vonRedaktion Salzburg
MÄRZ 25, 2022
Anlässlich einer Anzeige eines Autohauses im Bezirk Eferding im Oktober 2020 über einen versuchten Leasingbetrug beim Ankauf eines Pkw wurden von Beamten des Ermittlungsbereiches Diebstahl des Landeskriminalamtes Oberösterreich wegen Verdachtes des schweren Betruges Ermittlungen eingeleitet.
Wie sich in der Folge herausstellte, hatte sich eine in Wien ansässige serbisch-stämmige Tätergruppe Systemmängel und eingeschränkte Überprüfungsmöglichkeiten bei Finanzierungsanbietern zu Nutze gemacht und ein ausgeklügeltes Betrugssystem geschaffen. Die Ermittler waren erstaunt, in welchem Umfang, mit welcher Rücksichtslosigkeit und in welcher Größenordnung die Organisation agierte.
Wie sich zeigte, war die Gruppierung hierarchisch aufgebaut und bestand aus mehreren Ebenen. Ein Täterkreis war beauftragt Personen aus dem sozialschwachen Milieu zu rekrutieren, die in der Folge als Leasingnehmer auftraten. Diese Personen wurden nicht nur im Osten Österreichs, sondern auch in der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Bulgarien und Serbien gesucht und gefunden. Ihnen wurden - für ihre persönlichen Verhältnisse - lukrative Geldbeträge geboten, damit sie ihre Personaldaten für Betrügereien in Österreich zur Verfügung stellen. Darunter befanden sich zahlreiche Personen, die weder lesen noch schreiben konnten. Die Organisation finanzierte auch die Ausstellung aktueller Personaldokumente, den Transport nach Österreich, die vorübergehende Unterbringung sowie notwendige Auslagen für attraktive Kleidung. Die genannten Personen wurden in Österreich polizeilich angemeldet, ein Konto eröffnet und mit gefälschten Lohnbestätigungen ausgestattet. Derart ausgerüstet wurden bei verschiedensten Autohäusern im Bundesgebiet Fahrzeuge zwischen 20.000 und 120.000 Euro angekauft und fremdfinanziert. Die angekauften Pkw wurden nach einigen Tagen ohne Wissen des Finanziers und somit Eigentümers wieder abgemeldet und weiterverkauft. Diese Vorgänge wiederholten sich so lange, bis sich Betrugsabteilungen der Finanzinstitute einschalteten und weitere Anfragen ablehnten. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Person wieder in ihr Heimatland geschickt und auch meistens um den versprochenen Lohn geprellt.
Als zweite Schiene wurden aus dem gleichen sozialen Milieu Geschäftsführer und Strohmänner für aufgekaufte Firmen gesucht. Diese Firmen waren operativ nicht mehr tätig und nur mehr Scheinkonstrukte. Bilanzen wurde erforderlichenfalls gefälscht und damit aktive Firmen vorgetäuscht. Der weitere Ablauf deckte sich mit der bereits beschriebenen Vorgehensweise aber in noch größerem Umfang.
Der Erlös aus den beschriebenen Aktivitäten wurde durch Einbringung der Mittel in weitgehend legale Geschäfte reingewaschen. Ihnen wird daher auch Geldwäsche angelastet. Ebenso werden ihnen massive Finanzvergehen, Sozialhilfemissbrauch und Urkundenfälschungen zur Last gelegt.
Insgesamt wurden 43 Personen der Staatsanwaltschaft Wien wegen gewerbsmäßig schweren Betruges in 111 Fällen und weiteren damit zusammenhängenden Delikten zur Anzeige gebracht. Die Schadenshöhe beträgt nach derzeitigem Stand über drei Millionen Euro.
26 auf diese Art betrügerisch erlangte Pkw konnten noch sichergestellt werden. Betroffen sind somit auch die Käufer dieser Fahrzeuge, die sich jetzt um ihre Fahrzeuge vor den Bezirksgerichten streiten müssen.
Acht Personen aus dieser Gruppierung befinden sich derzeit in Haft bzw. wurden bereits zu Haftstrafen verurteilt.
Quelle: LPD Oberösterreich