vonRedaktion Salzburg
NOVEMBER 28, 2020
Tiergesundheit, Tierwohl und Qualitätssicherung sind sowohl für die Landwirtschaft als auch für Konsument/innen zentrale Anliegen. Den wachsenden Herausforderungen in diesen Bereichen kann durch eine österreichweite Abstimmung der Tiergesundheitsdienste am besten entsprochen werden. Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger begrüßt daher den Beschluss der Landes-Agrarreferenten zur Einrichtung eines Österreichischen Tiergesundheitsdienstes (ÖTGD): „Als Tierhaltungsland Nummer Eins liegt uns sehr viel an einer intensiveren Zusammenarbeit im Bereich der Tiergesundheit. Oberösterreich hat daher die Idee einer Etablierung einer Dachorganisation, welche mit den bestehenden Ländertiergesundheitsdiensten und dem Geflügelgesundheitsdienst koordinierend zusammenarbeiten soll, eingebracht und vorangetrieben. Aktuelle und zukünftige Herausforderungen können nur gemeinsam bewältigt werden.“
Große Herausforderungen für Länder-Tiergesundheitsdienste (TGD)In den kommenden Jahren kommen durch das EU-Tiergesundheitsrecht, das EU-Tierarzneimittelrecht, die Farm-to-Fork Strategie und dem Green Deal, dem Ziel der Reduktion des Antibiotika-Einsatzes und der Reduktion von Eingriffen bei Nutztieren große Herausforderungen auf die landwirtschaftliche Nutztierhaltung zu. Auch das Regierungsprogramm 2020-2024 forciert den Tierschutz und die Lebensmittelsicherheit, möchte eine Strategie gegen Antibiotika-resistente Keime erarbeiten und das Krisenmanagement im Tierseuchenfall stärken. Im Auftrag der Landesagrarreferenten der Bundesländer wurde daher von den zuständigen Ministerien das Projekt „Zukunftsprozess Tiergesundheit Österreich“ eingerichtet. „Ziel des Prozesses war es, die aktuelle TGD Struktur auf ihre Zukunftsfähigkeit zu prüfen und ein Konzept zur Weiterentwicklung zu erarbeiten. Es hat sich gezeigt, dass die bestehenden Strukturen in den Bundesländern für die kommenden Herausforderungen nicht adäquat sind. Es braucht die Koordination und Zusammenarbeit auf einer höheren Ebene, um unsere landwirtschaftlichen Betriebe auch in Zukunft optimal zu betreuen“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.
Fokus auf neue Struktur und DatenmanagementDas Projekt zur Weiterentwicklung der Landesdienste leitet Dr. Gottfried Schoder vom Oö Tiergesundheitsdienst: „Aus der Fülle von Vorschlägen ein effizientes Modell zu entwickeln, war schon eine gewisse Herausforderung. In allen Projektgruppen war der Willen der Mitglieder spürbar, eine Veränderung herbeizuführen und aktiv daran mitzuarbeiten. In der neuen Struktur sind wir für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gut aufgestellt.“
Aufbauend auf den bestehenden Länder-Tiergesundheitsdiensten und der Qualitätsgeflügelvereinigung (QGV) wird die Dachorganisation „Österreichischer Tiergesundheitsdienst - ÖTGD“ entstehen. Als Kommunikationsdrehscheibe mit den Länder-TGD dient die „TGD Geschäftsstellen Konferenz“. Mitglieder dieser Organisation sind neben den Länder-TGD und der QGV die Bundes-Branchen-Organisationen, TGD Tierärzte und Wirtschaftsbeteiligte. Ministerien und Interessensvertretungen werden als außerordentliche Mitglieder geführt. Auf Ebene der Tierarten (Rind, Schwein, etc.) werden Branchen-Tiergesundheitsdienste eingerichtet. Innerhalb dieser Branchen-TGD sind Ausschüsse unter Berücksichtigung der ganzen Produktionskette zu etablieren. Dies führt zu mehr an Eigenständigkeit und Stärkung der Zuständigkeit.
