vonRedaktion Salzburg
DEZEMBER 14, 2024
LH Kaiser: Dank für kritische Reflexion und vielfältiges Wirken im Kulturland Kärnten – 13 Kulturpreise mit Fördersumme von 91.000 Euro und erstmals auch Wulfenpreis übergeben
OSSIACH. Der Kärntner Schriftsteller Josef Winkler erhielt gestern, Freitag, den mit 20.000 Euro dotierten Kulturpreis des Landes in der Kategorie Literatur. Landeshauptmann Peter Kaiser verlieh in der Carinthischen Musikakademie Ossiach zudem gemeinsam mit Angelika Hödl vom Kärntner Kulturgremium und Kulturabteilungsleiterin Brigitte Winkler-Komar acht Förderungs-, drei Würdigungs- und einen Anerkennungspreis. Insgesamt sind diese 13 Preise mit einer Fördersumme von 91.000 Euro dotiert. Die Verleihungen basieren auf Empfehlungen des unabhängigen Kärntner Kulturgremiums. Zusätzlich und erstmals im Rahmen der Kulturpreisverleihungen wurde der mit 5.000 Euro dotierte Wulfenpreis des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten überreicht. Die Rede zur Lage der Kultur hielt heuer der Schriftsteller Antonio Fian.
Kaiser dankte den Kärntner Kunst- und Kulturschaffenden für ihre „fast seismographische, kritische Reflexion der politischen und gesellschaftlichen Vorgänge im Land und darüber hinaus“. Die Kulturpreisverleihungen sollen auch Anerkennung für das vielfältige Wirken im Kulturland Kärnten sein. Der Kulturreferent verhehlte nicht, dass noch einiges positiv zu verändern wäre. Auch in der aktuell schwierigen finanziellen Situation wolle man aber Perspektiven schaffen. In diesem Sinne nannte er den partizipativen Prozess bei der Erstellung der Kunst- und Kulturstrategie Kärnten/Koroška.
Der Landeshauptmann freute sich, heute sechs Frauen, fünf Männer, ein Duo und zwei Kulturvereine mit Kulturpreisen auszeichnen zu können und dazu noch den Wulfenpreis zu überreichen. Mit Kulturpreisträger Josef Winkler würden ihn zwei Dinge verbinden, sagte er augenzwinkernd: „Karl May und die Bootshausbrücke im Strandbad“. Winkler habe dem Land viel gegeben, so Kaiser weiter: „Er ist kritisches Korrektiv, findet oft harte Worte, die nicht immer alle vertragen.“ Zu Anmerkungen, dass Winkler den Kulturpreis des Landes zu spät erhalte, sagte Kaiser im Hinblick auf die vielen internationalen Auszeichnungen des Autors: „Das Beste kommt danach, nicht zum Schluss.“
„Ich hatte etwas vorbereitet, aber das war nicht gut, ich habe es weggeworfen“, begann Kulturpreisträger Winkler seine Dankesworte und sagte, dass er sich über den Preis sehr freue. Er berichtete dann davon, wie er mit seiner Familie in Mexiko den „Día de los Muertos“ (=Tag der Toten) erlebte. Bei fast jedem Grab habe jemand mit einer Eisenstange hineingestochert. Die Menschen hätten ihm erzählt, dass sie damit die Geister der Toten aufwecken wollen. „Das ist die Metapher meines Schreibens. Mein Thema ist ein kleiner Friedhof, ich bin aus diesem nie rausgekommen. Es geht mir um dieses immer, immer tiefer gehen“, so Winkler.
Die Laudatio für Winkler hielt der Germanist und Literaturkritiker Klaus Kastberger. Er bezeichnete Winkler als eine der wichtigsten Figuren der deutschsprachigen Literatur. Dieser habe u.a. den Büchner-Preis und den Großen Österreichischen Staatspreis erhalten und sei Präsident des österreichischen Kunstsenats. „Josef Winkler ist ein Kärntner Autor von internationalem Format, der es über Jahrzehnte in Kärnten ausgehalten hat und es hier augenscheinlich noch immer aushält“, so Kastberger. In Winklers Literatur verwirkliche sich ein „radikaler Herrschaftsanspruch des Bildes, eine Entfesselung von Metaphern“. Winkler habe Kärnten zu einem eigenen und hervorstechenden literarischen Kontinent gemacht. „Kaum ein anderer Kärntner Dichter hätte sich diese größte literarische Auszeichnung, die heute an ihn vergeben wird, mehr verdient als Josef Winkler“, betonte Kastberger.
