Vorarlberg: Langfristiger Ausbaubedarf der Bahninfrastruktur in Vorarlberg

vonRedaktion Salzburg
DEZEMBER 07, 2021

Vorarlberg

LR Rauch: Weitere Verdichtung des Schienenregionalverkehrs sowie Verbesserungen im Fernverkehr

Bregenz (VLK) – Im Mobilitätskonzept Vorarlberg 2019 wurde verankert, dass eine leistungsfähige Bahninfrastruktur im Rheintal und im Walgau sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr auch in Zukunft sicherzustellen ist. Nunmehr liegen die Ergebnisse einer Studie im Auftrag des Landes und der ÖBB Infrastruktur-AG vor, in welchen Bereichen im Zeithorizont 2040 Ausbaubedarf vorliegt, und in welchem Ausmaß eine langfristige Flächensicherung erfolgen soll. „Kernpunkte sind eine weitere Verdichtung des Schienenregionalverkehrs sowie Verbesserungen im Fernverkehr“, bringt es Landesrat Johannes Rauch auf den Punkt.

Das Land Vorarlberg und die ÖBB Infrastruktur-AG haben im Herbst 2020 die ExpertInnen des Planungsbüros SMA und Partner AG (Zürich) beauftragt, im Rahmen einer Studie die Weiterentwicklung des Taktsystems im Schienenregionalverkehr unter Berücksichtigung ausreichender Systemtrassen für den Güterverkehr in verschiedenen Szenarien zu untersuchen.
• Dabei sollen einerseits Angebotskonzepte für den Zeithorizont 2040 entwickelt werden, um eine Grundlage für den notwendigen Ausbaubedarf für das „Zielnetz 2040“ des Bundes zu erhalten.
• Andererseits wurden Szenarien für die sehr langfristige Weiterentwicklung des Bahnangebots (2050+) betrachtet, um Aussagen für eine notwendige raumplanerische Flächensicherung zu erhalten.

Angebotskonzepte und Ausbaubedarf im Zeithorizont 2040

Für die mittelfristige Entwicklung bis zum Jahr 2040 wurden etwa zehn Varianten von Angebotskonzepten entwickelt, die weitere Verdichtung des Schienenregionalverkehrs (innerhalb Vorarlbergs sowie grenzüberschreitend) sowie Verbesserungen im Fernverkehr vorsehen, berichtet der Landesrat. Zudem sollen für die angestrebte Stärkung des Schienengüterverkehrs ausreichend Systemtrassen für den Güterverkehr berücksichtigt werden, auch für eine zukünftig verbesserte Bedienbarkeit von Anschlussbahnen und Güterterminals.

Fokussierung auf zwei Varianten

Weiterverfolgt werden für den Zeithorizont 2040 noch zwei Varianten. Diese zeichnen sich aus durch:
• eine beschleunigte Lage des Fernverkehrs im Rheintal. Vorteil:
- Fahrzeitgewinn für Fernverkehrsfahrgäste nach Dornbirn und Bregenz
- Attraktive Umstiegsmöglichkeit vom Fernverkehr auf den Regionalverkehr der Line S3 Richtung Rheindelta und Schweiz
• die Weiterführung der S3 über Bregenz hinaus bis Lindau. Vorteil:
- Direktverbindung Schweiz, Lustenau, Hard, Lauterach nach Lochau/Lindau
- Möglichkeit der Bedienung von zwei seitens Bayern avisierten zusätzlichen Halten (Zech und Gewerbegebiet) zwischen Lochau und Lindau
• die Verdichtung des REX Bludenz-Bregenz auf einen Halbstundentakt (heute Stundentakt) mit stündlicher Durchbindungsmöglichkeit Richtung Friedrichshafen
• eine systematische Führung von Direktzügen von Frastanz oder Feldkirch nach St. Margrethen (je nach Variante: im Stunden- oder Halbstundentakt)
• Angebotsverdichtung im Walgau auf bis zu sechs Verbindungen pro Stunde
• Angebotsverdichtung im Abschnitt Feldkirch-Dornbirn auf bis zu acht Verbindungen pro Stunde; nördlich davon, bis zu zehn Verbindungen.

Drittes Gleis im unteren Rheintal, zweites Gleis Hard-Lustenau und Lochau-Bregenz

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit in einigen Teilbereichen die Schieneninfrastruktur auszubauen (siehe auch Grafiken):
- Zulage eines dritten Gleises von Bregenz südwärts bis Lauterach-Nord bzw. Wolfurt/Schwarzach
- Zulage eines zweiten Gleises zwischen Hard und Lustenau sowie zwischen Lochau und Bregenz-Hafen
- Adaptierungen in einigen Bahnhöfen






Für das Schienenangebot von Feldkirch in Richtung Liechtenstein und nach Buchs (CH) wurden verschiedene Annahmen in den Angebotskonzepten berücksichtigt. Die daraus resultierenden Infrastrukturmaßnahmen sind aber aufgrund der negativen Votums des Fürstentums Liechtenstein aus dem Jahr 2020 derzeit obsolet, für eine mittelfristige Weiterentwicklung auf dieser Strecke wird das Land Vorarlberg den Dialog mit den Verantwortlichen des Fürstentums Liechtenstein suchen.

