vonRedaktion Salzburg
NOVEMBER 04, 2021
LH Kaiser und LR Gruber unter Teilnehmenden – Kaiser fordert in weltweiter Klimapolitik weniger Lobbyismus und mehr gesellschaftlichen Gesamtblick
Klagenfurt (LPD). Die Konferenz erneuerbare Energie Kärnten stand heute, Mittwoch, unter dem Motto „Energie und Politik – Visionen und Realitäten. Wie Europas und Österreichs Klimaziele unser Handeln prägen“. Über 400 Teilnehmende sind der Einladung der Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft (Kelag) gefolgt, ein großer Teil von ihnen verfolgte die Referate online. Landeshauptmann Peter Kaiser brachte in seiner Rede vier wesentliche Pfeiler in Bezug auf die Klimakrise aufs Tapet: Leistbarkeit, Versorgungssicherheit, ökologische Vernunft und eine gerechte Wende. Seitens der Landesregierung war auch Landesrat Martin Gruber im Casineum Velden anwesend.
Kaiser betonte, dass die Energiewende in Wohlstands- und Mangelgesellschaften gleichermaßen schwer umzusetzen sei. „Wir benötigen buchstäblich einen langen Atem“, sagte er. Eine wichtige Rolle komme der Wissenschaft zu, auch den Gesellschaftswissenschaften. Immerhin werde die Wende ebenso im Denken, Empfinden, Fühlen, in Gewohnheiten vieles verändern. Der Landeshauptmann meinte, dass wir dabei eine Arbeitsteilung benötigen werden. Er führte die Corona-Pandemie an, die eine weltweite Epidemie sei, der aber nicht weltweit geschlossen begegnet werde. „Auch die Klimakrise ist global und erfordert supranationales Handeln“, so Kaiser. In diesem Zusammenhang hob er die EU hervor, deren Green Deal und die Kohäsionspolitik. Letztere werde auch entscheidend sein, weil sie eine Ebene des Angleichens von stärkeren und schwächeren Ländern darstelle.
„In der Klimapolitik müssen wir uns aber auch mit der sozialen Dimension beschäftigen“, so Kaiser weiter. Es dürfe niemand zurückgelassen werden, auch nicht andere Staaten und Erdteile. Der Landeshauptmann forderte außerdem, dass die Atomkraft nicht über eine Hintertür neue Bedeutung bekommen dürfe. Gebraucht werde auch eine neue finanzpolitische Philosophie. „Es geht darum, was wir tun müssen, um nicht mehrfach zu zahlen“, so Kaiser. Kosten des Nichthandelns würden letztlich entstehende Schäden, unausweichliche Anpassungen und Strafzahlungen verursachen.
In Bezug auf die Klimakrise nannte Kaiser vier wesentliche Pfeiler. Sicherzustellen seien die Versorgungssicherheit sowie die Leistbarkeit von Strom, Wärme und Mobilität für alle. Vorzugehen sei mit ökologischer Vernunft, Kärnten nehme schon jetzt bei seinen Entscheidungen Bezug auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Die Wende müsse vor allem auch gerecht sein, betonte der Landeshauptmann. Dabei sollte nach einem Verursacher-/Verbraucherprinzip vorgegangen werden. Er denke da an eine regulatorische Gerechtigkeit und es müsse auch möglich sein, Vorteile zu requirieren. Insbesondere sei eine korrekte Bepreisung von CO2 und Schadstoffen notwendig.
Die Situation in Kärnten beleuchtend, meinte Kaiser, dass ein Maßnahmenmix benötigt werde. Er sprach die Photovoltaik an und sagte, dass der öffentliche Verkehr noch mehr in den Mittelpunkt zu rücken sei. Zudem sei Energiearmut entgegenzusteuern und die Leitungssicherheit weiter auszubauen. Leitungssicherheit sei ein wesentlicher Standortfaktor und zum Beispiel auch für Infineon mehr als entscheidend. Einen ganz radikalen Schritt werde Kärnten in Bezug auf die Vermeidung von Bodenversiegelung setzen. Permanent adaptieren wolle man den Kärntner Energiemasterplan. Bei der Stromerzeugung liege Kärntens größtes Potential auf Dächern und zu überdachenden Parkflächen. „Insgesamt wünsche ich mir in der weltweiten Klimapolitik weniger Lobbyismus und mehr gesellschaftlichen Gesamtblick. Bei den Maßnahmen geht es immerhin um unser kollektives Überleben“, betonte Kaiser.
Kelag-Vorstandssprecher Manfred Freitag sprach zum Thema „Versorgungssicherheit auch in Krisenzeiten“. In den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte er auch den Begriff der Enkeltauglichkeit. Mit Maßnahmen gegen die Klimakrise seien wir schon sehr, sehr spät dran. „Wir müssen alle alles tun“, betonte Freitag. Die Energiewende werde auch uns alle was kosten – doch nichts zu tun, sei um ein Vielfaches teurer. Wie der Kelag-Vorstand erklärte, sei die Energiewende vor allem eine Mobilitäts- und Wärmewende – hier sei der Hebel anzusetzen.
Kelag-Aufsichtsratsvorsitzender Gilbert Isep referierte über die gesellschaftspolitische Verantwortung der Regionalversorger. Er sprach von der Klimakatastrophe, die Menschenleben fordere, Ernten, Wohlstand und Arbeitsplätze vernichte. Saubere und nachhaltige Energie sei ein wertvolles Gut, man müsse damit sorgsam und sparsam umgehen. Die Kelag investiere massiv in diese Richtung und schaffe damit auch Zukunftschancen für die Jugend sowie Lehrlingsarbeitsplätze. Außerdem trage sie dazu bei, dass Kärnten ein guter Platz zum Leben und Arbeiten sei.
Informationen und Konferenzprogramm: www.kelag.at/konferenz-erneuerbare-energie-23882.htm
Quelle: Land Kärnten