Die bestehende Vielzahl an Einzeldatenbanken, jeweils auf die Bedürfnisse einzelner Branche abgestimmt, erschwert die Beantwortung zentraler Fragestellungen über Tiersparten oder Organisationen. Darüber hinaus ist oft auch nicht ersichtlich, ob eine Mehrfachspeicherung von Daten in unterschiedlichen Einzeldatenbanken erfolgt. Daher wird ein übergeordnetes Datensystems, das Tiergesundheitsdatensystem AHDS (Animal Health Data Service) eingeführt. „Um aus der Fülle der Daten im Bereich Tiergesundheit auch belastbare Informationen und schnelle Antworten auf Fragen zu bewerkstelligen, müssen die vorhandenen Datenbanken kompatibel werden. Ziel ist eine Web-Applikation, die Daten aus dem gesamten Bereich der Tiergesundheit miteinander vernetzt. Die bessere Datenverfügbarkeit soll für Tierärztinnen und Tierärzte aber auch für die landwirtschaftlichen Betriebe eine Erleichterung bringen. Wie unsere Strategie »Zukunft Landwirtschaft 2030« klargemacht hat, müssen wir gerade im Bereich Entbürokratisierung vorankommen. Die neue Struktur des TGD ist dabei ein wesentlicher Bestandteil“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.
Aufnahme der Tätigkeit im Jahr 2023Die Rechtsbasis für einen ÖTGD soll im Rahmen der nationalen Umsetzung des Europäischen Tiergesundheits- und Tierarzneimittelrechts im Jahr 2021 geschaffen werden. So wie in der aktuellen Tiergesundheitsdienst-Verordnung, sind die rechtlichen Regelungen für die Anerkennung und Aufgaben eines ÖTGD festzulegen. Wenn die Rechtsbasis geschaffen wurde, kann mit der strukturellen Anpassung begonnen werden. „Pünktlich zum Start der neuen europäischen Förderperiode im Jahr 2023 soll dann auch der Österreichische Tiergesundheitsdienst operativ tätig werden. Damit sind wir gut aufgestellt für die kommenden Herausforderungen“, so Hiegelsberger abschließend.
Der Tiergesundheitsdienst OberösterreichIm Verein Oberösterreichischer Tiergesundheitsdienst arbeiten Landwirtinnen und Landwirte sowie Tierärztinnen und Tierärzte eng zusammen und schließen einen Betreuungsvertrag ab. In dieser Betreuung ist eine regelmäßige Betriebsvisite – auch ohne Anlass einer Erkrankung – vorgesehen, bei der die gesundheitliche Entwicklung des Tierbestandes gemeinsam analysiert und gegebenenfalls Abhilfemaßnahmen entwickelt werden. Ziel dabei ist es, Probleme rechtzeitig zu erkennen und vorbeugend dagegen zu wirken, um den Einsatz von Tierarzneimitteln möglichst gering zu halten.Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Tiergesundheitsdienstes werden Untersuchungen vom Land gefördert günstiger angeboten, wie beispielsweise die Obduktion verendeter Tiere in der TKV Oberösterreich oder die bakteriologische Milchuntersuchung im TGD-Labor. Im Rahmen des Betreuungsvertrages darf die Tierhalterin / der Tierhalter auch in die Anwendung von Medikamenten eingebunden werden, welche die Betreuungstierärztin / der Betreuungstierarzt nach der Diagnosestellung verschreibt.Mit Stichtag 31.Dezember 2019 hatten 10.374 Betriebe ein anerkanntes Betreuungsverhältnis mit einem von 195 Betreuungstierärzten abgeschlossen. Etwa ein Viertel der TGD-Betriebe sind Schweinehalter und drei Viertel sind Rinderhalter. Insgesamt werden etwa 61 Prozent der Rinderbetriebe und 72 Prozent der Schweinebetriebe im TGD betreut.Wesentliche Leistungen des Oö. Tiergesundheitsdienstes sind unter anderem die TGD-Programme.
Beispiele dafür sind:
• Eutergesundheitsprogramm bei Milchrindern (Erhaltung und Verbesserung der Eutergesundheit zur Vermeidung von Qualitätsmängeln und Arzneimitteleinsatz), dafür werden u.a. bakteriologische Milchuntersuchungen angeboten;
• Programm zur Überwachung von PRRS in österreichischen Herdebuchzuchtbetrieben beim Schwein, einer wirtschaftlichen bedeutenden Erkrankung der Schweine;
• Bekämpfung und Überwachung von Maedi/Visna, CAE und Brucella ovis bei Schafen und Ziegen.Innerhalb des Oö. Tiergesundheitsdienstes werden zahlreiche Fortbildungen sowohl für Landwirt/innen als auch Tierärztinnen und Tierärzte angeboten.Weitere Informationen sind auf der Homepage des Oö. Tiergesundheitsdienstes (www.ooe-tgd.at) zu finden.
Quelle: Land Oberösterreich