vonRedaktion Salzburg
JUNI 21, 2023
LH Doskozil: „Neben dem wissenschaftlichen Diskurs ist das Symposium auch der Erinnerung an die vertriebenen und ermordeten Burgenland-Juden gewidmet."
Seit Ende April 2022 dient die ehemalige Synagoge Kobersdorf als Ort für Kultur- und Bildungsveranstaltungen. Im Zuge der neuen Programmschiene „Wissenschaft in der Synagoge“ laden das Land Burgenland und die Burgenländische Forschungsgesellschaft herzlich zum wissenschaftlichen Symposium mit dem Titel „85 Jahre ‚Anschluss‘. Die jüdischen Gemeinden des Burgenlandes aus lokalhistorischer Sicht“ am 28. und 29. Juni 2023. Das Land Burgenland bekenne sich umfassend zu seinem jüdischen Erbe, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil: „Es ist uns daher ein Anliegen, unter anderem die ehemaligen Synagogen in Kobersdorf und Stadtschlaining nach den Renovierungen nun mit Leben zu erfüllen. So ist auch das Symposium in Kobersdorf ein starkes Zeichen gelebter Erinnerungskultur.“ Neben zahlreichen Vorträgen und dem Gedenken an die ehemaligen „Sieben Gemeinden“ wird es auch ein Gespräch mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der zweiten Generation aus den USA, Schweden und Israel geben. Darüber hinaus wird ein Rundgang durch die Ausstellung „Für das Kind – Museum zur Erinnerung“ über die Kindertransporte der Jahre 1938 und 1939 nach Großbritannien angeboten. Als Vorprogramm findet am 27. Juni auf Burg Schlaining ein Konzert der Klezmerband „Quattro Grammo“ statt.
Im Mittelpunkt dieses zweitägigen Symposiums stehen die Entwicklungen rund um die jüdischen Gemeinden des Burgenlandes unmittelbar vor, während und nach dem „Anschluss“ 1938. Auch noch 85 Jahre nach der Vertreibung der Burgenland-Juden eröffnet die historische Forschung immer wieder neue, bisher unbekannte Aspekte, die nicht selten ein anderes Licht auf die geschichtlichen Ereignisse werfen. Dabei führte vor allem die lokalhistorische Forschung zur Geschichte des österreichischen Judentums lange Zeit ein Schattendasein. Von einigen frühen Anfängen abgesehen, setzte erst in den 80er Jahren in einem größeren Ausmaß die historische Aufarbeitung ein, oft getragen von lokalen Historikern oder geschichtlich interessierten Personen, die Zugang zu Gemeindearchiven hatten und auch auf ein noch vorhandenes lokales Wissen zurückgreifen konnten. Die Geschichte auch regional aufzuarbeiten, sei enorm wichtig, so LH Doskozil: „Eines der Ziele des Symposiums ist es daher, das lokalhistorische Wissen zu erweitern, aber auch einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Neben diesen wissenschaftlichen Aspekten ist das Symposium aber auch der Erinnerung an die vertriebenen und ermordeten Burgenland-Juden gewidmet.“ In Zusammenarbeit mit dem Verein Misrachi Österreich wird es dazu einen Akt des Gedenkens geben. In einer abschließenden Gesprächsrunde kommen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus der sogenannten next generation zu Wort, allesamt Nachkommen vertriebener burgenländisch-jüdischer Familien.
Zu Wort kommen neben Keynote-Speaker Prof. Dr. Gerhard Botz Experten wie Gerhard Baumgartner (DÖW), Gerald Lamprecht und Janina Böck-Koroschitz (Institut für jüdische Geschichte Österreichs, St. Pölten) internationale Historiker aus Israel und der Tschechischen Republik.
Das Symposium wendet sich sowohl an Expertinnen und Experten als auch an interessierte Laien, die mehr über die Geschichte der Burgenland-Juden erfahren wollen.
Der Eintritt zum Symposium ist frei. Die Beginn- und Endzeiten des Symposiums sind auf die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus Wien abgestimmt. Nähere Informationen zu den internationalen Referenten des Symposiums finden Sie im Programmheft, das unter: www.forschungsgesellschaft.at/synagoge abgerufen oder direkt bei der Burgenländischen Forschungsgesellschaft, Domplatz 21, 7000 Eisenstadt, office@forschungsgesellschaft.at, bestellt werden kann. Um Anmeldung über die Webseite oder per E-Mail wird gebeten.
Vorprogramm: Konzert mit „Quattro Grammo“ auf Burg Schlaining
Das Land Burgenland möchte Sie außerdem auf das Vorprogramm am Dienstag, 27. Juni 2023 hinweisen. Ab 19.30 Uhr können ZuhörerInnen auf Burg Schlaining dem feinen Klang der Klezmer Musik lauschen. Das Konzert mit „Quattro Grammo“ wird veranstaltet vom Verein Zukunft Schlaining. Eintritt: 10 €. Um Anmeldung wird gebeten unter info@stadtschlaining.bgld.gv.at.
Quelle: Land Burgenland