In seiner Rede zur Lage der Kultur warnte Antonio Fian davor, dass der Begriff „Kultur“ durch Inflationierung zu einem Instrument der Verharmlosung wird. Kultur als Konglomerat aus Künsten und Wissenschaften sei aber „eine wichtige Säule dieser unserer momentan, auch im Wortsinn, unter Beschuss stehenden demokratischen Gesellschaftsordnung“. Es gelte, das Möglichste zu tun und gegenzusteuern, „damit wir uns nicht in absehbarer Zeit wiederfinden in einer Kultur der totalen Kulturlosigkeit“. Fian attestierte, dass es der Kultur schlecht gehe, sie von der Politik stiefmütterlich behandelt werde und zu wenig Geld für die Kultur da sei. „Preisvergaben wie diese sind zumindest Hoffnungsschimmer, dass noch nicht alles verloren ist“, sagte er.
Angelika Hödl sprach als Vorsitzende des Kärntner Kulturgremiums von einer „Gefährdung unserer Lebensversicherung“. Der Kultur gehe es lokal und international an den Kragen. Sie zitierte aus einem offenen Brief an das Europäische Parlament: „Wo die offene, überparteiliche, grenzüberschreitende Kultur verschwindet, verschwindet irgendwann auch das europäische Einigungs- und Friedensprojekt selbst.“ Ihre Wertschätzung drückte Hödl dafür aus, dass Landeshauptmann Kaiser gewillt ist, mit dem partizipativ angelegten Kulturstrategieprozess die Notwendigkeit und den Stellenwert von Kunst und Kultur für Kärnten/Koroška und darüber hinaus sicht- und begreifbarer zu machen. Ihren Dank richtete sie auch an ihre 63 Kolleginnen und Kollegen im Kärntner Kulturgremium.
Die acht Förderungspreise zu je 5.000 Euro gingen an: Terese Kasalicky (Bildende Kunst), Mira Stadler (Darstellende Kunst), Verena Repar (Elektronische Medien, Fotografie und Film), Barbara Juch (Literatur), das Duo SONOMA, bestehend aus Mira und Sara Gregori? (Musik), Lukas Joham (Volkskultur, konnte nicht anwesend sein), Franz Hartlieb (Geistes- und Sozialwissenschaften) und Patrick Rodler (Naturwissenschaften/technische Wissenschaften). Der mit 7.000 Euro dotierte Anerkennungspreis für besondere Leistungen im Bereich der freien Kulturarbeit ging zu gleichen Teilen an die Kulturvereine „ZARJA“ (Wilhelm und Maria Ošina) und „PERŠMAN“ (Markus Gönitzer, Eva Kristina Hartmann), beide aus der Gemeinde Eisenkappel-Vellach/Železna Kapla. Elias Molitschnig erhielt den Würdigungspreis (8.000 Euro) für besondere Leistungen in der Architektur und für Verdienste um die Baukultur. Ein weiterer Würdigungspreis (8.000 Euro) im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften wurde Cristina Beretta verliehen. Zudem nominierte der Fachbeirat des Kulturgremiums Cvetka Lipuš für den Würdigungspreis (8.000 Euro) im Bereich Literatur.
Der erstmals im Rahmen der Kulturpreisverleihungen überreichte Wulfenpreis (5.000 Euro) ging an Klaus Krainer von der ARGE Naturschutz. Helmut Zwander als Präsident des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten verwies auf Krainers unzählige Projekte zum Schutz der Kärntner Natur. Der Preis sei seit 2010 dreimal vergeben worden und nach dem Universalgelehrten Franz Xaver Freiherr von Wulfen (1728-1805) benannt.
Zweisprachig moderiert wurde die Veranstaltung von Sabine und Michael Kristof-Kranzelbinder. Für die musikalische Umrahmung sorgten Michael Schwarzenbacher und Marlene Förstel. Begrüßt wurden unter anderem die slowenische Generalkonsulin Maja Balant Slobodjanac, Stiftspfarrer Erich Aichholzer, Bundesrat Manfred Mertel, die Landtagsabgeordneten Markus Malle, Herwig Seiser, Ruth Feistritzer und Stefan Sandrieser, Brigadier Horst Hofer und Landesamtsdirektor-Stellvertreter Markus Matschek.
Quelle: Land Kärnten