vonRedaktion International
DEZEMBER 10, 2022
Die Wiener Strategien zum Erhalt der Biodiversität im Gleichklang mit der UNO Artenschutzkonferenz
Sommer auf der Wiese, Grillen zirpen, Bienen summen und vor deinen Füßen huscht eine Eidechse in Richtung ihres Verstecks. Erlebnisse, die wir bald nur noch aus Erzählungen kennen, wenn wir die Klimakrise nicht als Gesamtheit, sondern als alleinstehende Herausforderung ansehen.
„Klimaschutz und Biodiversität gehen Hand in Hand“, betont Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky anlässlich der 15. UN Biodiversitäts-Konferenz im kanadischen Quebec. „Je mehr der Klimawandel voranschreitet, desto mehr kommt auch die Biodiversität unter Druck. Umgekehrt gilt aber auch: Der Einsatz für Klimaschutz unterstützt und fördert über weite Strecken den Erhalt und die Förderung der Arten.“
UN Biodiversitätskonferenz startet
Diese Woche startete die COP 15, die UN Biodiversitätskonferenz in Montreal. Regierungen aus aller Welt kommen zusammen, um sich auf gemeinsame Ziele zum Schutze der Biodiversität zu einigen.
In ihrer Veröffentlichung zur Konferenz appellieren die Verantwortlichen, rasch Artenschutzmaßnahmen zu ergreifen, denn die Welt steuert auf das größte Artensterben seit dem Aussterben der Dinosaurier hin. Mittlerweile sind rund eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.
Artenschutz hat oberste Priorität
„Unser Ziel ist klar“, bringt Jürgen Czernohorszky es auf den Punkt; „wir werden alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um den Artenreichtum Wiens zu bewahren und zu fördern!“
Und damit steht Wien nicht alleine da. Die Aufstockung des Österreichischen Biodiversitätsfonds durch EU-Mittel im Jahr 2022 hat die Wirksamkeit des Fonds wesentlich gestärkt.
Doch mehr geht immer! Daher unterstützt Wien die Forderung ans Klimaschutzministerium, den Österreichischen Biodiversitätsfonds mit weiterem, zusätzlichen Budget auszustatten, um tiefgreifende und nachhaltige Maßnahmen zum Schutz der österreichischen Biodiversität umsetzen zu können. Bis zum Ende der Legislaturperiode soll eine Milliarde Euro erreicht werden.
Zusätzlich ist sicherzustellen, dass der Biodiversitätsfonds, der derzeit nur bis zum Jahr 2026 finanziert ist, langfristig abgesichert wird. Eine transparente Vergabe auf Basis von klar formulierten wissenschaftlich fundierten Ausschreibungsprinzipien und wissenschaftsgeleiteten Begutachtungsverfahren ist weiter auszubauen.
Wiener Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität
Der Artenreichtum in Wien ist für eine Großstadt dieser Dimension beachtenswert – einige von ihnen kommen sogar vorwiegend nur hier vor, wie zum Beispiel das Wiener Nachtpfauenauge oder auch die Wiener Schnirkelschnecke.
Wissenschaftliche Untersuchungen bringen immer wieder erstaunliche Ergebnisse hervor. So wurden in Wien zuletzt 492 Wildbienenarten nachgewiesen. Das sind rund 70% aller in Österreich vorkommenden Bienenarten.
Wiener Wald- und Wiesen-Charta: Die Wiener Biodiversitätsstrategie
Kernstück des Biodiversitäts-Schwerpunktes ist die Wiener Wald- und Wiesen-Charta, die 2020 vom Wiener Landtag beschlossen wurde und deren Umsetzung ab heuer intensiviert wird. Bereits die in der Charta beschlossenen Schlüsselmaßnahmen helfen beim Klimaschutz und bei der Klimawandelanpassung – und sichern wichtige Lebensräume für die unterschiedlichsten, zum Teil streng geschützten Arten. Wie zum Beispiel:
Sicherung des Grünraumanteils von Wien bei mehr als 50 % Aufforstungen in den waldarmen Teilen Wiens Sicherung der möglichst großen Vielfalt heimischer, standortgerechter Arten quantitative und qualitative Sicherung und Entwicklung der Wiesenflächen Renaturierung von Fließgewässern Maßnahmen und Unterstützung für Baumverantwortliche zur Vermeidung nicht notwendiger Sicherungsschnitte Forschungskooperationen und Intensivierung der Klima- und Umweltbildung
Die wichtigsten Umsetzungsschritte im Detail:
Förderung der Biodiversität
Sei es die Erhaltung und Pflege von Wiesen, die Initiative zur Pestizidminimierung in Wien, die Auszeichnung naturnaher Gärten mit der Plakette „Naturnahe Grünoase“ oder auch Vertragsnaturschutz-Projekte für den Artenreichtum in der Landwirtschaft. Um Verbindungen zwischen den großen Naturräumen in Wien zu schaffen, werden auch artenreiche Trittstein-Biotope gefördert und errichtet – wie zum Beispiel die Fassaden-, Dach- und Innenhofbegrünungen, die gleichzeitig helfen, innerstädtische Hitzeinseln abzumildern.
Erhalt und Erweiterung naturnaher Gewässer
Bei den Gewässern ist es vor allem die Naturnahe Ausgestaltung von Uferbereichen, das Entfernen von harten Sohl- und Uferverbauungen sowie die Pflanzung und Pflege standorttypischer, heimischer Gehölzarten in den Uferbereichen, die Errichtung von Kleingewässern als Lebensraum für Amphibien, Reptilien und andere Kleinlebewesen oder die Durchgängigkeit für Fische in Fließgewässern.
Schutz der Wälder
In Wiens Wäldern wiederum hat die naturnahe Bewirtschaftung höchste Priorität: Wie etwa kahlschlagfreie Baumentnahmen und schonender Abtransport – etwa durch Pferde, Baumkronen bzw. Altholz werden als Lebensraum und Nahrungsstätte für seltene Arten im Wald belassen. Insgesamt werden 10 % der gesamten Waldfläche und auch im bewirtschafteten Wald pro Hektar mindestens 5 geeignete Biotopbäume außer Nutzung gestellt.
„Die Sicherung und Förderung des Artenreichtums im ganzen Stadtgebiet sichert gleichzeitig auch die Stabilität der Grünlebensräume im Klimawandel und ist daher ein essentieller Faktor für Klimaschutz und Klimawandelanpassung“, betont Czernohorszky.
Die Leitsätze und Schlüsselmaßnahmen zum Nachlesen: https://bit.ly/3HnKgU2
Quelle: Stadt Wien