vonRedaktion Salzburg
APRIL 20, 2023
Ab sofort trägt der Gemeindebau in der Kleingasse 6-18 im 3. Wiener Gemeindebezirk den Namen des ehemaligen Politikers und Gewerkschafters, Rudolf Häuser. Die offizielle Namensgebung fand durch Bürgermeister Dr. Michael Ludwig, Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál und Bezirksvorsteher Erich Hohenberger statt.
„Schon von Jugend an war Rudolf Häuser politisch aktiv. Als junger Gewerkschaftsfunktionär wirkte er mit ganzem Einsatz dem Nationalsozialismus entgegen und kämpfte für Österreichs Unabhängigkeit und Demokratie. Er gehört damit zu jener Generation von bedeutenden Österreichern und Österreicherinnen, die, von den Erfahrungen der NS-Zeit stark geprägt, Österreich nach 1945 aufbauten und zu Frieden, Wohlstand und internationalem Ansehen führten. Als langjähriger Gewerkschaftsobmann und als Sozialminister hat er einen wichtigen persönlichen Beitrag für dieses Land geleistet. Die Benennung des Gemeindebaus in der Kleingasse 6-18 ist ein Zeichen der Wertschätzung, der Dankbarkeit und der Erinnerung an den mutigen und beherzten Demokraten und Menschen Rudolf Häuser“, so Bürgermeister Michael Ludwig.
„Rudolf Häusers politische Karriere war einzigartig und vielfältig. Seine Persönlichkeit wurde besonders geprägt durch seine Zeit im Konzentrationslager in Dachau. Sein Buch „Dachau 1945. Letzte Tage im KZ, Evakuierung, Flucht“ ist ein existenzieller Bestandteil gelebter Erinnerungskultur in Österreich. Sein mutiger Einsatz gegen den Nationalsozialismus und für Österreichs Stabilität und Frieden ist niemals vergessen und Vorbild für Generationen. Die neu erschaffenen Gemeindebauten nach dem Ende des 2. Weltkriegs sind Symbol für den Wiederaufbau Österreichs, zu dem Rudolf Häuser durch seine unermüdliche Arbeit zum Wohle der Republik beitrug. Mit dem Rudolf-Häuser-Hof wollen wir seiner Persönlichkeit ein Andenken setzen und sein Wirken gegenwärtig und sichtbar in der Öffentlichkeit halten.“, so Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.
Erfolgreicher Politiker und Gewerkschafter
Rudolf Häuser wurde am 19. März 1909 als Kind einer Arbeiterfamilie in Wien geboren. Nach einer Ausbildung am Technologischen Gewerbemuseum war er in den wirtschaftlich schwierigen 1930er-Jahren längere Zeit arbeitslos, bevor er als Hilfstechniker in einer Molkerei, später als Werkstättenleiter Arbeit fand.
Häuser war früh in der sozialdemokratischen Bewegung aktiv, unter anderem als Mitglied und Obmann der Sozialistischen Mittelschu?ler und in der Gewerkschaft. Im Jahr 1941 wurde er von der Gestapo verhaftet und bis 1945 im Konzentrationslager Dachau interniert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte er sich im Wiederaufbau des österreichischen Gewerkschaftsbundes, hatte darin verschiedene Funktionen inne und wurde 1962 Abgeordneter zum Nationalrat. Von 1970 bis 1976 war er als Vizekanzler und Sozialminister in der Regierung unter Bundeskanzler Bruno Kreisky.
Im Jahr 1995 veröffentlichte er das Buch „Dachau 1945. Letzte Tage im KZ, Evakuierung, Flucht“ mit seinen Notizen der letzten fu?nf Tage im KZ.
Ausgezeichnet mit der höchsten Auszeichnung Wiens, dem Großen Goldenen Ehrenzeichen fu?r Verdienste um das Land Wien mit dem Stern, starb Rudolf Häuser am 24. März 2000 in seiner Heimatstadt.
„Rudolf Häuser war ein glühender Gewerkschafter und Sozialdemokrat. Als Sozialminister unter Bruno Kreisky veranlasste er eine Reihe von Reformen, die ihresgleichen suchen. Auch seine Rolle im aktiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus darf nicht unerwähnt bleiben. Durch die Hofbenennung wird sein Andenken hochgehalten. Es freut mich sehr, dass seine Enkelkinder ebenfalls den Weg in die Politik gefunden haben und sich aktiv in der Landstraßer Bezirkspolitik engagieren“, so Bezirksvorsteher Hohenberger.
Zum Rudolf-Häuser-Hof
Noch bevor 1955 der Abriss des als "Dörfel" bezeichneten Alt-Erdberg begann, wurde bereits 1950/51 in der Kleingasse die Wohnhausanlage nach den Plänen der Architekten Rudolf Eisler und Josef Baudys errichtet. Das Dörfel bestand großteils aus ebenerdigen, langgestreckten Hofanlagen zwischen Baumgasse und Erdbergstraße, in denen bis 1918 zumeist Fuhrwerker und deren Familien wohnten. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren diese jedoch kaum noch bewohnbar und dienten als Notunterkünfte für Mittellose.
Die Wohnhausanlage ist um einen offenen Straßenhof zur Kleingasse angelegt und umschließt mit ihren beiden Straßenflügeln zwei kleine von der Straße abgetrennte Seitenhöfe. Der Gemeindebau umfasst insgesamt 125 Wohnungen, die sich auf 8 Stiegen verteilen, sowie zwei Waschküchen und 3 Geschäftslokale.
Durch die aktuell stattfindende thermische Sanierung der Wohnhausanlage kann der Heizwärmebedarf um bis zu 2/3 gesenkt werden. Die Sanierungsarbeiten werden bis ins Frühjahr 2024 abgeschlossen sein.
Quelle: Stadt Wien