vonRedaktion Salzburg
JUNI 09, 2021
Künftige Hofübernehmer/innen und Landwirt/innen können Auswirkungen von Starkregen auf die bewirtschafteten Flächen von nun an erleben und Schäden verhindern
Starkregen kann zu Hangwasserabflüssen führen. Hangwasserabflüsse verursachen große Schäden an Gebäuden und Infrastruktur und können flächendeckend in Oberösterreich auftreten.
Nun haben erstmals in Österreich Junglandwirtinnen und Junglandwirte sowie Hofübernehmerinnen und Hofübernehmer die Möglichkeit, Auswirkungen von Starkniederschlägen auf landwirtschaftliche Flächen live zu erleben. Neben Schäden an Gebäuden und Infrastruktur führen Hangwasserabflüsse auch zum Verlust von wertvollem Humus und Oberboden auf Ackerflächen. Die Bodenfruchtbarkeit geht verloren, Probleme mit Anrainern und Einträge in Oberflächengewässer sind die Folge.
Durch geeignete Bewirtschaftungsformen und Ackerkulturen, welche auf Grund der Bodenbedeckung und Durchwurzelung des Bodens diesen an Ort und Stelle halten, können Schäden verringert oder vermieden werden.
Wasserlandesrat Komm. Ing. Wolfgang Klinger und Agrarlandesrat Max Hiegelsberger war es ein Anliegen, dass das Thema Hangwasser bereits in die Ausbildung der Landwirtinnen und Landwirte integriert wird. Daher haben sie sich für den Erwerb einer Starkregensimulationsanlage – kurz „Beregnungsanlage“ – eingesetzt und die erforderlichen Finanzmittel bereitgestellt. Unter Federführung der Abteilung Wasserwirtschaft, Gruppe Hochwasserschutz wurde das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) aufgrund der langen Erfahrungen mit Beregnungsversuchen mit der Konzeption der Anlage betraut. Die Beregnungsanlage wurde im Rahmen eines Schulprojektes aufgebaut.
„Hangwässer sind ein allgemein unterschätztes Problem, dem aber verhältnismäßig leicht beizukommen ist. Die Abteilung Wasserwirtschaft beschäftigt sich in zahlreichen Projekten des Hochwasserschutzes auch damit. Durch die Erstellung detaillierter Hangwasserkarten stellen wir fundierte Informationen zum Abflussgeschehen zur Verfügung, die als Planungsgrundlage für Raumplanerinnen, Raumplaner, Häuslbauerinnen, Häuselbauer und auch für Landwirtinnen und Landwirte dienen. Mit der Starkregensimulationsanlage wurde ein wertvolles Instrument speziell für unsere Landwirte entwickelt. Wenn man weiß, wo Hangwässer auftreten können und wie sie sich auswirken, dann kann man durch geeignete und gezielte Maßnahmen Sicherheit für Boden und Heimat schaffen. Ich gehe davon aus, dass mit der Beregnungsanlage für die Flächenbewirtschafter sichtbar gemacht wird, wie sich Bewirtschaftungsmaßnahmen auf den Oberflächenabfluss und den Rückhalt des Bodens auf der Fläche auswirken“, begrüßt LR Klinger das Projekt.
„Gesunde, humusreiche Böden sind die Produktionsgrundlage der Landwirtschaft. Sie sichern unsere Ernährung und sind entscheidende Kohlenstoffspeicher im Kampf gegen den Klimawandel. Die Verhinderung von Abschwemmungen und Humusverlusten ist mittlerweile fester Bestandteil der landwirtschaftlichen Praxis. Die Beregnungsanlage verankert das Thema noch stärker in der Ausbildung der zukünftigen Hofübernehmer und Hofübernehmerinnen. Live dabei zu sein, wenn der wertvolle Boden sinnbildlich zwischen den Fingern zerrinnt, schafft bleibendes Bewusstsein“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. Schüler/innen des ABZ Altmünster werden künftig Flächen mit einer Größe von 50 m² mit einem Starkregen, der mit der Regensimulationsanlage aufgebracht wird, beaufschlagen.
„100 Liter je Quadratmeter werden in einer Stunde künstlich beregnet. Dies entspricht einem Niederschlag, wie er in einigen Bereich in Oberösterreich statistisch gesehen alle 100 Jahre vom Himmel herunterprasselt, “ erläutert Dr. Bernhard Kohl vom BFW.
Bei dieser Niederschlagsmenge entstehen auf einem frisch bearbeiteten und für die Einsaat vorbereiteten Feld in der Versuchsanlage kleine Rinnsale, die sich auf einem geneigten Hang auf der Versuchsfläche mit einer Länge von 10 m zu erdbraunen, kleinen Bächen entwickeln. Das abfließende Wasser wird während des Versuches gesammelt, die abfließende Menge gemessen und der Anteil des abgeschwemmten Bodens ermittelt.
Für die Schüler/innen wird es jedenfalls spannend, da die Starkregensimulationsanlage auf Grund ihrer einfachen Konzeption und der Zerlegbarkeit mobil ist und so verschiedenste Bewirtschaftungsflächen hinsichtlich der Empfindlichkeit gegenüber dem Abschwemmen untersucht werden und prägende Eindrücke für das spätere Berufsleben gesammelt werden können.
Quelle: Land Oberösterreich