Kärnten: Kärnten wird Modellregion für Gendermedizin

vonRedaktion Salzburg
NOVEMBER 18, 2021

Foto: Büro LHStv.in Prettner

LHStv.in Prettner präsentierte mit Expertin Miriam Hufgard-Leitner Maßnahmenpaket für Forcierung der Gendermedizin – „Gendermedizin kann Leben retten“ – Kärnten finanziert ärztliches Genderdiplom und forciert Weiterbildung – Implementierung in Ausbildung von Pflegeberufen

Klagenfurt (LPD). „Es ist ein Thema, das uns sehr am Herzen liegt. Denn es ist ein Thema, das Menschenleben retten kann – konkret Frauenleben. Es geht um die Gendermedizin. Eine Wissenschaft, die enorm wichtig ist und unverständlicherweise stiefmütterlich behandelt wird“, erklärte heute, Mittwoch, die Kärntner Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner im Rahmen einer Pressekonferenz. „Krankheiten sind nicht geschlechtsneutral: Frauen und Männer haben unterschiedliche Krankheitssymptome, der Krankheitsverlauf ist anders, auch Medikamente wirken unterschiedlich.“ Genau diesen „anderen“ Umständen nimmt sich die Gendermedizin an. „Und das ist gut, wichtig und – wie gesagt – lebensnotwendig! Ich habe bereits 2017 einen Antrag eingebracht, die Gendermedizin verpflichtend in der Ärzte-Ausbildung zu verankern. Passiert ist bis heute nichts. Deshalb geht nun Kärnten voran – und wird Modellregion für Gendermedizin“, informierte Prettner.

Die Gendermedizinerin Miriam Hufgard-Leitner von der MedUni Wien bezeichnete das als „ehrgeizige und einzigartige Initiative“: „Ich habe die monatelangen Vorbereitungen miterlebt – ich bin fasziniert und euphorisch, dass dieses Modell in Kärnten umgesetzt wird“, betonte sie. Das Maßnahmenpaket fußt auf drei Säulen: Zum einen auf der Ausbildungsschiene für Ärzte, aber auch für Pflegeberufe; zum anderen auf der Fort- und Weiterbildung; und drittens auf der Sensibilisierung der Bevölkerung. „Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Ausbildung sowie Fortbildung für Ärzte und Pflegeberufe. Wir werden jedes Jahr fünf Kärntner Ärzten die Diplomausbildung „Gender medicine“ an der österreichischen Ärzteakademie finanzieren.

„Das Diplom umfasst zehn Module und dauert 3 bis 4 Semester. Im Gegenzug für die Finanzierung werden uns die Teilnehmer künftig als Vortagende und Multiplikatoren zur Verfügung stehen“, erklärte Prettner. Parallel dazu wird – in Kooperation mit der Ärztekammer Kärnten und organisiert und finanziert vom KGF - eine Fortbildungsreihe starten. Beginn ist bereits nächste Woche, am 23. 11. Es sei auch ein großes Anliegen der Ärztekammerpräsidentin Petra Preiss gewesen, diese Fortbildungsreihe zu etablieren. Preiss selbst musste ihre Teilnahme an der Pressekonferenz kurzfristig absagen.

„Zudem werden wir die Gendermedizin auch in der Ausbildung der Pflegeberufe verankern – sowohl an der FH Kärnten als auch an den GuK-Schulen“, kündigte Prettner an. Die dritte Säule, die Sensibilisierung der Bevölkerung, werde federführend vom Kärntner Gesundheitsfonds durchgeführt: Gemeinsam mit der MiniMed und den 117 gesunden Gemeinden wird es ab 2022 Vorträge, Seminare, Veranstaltungsreihen geben. Geplant ist im Frühsommer auch eine internationale Konferenz.

Hufgard-Leitner machte deutlich, wie essentiell Gendermedizin respektive geschlechtsspezifische Medizin ist: „Erleiden Frauen beispielsweise einen Herzinfarkt, zeigen sie meist andere und oft weniger dramatische Symptome. Der stechende Brustschmerz, der in den linken Arm ausstrahlt, bleibt bei Frauen oft aus. Stattdessen klagen sie häufig über Übelkeit, ein Symptom, das auch Ärzte nicht gleich mit einem Herzinfarkt in Verbindung bringen. Während Männer umgehend richtig behandelt werden, verstreicht bei Frauen wertvolle Zeit…“, so Hufgard-Leitner.

Die unterschiedlichen Symptome und Krankheitsverläufe würden bei zahlreichen Erkrankungen auftreten – bis hin zur Coronaerkrankung. Wie Hufgard-Leitner ausführte, erkranken aktuell am Coronavirus weltweit etwa gleich viele Männer wie Frauen. Allerdings weisen Männer schwerere Krankheitsverläufe auf; auch die Corona-Sterberate sei bei Männern auffallend höher als bei Frauen. Die Gendermedizin sei international dabei, die Gründe zu erforschen. Und sie machte klar: „Gendermedizin bedeutet nicht Frauenmedizin; sie nützt genauso auch Männern. Als ganzheitlicher Ansatz beschäftigt sie sich mit allen Organen und Krankheitsbildern.“ Hufgard-Leitner hält es für nötig, der Gendermedizin mehr Aufmerksamkeit zu schenken – „daher bin ich wirklich glücklich, dass Kärnten hier vorangeht.“



Quelle: Land Kärnten

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