vonRedaktion Salzburg
JULI 12, 2024
Unterstützung für mehr als 340 Anträge / Schwerpunkt im Pinzgau und Pongau / Drei Fragen an Experte Egon Leitner
(LK) Hochwasser, Muren oder Lawinen. Wenn Salzburgerinnen und Salzburger von Naturgewalten betroffen sind, dann sind sie im Extremfall nicht alleine. Der Katastrophenfonds des Landes hilft rasch und unbürokratisch. Diese Woche wurden bei der aktuellen Kommissionssitzung rund 2,4 Millionen Euro für mehr als 340 Anträge aus 80 Gemeinden beschlossen. Ein Schwerpunkt: der Pinzgau und Pongau, der beim Starkregen 2023 viele Schäden zu verzeichnen hatte.
Diese Woche wurden 2,4 Millionen Euro für Geschädigte aus dem Katastrophenfonds beschlossen. Im Archivbild: LR Josef Schwaiger im Raurisertal nach den Überschwemmungen im Sommer 2023 mit Anton Mühltaler, Bgm. Peter Loitfellner und Martin Zopp (Land Salzburg).
Rund 340 Anträge wurden bei der Kommissionssitzung des Katastrophenfonds am Montag bewilligt. Die Gesamtschadenssumme betrug rund 6,1 Millionen Euro. „Rund 2,4 Millionen Euro zahlt das Land über den Fonds aus, wir lassen jedenfalls niemanden zurück. Beispielsweise waren von den rund 2,4 Millionen Euro rund 400.000 Euro für Soforthilfemaßnahmen reserviert“, betont Landesrat Josef Schwaiger.
60 Millionen Euro in fünf Jahren
In den vergangenen fünf Jahren wurden rund 7.900 Katastrophenfonds-Fälle durch das Land behandelt. „Ein besonders starkes Jahr war 2021, mit dem Hochwassersommer, der vor allem Hallein und den Oberpinzgau heimgesucht hat“, sagt Landesrat Josef Schwaiger. Rund 60 Millionen Euro konnten von Seiten des Landes so an Betroffene ausbezahlt werden. Im Schnitt waren es rund zwölf Millionen Euro pro Jahr. Die gesamte Schadenssumme lag in diesem Zeitraum bei rund 97 Millionen Euro.
Schwaiger: „Rund 3.000 Fälle pro Jahr.“
Die Unterstützungshöhe des Katastrophenfonds beträgt rund 30 Prozent der Schadenssumme, wobei diese bei sehr hohen Schäden und sozialen Gründen auch höher ausfallen kann. Die Unterstützung greift immer dann, wenn Schäden am Eigentum nicht in voller Höhe versichert beziehungsweise versicherbar sind oder Sofortmaßnahmen benötigt werden. „Unsere Experten beobachten eine deutliche Zunahme an Fällen für den Fonds. Vor zehn Jahren waren es im Schnitt jährlich 1.000 Fälle, jetzt sind es 3.000. Ein Problem ist oftmals, dass Gebäude oder Betriebe zwar versichert sind, die Versicherungssummen jedoch zu gering sind. Daher wurden mit Jahresbeginn die Richtlinien im Fonds geändert. Schrittweise wurden die Eigenversicherungssummen auf 15.000 Euro für private Häuser und 30.000 Euro für Betriebe erhöht“, so Schwaiger.
Klimawandel sorgt für mehr Schäden
„Die Zunahme dieser Fälle ist laut Experten insbesonders auf den Klimawandel zurückzuführen. Mittlerweile gibt es in Salzburg ein Drittel mehr Tage mit Starkregen. Früher kamen 50 bis 60 Liter pro Quadratmeter alle 30 Jahre vor, jetzt kommt so etwas mehrmals jährlich vor. Der Starkregen fällt auch über 2.500 Meter Seehöhe und geht teilweise bis in die Wintermonate. Der Permafrost taut, dadurch kommen schneller enorme Mengen an Geschiebe zusammen. Das führt zwangsläufig zum Verlust von Lebens- und Wirtschaftsraum sowie landwirtschaftlichen Flächen“, betont der Landesrat.