Angebotsszenarien 2050+ und dafür notwendige raumplanerische Flächensicherung

Neben diesen Angebotskonzepten bis 2040 hat das schweizerische Fachbüro SMA im Rahmen der Studie auch sehr langfristige und ambitionierte Angebotskonzepte sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr in verschiedenen Varianten für den Zeithorizont 2050+ ausgearbeitet. „Auf deren Basis sollen Aussagen für das erforderliche Ausmaß der Flächensicherung im Bereich der bestehenden Bahninfrastruktur erhalten werden, um den Spielraum für die Weiterentwicklung der Bahninfrastruktur für künftige Generationen zu erhalten“, informiert Landesrat Rauch.

Insgesamt wurden 3 Szenarien für Angebotskonzepte im Jahre 2050 bzw. darüber hinaus entwickelt, die eine weitere Verdichtung im Fern- und Regionalverkehr vorsehen, Güterverkehrstrassen berücksichtigen, und auch mögliche Zukunftsprojekte wie z.B. einen Wälderexpress von Dornbirn-Wallenmahd nach Bersbuch und Egg/Mellau mit bedenken.

Als Ergebnis dieser langfristigen Betrachtung lässt sich zusammenfassen, dass je nach dem zugrunde gelegten Szenario für große Teilbereiche der Bahnstrecke im Rheintal zwischen Bregenz und Feldkirch ein 3. und 4. Gleis eine notwendige Voraussetzung wäre. Ebenfalls ist eine Flächenvorsorge für ein 2. Gleis von Bregenz – Hafen in Richtung Deutschland und in Teilbereichen der Strecke von Feldkirch in Richtung Buchs zu treffen. Schließlich hätten diese langfristigen Szenarien auch Auswirkungen auf einige Bahnhöfe in Form von zusätzlichen Bahnsteigen.

Im Sinne einer vorsorglichen Planung wird es deshalb notwendig sein, insbesondere für den Bereich zwischen Bregenz und Feldkirch eine raumplanerische Flächensicherung entlang der bestehenden Bahnlinie für die Weiterentwicklung des Systems Bahn für zukünftige Generationen vorzunehmen, sagt Landesrat Rauch.

Der finale Endbericht zur Studie der SMA + Partner AG wird bis Anfang des Jahres 2022 vorliegen.




Weiteres Vorgehen: Variantenstudie und Flächensicherung

Die ÖBB Infrastruktur-AG und das Land Vorarlberg beabsichtigen nunmehr, ehestmöglich im Zuge einer Variantenstudie für die Bereiche zwischen Bregenz und Wolfurt/Schwarzach und zwischen Bregenz-Hafen und Lochau, für welche auf Basis der Angebotskonzepte bereits im Zeithorizont 2040 ein Ausbaubedarf festgestellt wurde, verschiedene bauliche Varianten zur Umsetzung dieser Gleiszulegungen untersuchen zu lassen. Dabei sollen sowohl oberirdische als auch unterirdische Möglichkeiten sowie Mischvarianten betrachtet werden, und die Bestvariante dann planlich vertieft werden. So können auch Überlegungen aus vorliegenden Studien Dritter, wie etwa der «Vorstudie Eisenbahntrasse Großraum Bregenz» der ARGE Rhomberg-Zierl-BDO, in die weitere Planung einfließen.

Ergebnisse der Variantenstudie sollen im 2. Halbjahr 2022 vorliegen und dann in den Prozess «Zielnetz 2040» des Bundes eingespeist werden. Im Prozess «Zielnetz 2040» des Bundes erfolgt eine volkswirtschaftliche Kosten-/Nutzen-Betrachtung und anschließende transparente und objektive Priorisierung von einzelnen Ausbau-Modulen im österreichweiten ÖBB-Netz, und daraus eine Festlegung von Erweiterungsinvestitionen, welche vom Bund bis zum Jahr 2040 umgesetzt werden sollen. Der Bund beabsichtigt dann, bis Ende 2023 die Bewertung und Priorisierung für das «Zielnetz 2040» abzuschließen.

Ebenfalls beabsichtigt das Land Vorarlberg, das Thema Flächensicherung entlang der Bahnstrecke zwischen Bregenz und Feldkirch in den nächsten Monaten zu vertiefen:
Aufbauend auf einer Darstellung des langfristigen Flächenbedarfs sollen (seitens des Landes) potentielle Erschwernisse identifiziert werden. Gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden und Regionen sollen weiters mit der ÖBB Infrastruktur-AG Antworten erarbeitet werden.

Quelle: Land Vorarlberg

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