vonRedaktion Salzburg
MAI 01, 2021
Neue Maßnahmen der Stadt Wien leisten Unterstützung für Lehrlinge und Lehrausbildungsbetriebe
Die Corona-Pandemie zeigt massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. 173.013 Wienerinnen und Wiener waren im März arbeitslos oder in Schulungen. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 14 %. Die Beschäftigtenzahl hat sich in den letzten Monaten leicht erholt und liegt bei 855.600, gut 2.000 unter dem Wert von März 2019. Hauptbetroffen von der Krise sind ältere Arbeitslose sowie junge Menschen. 23.859 15- bis 24-Jährige sind arbeitslos oder in Schulungen. In dieser Altersgruppe liegt die Arbeitslosigkeit nach wie vor über 9 % über dem Vorkrisenniveau. 4.099 junge Wienerinnen und Wiener sind derzeit auf der Suche nach einer Lehrstelle. Bereits in der ersten Phase der Corona-Krise hat die Stadt Wien ein Corona-Ausbildungspaket in der Höhe von 17 Mio. Euro geschnürt. Damit konnte die Zahl der Lehrstellen in Wien leicht erhöht werden. Wesentliche Inhalte dieses Pakets sind die Aufstockung der überbetrieblichen Lehrausbildung (ÜBA), die Jugendstiftung Zukunftsberufe sowie der Ausbildungsverbund für die schwer getroffene Wiener Gastronomie und Hotellerie, damit die Jugendlichen ihre Lehre fortsetzen können. Jetzt nimmt die Stadt Wien weitere 13 Mio. Euro in die Hand, um jungen Menschen eine gute Ausbildung und damit Jobchancen zu ermöglichen. Gleichzeitig hilft die Stadt Wien damit Wiener Unternehmen dabei, ihre Fachkräfte für die Zukunft zu sichern.
Bürgermeister Ludwig: „Menschen müssen wieder in Beschäftigung kommen“
Für Bürgermeister Michael Ludwig geht es um eine gute Berufsausbildung für tausende Jugendliche sowie junge Erwachsene und darum, ältere Arbeitslose wieder in Beschäftigung zu bringen: „Für mich ist der wichtigste Indikator für eine wirtschaftliche Erholung die Entwicklung am Arbeitsmarkt und ein wirklich signifikanter Rückgang der Arbeitslosigkeit. Wir müssen alles dafür tun, dass Menschen wieder in Beschäftigung kommen und dass niemand zurückbleibt. Zwei Gruppen erfordern unsere ganz besondere Aufmerksamkeit: die jungen Menschen, die eine gute Ausbildung für ihre berufliche Zukunft brauchen, und die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ohne unsere Unterstützung Gefahr laufen, dauerhaft am Arbeitsmarkt ausgegrenzt zu werden“, sagt Bürgermeister Michael Ludwig. „Die Lehrausbildung ist eine wichtige Säule für die Fachkräftesicherung in Wien und sie ist für viele junge Menschen Grundlage für bessere berufliche Entwicklungschancen. Ich werde deshalb die Sozialpartner und die Expertinnen und Experten des waff sowie des AMS einladen, um gemeinsam zu prüfen, wie wir die Vermittlung auf offene Lehrstellen weiter verbessern können und welche weiteren Maßnahmen notwendig sind. Meine Ankerkennung gilt allen Wiener Lehrbetrieben sowie den Ausbildnern und Ausbildnerinnen in der betrieblichen und überbetrieblichen Lehrausbildung. Aber es wird von uns auch niemals akzeptiert werden, dass viele – zum Teil hervorragend qualifizierte – Menschen keine Arbeit finden, nur weil sie ihren fünfzigsten Geburtstag hinter sich haben. Alter darf keine Hürde für die Aufnahme einer Beschäftigung sein. Das ist für mich eine Frage des Respekts gegenüber älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Deshalb haben wir die Joboffensive 50plus initiiert und werden konsequent daran festhalten. Wir werden den kommenden Aufschwung nutzen, um älteren Arbeitslosen weiterhin neue Beschäftigungschancen zu geben: im Bereich der privaten Wirtschaft, bei gemeinnützigen Einrichtungen und ganz sicher auch bei der Gemeinde Wien selbst.“
Wirtschaftsstadtrat Hanke: „Jugendliche haben das Recht auf gute Berufsausbildung“
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke betont: „Die Wiener Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, vor allem arbeitslose Menschen, müssen alle Chancen bekommen, um beruflich wieder durchstarten zu können. Alleine heuer stellen wir 120 Mio. Euro für neue und bessere Jobchancen der Wienerinnen und Wiener bereit. Das wichtigste Fundament ist eine gute und gefragte Qualifikation. Wir unterstützen sie dabei in jedem Abschnitt des Arbeitslebens, vom Start in den Beruf, über Weiterbildung bis hin zu Umstieg in einen neuen Job. Vor allem junge Menschen haben ein Recht auf eine gute Ausbildung.“
Mit dem 13 Mio. Euro schweren neuen Lehrlingspaket verfolge man zwei Stoßrichtungen, skizziert Hanke die Schwerpunkte: „Wir helfen den Jugendlichen, coronabedingte Lerndefizite durch geförderte Nachhilfeangebote wieder wett zu machen und ihre beruflichen Qualifikationen zu erweitern. Dafür verdoppeln wir die von der Wirtschaftskammer neu aufgelegte Förderung für Lehrlinge. Dieses Angebot soll bei jenen ankommen, die es am Dringendsten brauchen. Ich appelliere an die Jugendlichen und auch ihre Eltern: Ergreift diese Chance!“, sagt Peter Hanke.
