vonRedaktion Salzburg
FEBRUAR 03, 2022
Vorarlberg passt Landwirtschaftsstrategie neuen Erfordernissen und Gegebenheiten an – Landwirtschaftslandesrat: „Aktualisierung erfolgt unter breiter Mitwirkung“
Bregenz (VLK) – Vorarlberg setzt die Anstrengungen für eine zukunftsorientierte, moderne und nachhaltige Landwirtschaft unvermindert fort. Bis Ende des Jahres soll die Landwirtschaftsstrategie „Landwirt.schafft.Leben“ überarbeitet und an neue Erfordernisse und Gegebenheiten angepasst werden – „unter breiter Mitwirkung von unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren“, wie der zuständige Landesrat Christian Gantner am Donnerstag (3. Februar) zum offiziellen Prozessauftakt informierte. Sieben ausgewogen besetzte Fokusgruppen beschäftigen sich inhaltlich mit verschiedenen Themenbereichen, identifizieren Chancen sowie Möglichkeiten und entwickeln ganz konkrete Maßnahmen. „In die Umsetzung wollen wir ab 2023 kommen“, so Gantner.
Der Anteil aktiver Bäuerinnen und Bauern an der Bevölkerung liegt hierzulande zwar nur bei rund zwei Prozent. Deren Arbeit beeinflusse das tägliche Leben der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger jedoch zu hundert Prozent, verweist der Landesrat auf die vielfältigen bäuerlichen Leistungen, die vielen von uns oft gar nicht so bewusst und bekannt sind. Die Produktion von hochwertigen Lebensmitteln ist nämlich nur ein Teilaspekt. Nicht weniger wertvoll ist der Beitrag, den die bäuerliche Bevölkerung zum Erhalt und zur Pflege des Lebensraums erbringt. Als „eindrucksvollstes Beispiel“ führt der Landesrat diesbezüglich unsere Alpen an, deren Zugänglichkeit und Infrastruktur ohne bäuerliches Zutun nicht gegeben wäre und die eine wichtige Grundlage für den Tourismus sind. „Das alles macht unsere Landwirtschaft zum Nährboden der Gesellschaft: Sie schafft die Basis für Leben, indem sie einerseits Lebensenergie spendet und andererseits Lebensraum schafft“, erläutert Gantner.
Verschiedene Blickwinkel einbeziehen
Um unterschiedliche Perspektiven abzudecken, werden in die nunmehr gestartete Strategieüberarbeitung Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Bereichen eingebunden – neben der Landwirtschaft auch aus dem Tourismus, der Gastronomie, dem verarbeitenden Sektor, dem Umweltschutz, aber auch Konsumentinnen bzw. Konsumenten aus der Vorarlberger Bevölkerung. Nominiert sind Frauen und Männer von jung bis alt, aus unterschiedlichen Branchen und Lebensbereichen. „Weil in ihrem täglichen Leben hundert Prozent der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger betroffen sind, wollen wir auch den Strategieprozess offen gestalten und möglichst viele unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen lassen“, beschreibt Gantner den bewusst gewählten Ansatz.
Besonderer Fokus auf Regionalität
„Vitale Lebensräume“, „Stabile regionale Lebensmittelversorgung“ oder „Unternehmen Bauernhof“ sind einige der zu bearbeitenden Themenfelder. Zusätzlich gibt es sieben Querschnittsthemen wie beispielsweise „Bio“ und „Bildung“, die in alle Themenfelder miteinfließen und überall mitgedacht werden sollen. Ein besonderer Fokus wird auf Regionalität gelegt, betont der Landesrat: „Gerade die Pandemie hat uns vor Augen geführt, welche Bedeutung regionale Versorgungssicherheit für uns alle hat“.
Das bestätigt auch der Agrarökonom und Landwirtschaftsexperte Professor Leopold Kirner, der in Wien an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik und an der Universität für Bodenkultur lehrt und den Strategieprozess fachlich begleitet: „Es gibt in der Bevölkerung eine große Sehnsucht nach landwirtschaftlichen Themen und dem ländlichen Raum – sowohl was Ernährung betrifft, aber auch Wohnen, Arbeit, Freizeit und Urlaub“.
Landwirtschaft-Bevölkerung-Dialog intensivieren
Professor Kirner spricht sich dafür aus, den Dialog zwischen Landwirtinnen bzw. Landwirten und der Vorarlberger Bevölkerung zu intensivieren: „Es ist wichtig zu erkennen, welchen Trends Konsumentinnen und Konsumenten folgen. Genauso wichtig ist es, dass die Leistungen der Landwirtschaft sichtbar werden und die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger wissen, wie sie eine starke regionale Landwirtschaft unterstützen können. Dazu braucht es einen Austausch.“ Es gehe um eine Landwirtschaft, „die allen nützt – der Gesellschaft, der Umwelt und natürlich den Bäuerinnen und Bauern selbst“, umreißt der Landesrat die verantwortungsvolle Aufgabe für die Mitglieder in den Fokusgruppen.
Leitplanken für den Vorarlberger Strategieprozess sind laut Gantner die europäischen Vorgaben für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP). Der nationale GAP-Strategieplan wurde vom Bund Ende 2021 bei der Europäischen Kommission eingereicht und wird ab 2023 umgesetzt. Für die Weiterentwicklung der Vorarlberger Landwirtschaftsstrategie wurde ein ambitionierter Zeitplan fixiert. „Bis Ende des Jahres liegt ein Strategiepapier vor, mit dem sich die Vorarlberger Landwirtschaft in eine erfolgreiche Zukunft für alle führen lässt“, zeigt sich der Landesrat zuversichtlich.
Themen der sieben Fokusgruppen:
1. Klima, Boden, Wasser, Luft, Biodiversität
2. Tierwohl in der Nutztierhaltung
3. Stabile, regionale Lebensmittelversorgung
4. Vitale Lebensräume
5. Dialog und Sichtbarkeit
6. Unternehmen Bauernhof
7. Landwirt.schafft Neues
Quelle: Land Vorarlberg