Schwerpunkt „Innergebirg“
Bei der heutigen Sitzung wurden vor allem Schäden behandelt, die im August 2023 verzeichnet wurden. Bis dato sind beispielsweise bereits rund 1,1 Millionen Euro für Betroffene im Mittersiller Ortsteil Rettenbach abgerechnet worden. Rund eine Millionen Euro erhielten bereits Geschädigte der Pinzgauer Gemeinde Rauris. Rund die gleiche Summe wurde auch an Geschädigte in St. Johann im Pongau ausbezahlt. Von den rund 340 behandelten Schadensfällen wurden rund 120 durch Orkane verursacht. Dahinter folgen Erdrutsche, Hochwässer sowie Schneedruck.
Zunahme an Waldschäden
Derzeit werden rund 1.050 offene Anträge vom Katastrophenfonds bearbeitet. Etwa zwei Drittel betreffen Schäden in Wäldern aufgrund von Orkanen beziehungsweise Schneedruck. Für Landesrat Josef Schwaiger ist dieser Umstand gleich doppelt problematisch: „Einerseits muss das Schadholz aufwändig durch die Grundbesitzer aufgearbeitet werden und andererseits verlieren wir so auch einen Teil der Schutzwirkung des Waldes in den betroffenen Gebieten.“
Experte berät umfassend
Egon Leitner ist beim Land Salzburg als Koordinator für den Katastrophenfonds tätig. Seit rund 13 Jahren arbeitet er in diesem Bereich und hat seither mehr als 15.000 Fälle bearbeitet. Mit dem Landes-Medienzentrum (LMZ) hat er darüber gesprochen, was zu tun ist, wenn der Katastrophenfall eintritt.
LMZ: Wie unterstützt das Land Betroffene nach einem Naturereignis?
Leitner: Das Land unterstützt auf zwei Ebenen. Erstens mit einer Schadensberatung. Wir können rund 40 Sachverständige beiziehen, die zu den Betroffenen fahren. Das sind etwa Förster, Wegebauer, Kolleginnen und Kollegen vom landesgeologischen Dienst, der Schutzwasserwirtschaft oder vom Referat Agrarwirtschaft, Bodenschutz und Almen sowie der Wildbach- und Lawinenverbauung. Der zweite Punkt ist die finanzielle Unterstützung. Wir haben die Möglichkeit, Vorschüsse für Härtefälle auszubezahlen – etwa wenn ein sehr hoher Schaden gegeben ist und das Familieneinkommen gering ist. Hier geht es darum, dass Sanierungsmaßnahmen sofort starten können. Auch bei der Abwicklung von Spendengeldern, wenn diese von Gemeinden gesammelt werden, unterstützen wir.
LMZ: Wie funktioniert die Dokumentation und welche Unterlagen werden dabei benötigt?
Leitner: Über die Land Salzburg App ist seit mehreren Jahren eine Onlineantragstellung möglich. Rund 3.400 Anträge sind bereits digital eingelangt. Man muss nur einige persönliche Daten eingeben und Fotos vom Schaden hochladen. Das dauert zirka zehn Minuten und ist für uns ganz wichtig, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Dann entscheiden wir, welcher Sachverständige vor Ort gebraucht wird. In der Regel kommen die ersten Anträge rund eine Woche nach einer Katastrophe, wenn die ersten Aufräumarbeiten durchgeführt wurden. Die Eigenversicherung wird immer wichtiger, bitte überprüfen sie mit ihrer Versicherung die Abdeckung bei Elementarschäden.
LMZ: Sie sind bereits seit rund 13 Jahren als Experte im Einsatz und haben unzählige Familien nach Krisenereignissen geholfen. Was bleibt da im Gedächtnis?
Leitner: Die Betroffenen sind sehr dankbar, dass wir als Land ihnen rasch und unbürokratisch helfen können. Aber wir hören auch zu, sprechen ihnen Mut zu und geben auch eine Perspektive für die Zukunft, beispielsweise für eine Verbauung. Besonders schlimm sind immer Fälle, bei denen der Wohnbereich betroffen ist. Wir nehmen uns dabei jene Zeit, die wir brauchen und arbeiten jeden Gebäude- und Betriebsschaden individuell ab. Und für diese Arbeit haben wir auch die Unterstützung durch den Ressortchef. Landesrat Josef Schwaiger ist nach Katastrophen selbst immer einer der Ersten, der in den direkten Austausch mit den Betroffenen geht.
Einfache Beantragung
Anträge auf Beihilfe aus dem Katastrophenfonds können auf elektronischem Weg unter www.salzburg.gv.at/katastrophenfonds und sowie über die Land Salzburg App eingereicht werden. Der Antrag muss dabei innerhalb von sechs Monaten nach Schadenseintritt erfolgen.
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Quelle: Land Salzburg