flexibilität und Reichweite wie Dieselbusse bei doppelter Effizienz und vollständiger lokaler Emissionsfreiheit. Wasserstoff ist ein sicherer und effizienter Kraftstoff, der aus verschiedenen erneuerbaren Quellen herstellbar ist. Die Besonderheit des H2Carinthia Projektes ist die Aufbereitung und Wiederverwertung des Wasserstoffs aus dem Industrieprozess für den Einsatz in der Mobilität.“
Mobilitätslandesrat Schuschnig betont: „Die Umstellung des Busverkehrs auf den Wasserstoffantrieb hat europaweite Strahlkraft für den Standort und zeigt, dass Kärnten ein attraktiver Forschungs- und Wissenschaftsstandort ist. Wir wollen nun auch das Klimaministerium für dieses Projekt gewinnen, um Bundesmittel und EU-Gelder nach Kärnten zu holen.“
Quelle: Land Kärnten