vonRedaktion Salzburg
SEPTEMBER 15, 2021
Land Kärnten, Stadt Klagenfurt und Kärntner Privatstiftung einigen sich mit Familienmitgliedern Ingeborg Bachmanns: Privatstiftung kauft Haus in der Klagenfurter Henselstraße - Bachmann-Haus wird Museum – LH Kaiser: „Wir würdigen eine Weltliteratin und lassen Phasen ihres Lebens für die Nachwelt erlebbar und nachvollziehbar werden!“
Klagenfurt (LPD). Nicht mehr der Bachmann-Preis alleine wird über Kärntens literarische Grenzen hinaus strahlen. In Zukunft wird das Leben, Schaffen und Werden Ingeborg Bachmanns ganzjährig erlebbar. Kulturreferent Landeshauptmann Peter Kaiser präsentierte heute, Mittwoch, die Grundlagen dafür. Im Beisein der Familie Ingeborg Bachmanns, dem Bruder Heinz und der Schwester Isolde Moser, und mit den Vertretern der Kärntner Privatstiftung und Bürgermeister Christian Scheider, unterschrieb Kaiser heute den Geschäftsbesorgungs- und Kooperationsvertrag, wonach die Kärntner Privatstiftung das Bachmann-Haus in der Henselstraße in Klagenfurt mit einem finanziellen Aufwand von 500.000 Euro erwirbt.
„Wir setzen heute damit einen wichtigen Schritt für Kärnten, für die Literaturwelt, für die Kultur, für die Nachwelt. Mit dem Erwerb des Bachmann-Hauses machen wir das Schaffen, Leben und Werden Ingeborg Bachmanns für die Nachwelt erlebbar und nachvollziehbar. Aus diesem Haus wird ein Museum, zugänglich das ganze Jahr, mit der notwendigen Authentizität, um den Geist, den Spirit, der Weltliteratin zu spüren “, betonte Kaiser im Zuge der Vertragsunterzeichnung. Nicht nur der museale Auftrag werde erfüllt werden, auch an kleine Veranstaltungen im Gartenbereich ist gedacht sowie sogar an eine Art-Residence für junge Künstler.
Möbel, Kleidung, die Bibliothek, die Schreibmaschine der Schriftstellerin und ihr Schreibtisch - der gesamte Bestand ist im Urzustand aus der Zeit erhalten, in der Ingeborg Bachmann zuerst mit ihrer Familie und später während der Kriegswirren allein gelebt hat - und wird es für die Nachwelt nun bleiben. Es gebe laut Heiz Bachmann wohl keine Sammlung eines Schriftstellers, einer Schriftstellerin, im deutschsprachigen Raum in dieser Größenordnung.
Kaiser dankte der Familie der Schriftstellerin für die Bereitschaft, das Haus als Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Es wird ein aktiver Teil des Kulturgeschehens und es wird nationalen wie internationalen Literaturinteressierten und Schriftstellerinnen wie Schriftstellern ein Ort des Gedenkens, Denkens und der Muse sein“, so Kaiser. Der Landeshauptmann bedankte sich auch bei den Vertretern der Privatstiftung, die die Verhandlungen begleitete und nun als Käufer auftreten kann. Durch den Erwerb verpflichten sich Stadt und Land weiters, das Haus nun bis zum Jahr 2024 zu adaptieren und der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ebenso die Kosten für den Umbau zu tragen.
Im Zuge der Vertragsunterzeichnung gab Heinz Bachmann einen kurzen Einblick in das Leben seiner Schwester Ingeborg im Haus in der Henselstraße, das die Familie bezog, weil es etwas mehr Platz bot, als das Gebäude in der Durchlassstraße in Klagenfurt. Ingeborg Bachmann lebte und wirkte in ihrem neuen Zuhause von 1933 bis 1945 und ihren Eltern war es zu verdanken, dass sie schon sehr früh erste Veröffentlichungen Ingeborgs gesammelt haben. In den Kriegsjahren lebte Ingeborg Bachmann alleine im Haus und absolvierte die Matura im Ursulinen-Gymnasium.
Bürgermeister Christian Scheider dankte allen involvierten Personen „für die gemeinsame Kraftanstrengung, um diese wichtige Adresse weiteren Generationen zugänglich zu machen“. Schriftsteller Josef Winkler, der Ideengeber für das Bachmann-Museum, ließ es sich nicht nehmen, auf die Bedeutung Ingeborg Bachmanns für die gesamte Republik Österreich hinzuweisen und den Umstand zu kritisieren, dass die Landeshauptstadt Klagenfurt nach wie vor über keine Bibliothek verfügt.
Quelle: Land Kärnten