vonRedaktion Salzburg
APRIL 16, 2021
LH-Stv. Pernkopf informierte über aktuelle Intensivkapazitäten
Zur aktuellen COVID-Lage in den NÖ-Kliniken mit Schwerpunkt auf die Intensivkapazitäten fand am heutigen Donnerstag im Universitätsklinikum St. Pölten ein Mediengespräch statt. LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, Intensivmediziner und ÖGARI-Vizepräsident Christoph Hörmann, Stationsleiterin DGKP Sabine Gubi, DGKP Markus Korntheuer und LGA-Direktor Markus Klamminger sprachen dabei von einer „nach wie vor sehr angespannten Lage.“
„Wir haben es momentan mit einer sehr, sehr angespannten Lage auf den Intensivstationen zu tun“, eröffnete LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf das Gespräch vor Medienvertretern. Die Zahl der Corona-Infizierten habe sich auf einem hohen Niveau stabilisiert, aber bei den spitalspflichtigen Personen befinde man sich auf einem sehr hohen Plateau. Vor allem der Anteil der Corona-Intensivpatienten sei enorm. „Das ist extrem fordernd für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken“, so der LH-Stellvertreter, der darauf verwies, dass es primär nicht um Intensivbetten gehe, da diese nur Möbelstücke seien. „Es geht um das Pflegepersonal, das seit mehr als einem Jahr täglich Höchstleistungen erbringt, und das nicht beliebig aufgestockt werden kann. Das sind jene Menschen, die Erfahrung und Ausbildung haben müssen.“
Pernkopf verwies darauf, dass es zudem nicht nur um Corona gehe, sondern auch um alle anderen Krankheiten und Unfälle. „Es kann jeden treffen, der rasch eine Intensivbehandlung benötigt. Daher habe ich null Verständnis für Leugner und Verschwörer, die sich an nichts halten und auch keine Testangebote annehmen. Denn Testen und Impfen ist der einzige Ausweg aus der Pandemie. Es gibt Menschen, die noch nie Testen waren. Das ist verantwortungslos!“ Dass die Impfung wirke, zeige sich in den Pflege- und Betreuungszentren. Aktuell gebe es dort nur wenige infizierte Bewohner, Mitte Dezember seien es noch über 400 gewesen. Für kommende Woche stellte Pernkopf weitere Impftermine in Aussicht.
Der Intensivmediziner Christoph Hörmann betonte, dass „wir jetzt die Patienten auf die Intensivstationen bekommen, die sich vor sechs bis acht Tagen infiziert haben. Wir sehen zwar wunderbar auf Dashboards, wie viele COVID-Patienten auf Intensivstationen betreut werden, aber wir können die anderen Notfälle nicht abschaffen. Es gibt den akuten Herzinfarkt, Verkehrsunfall, andere Infektionskrankheiten, die genauso stattfinden wie sonst. Auch ohne Pandemie sind unsere Intensivstationen zwischen 80 und 90 Prozent ausgelastet.“ Um für die aktuelle Welle gerüstet zu sein, wurden zusätzliche Intensivkapazitäten geschaffen und auch bereits pensionierte Kräfte wieder einberufen. Dadurch könne man den momentanen Aufwand bewältigen. Jedenfalls müsse aber die Neuinfektionsrate gesenkt werden, damit die derzeitige Plateau-Phase nicht weiter überschritten wird. Hörmann dazu: „Der durchschnittliche Intensivpatient liegt drei bis fünf Tage auf der Intensivstation, der durchschnittliche COVID-Patient liegt drei bis vier Wochen auf der Intensivstation. Aus Solidarität mit den Erkrankten ist es ein Gebot der Stunde, alles Vernünftige zu tun, um die Infektionen weiter zu senken.“
Stationsleiterin Sabine Gubi ging auf die Lage in den Stationen ein und unterstrich, dass „man als diplomierte Pflegekraft eine mehrjährige Ausbildung braucht, um auf einer Intensivstation Patienten selbstständig betreuen zu können. Es bedarf eines speziellen technischen, pflegerischen, medizinischen Wissens. Das ist leider nicht möglich, dass man das in einem Schnellsiederkurs erlernt.“
Der diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger Markus Korntheuer sprach über die Herausforderungen bei der Stationsarbeit: „Wir sehen sehr viele schwere Krankheitsverläufe – auch bei jungen Patienten, die oft langen Wellentälern gleichen.“ Auch wenn das auf Intensivstationen grundsätzlich zum Alltag gehöre, sei das „in dieser Summe für mich persönlich außergewöhnlich gewesen.“
Der Direktor der Landesgesundheitsagentur, Markus Klamminger, hob die massive Belastung für das Personal hervor und bedankte sich für das Durchhaltevermögen: „Mit zusätzlichem Personal konnten und können wir unterstützen. Seit voriger Woche können wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zudem eine psychologische Betreuung und Unterstützung anbieten. Ich bin sehr froh, dass wir dieses Angebot setzen können.“ Im Hinblick auf die OP-Kapazitäten seien nicht dringliche und geplante Eingriffe laut Klamminger „kaum oder gar nicht durchgeführt und verschoben worden, um Kapazitäten freizuhalten.“ Derzeit liegen gleich viele COVID-Intensivpatienten wie „normale“ Intensivpatienten in den NÖ-Kliniken. „Wir hoffen, dass die Zahlen durch die Maßnahmen konstant bleiben und zurückgehen“, ergänzte der LGA-Direktor.
Quelle: Land Niederösterreich