Auch zum zweiten Teil des Paketes findet Hanke klare Worte: „Im wirtschaftlichen Aufschwung brauchen Unternehmen wieder Fachkräfte. Mit dem Wiener Ausbildungsbonus in der Höhe bis zu 3.000 Euro bieten wir eine Unterstützung für alle Lehrausbildungsbetriebe, die durch die Corona-Krise hart getroffen wurden und neue Lehrlinge aus Wien aufnehmen. Ausbildungsbetriebe der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft werden für das gesamte erste Lehrjahr eines Lehrlings von den Kosten des Lehrlingseinkommens befreit. Damit denken wir in Wien Arbeit und Wirtschaft gemeinsam.“
Hier die Maßnahmen im Detail:
Nachhilfekurse und Zusatzqualifikationen für Lehrlinge
Alle Expertinnen und Experten sind sich einig, dass das durch den Lockdown erzwungene Distance Learning bei vielen jungen Menschen in der Schul- oder Lehrausbildung teilweise zu gravierenden Lerndefiziten geführt haben. Diese Defizite sollen durch zusätzliche und kostenlose Lernangebote ausgeglichen werden.
Seit diesem Monat gibt es ein neues Förderangebot des Bundes, dass über die Lehrlingsstellen der Wirtschaftskammern abgewickelt wird. Lehrlinge können pro Kalenderjahr bis zu drei Kurse besuchen, um ihre Kompetenzen im Berufsbild aber auch darüber hinaus zu erweitern. Sie erhalten die Kosten bis zu einer Obergrenze von 500 Euro ersetzt. Übersteigen die Kurskosten diesen Betrag, muss der Lehrling die Kosten selber tragen.
Die Stadt Wien wird über den Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff) dieses Unterstützungsangebot erweitern: zuerst einmal durch eine Verdoppelung der Fördersumme von 500 auf 1.000 Euro. Wenn im Einzelfall noch höhere Kosten anfallen und der Kurs für eine erfolgreiche Berufsausbildung besondere Bedeutung hat, können auch diese Kosten übernommen werden. Gleiches gilt, wenn ein Lehrling mehr als drei Kurse besuchen möchte oder ein Kurs unter Umständen durch die Lehrlingsstelle nicht gefördert werden kann. Damit möglichst viele Lehrlinge von dieser Förderung der Nachhilfekurse erfahren und profitieren können, wird eine eigene Informationsoffensive gestartet.
Neben der Informationskampagne soll durch eine Kooperation mit den Wiener Berufsschulen allen Lehrlingen mit Lerndefiziten der Zugang zur Unterstützung erleichtert werden. Drehscheibe dafür wird der Kultur- und Sportverein an den Wiener Berufsschulen (K.U.S.) sein. Für das gesamte Paket der Nachhilfe, Information und Unterstützung sind 1,3 Millionen Euro vorgesehen.
Wiener Lehrausbildungsbonus - bis zu 3.000 Euro
Mit dem Wiener Lehrausbildungsbonus sollen Lehrausbildungsbetriebe unterstützt werden, die von der Pandemie besonders negativ betroffen sind. Wenn diese Betriebe einen Wiener Lehrling im ersten Lehrjahr aufnehmen, erhalten sie über den waff den Wiener Lehrausbildungsbonus von 2.000 Euro. Dieselbe Summe erhalten Lehrausbildungsbetriebe die einen Lehrling aus der überbetrieblichen Lehrausbildung übernehmen. Betroffene Kleinbetriebe mit bis zu fünf Beschäftigten, die Lehrlinge ausbilden, erhalten bis zu 3.000 Euro, wenn ein Wiener Lehrling im ersten Lehrjahr aufgenommen wird. Das ist ein Anreiz für Lehrausbildungsbetriebe neue Lehrlinge aufzunehmen und eine Chance für Lehrlinge auf eine fundierte Ausbildung. 8,5 Millionen Euro stellt die Stadt dafür bereit, rund 3.800 Lehrverhältnisse können damit gefördert werden.
Unterstützung für Lehrausbildungsbetriebe in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft
Die Branche, die in den vergangenen zwölf Monaten am härtesten gelitten hat, ist die Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Hier ist die Zahl der Lehrlinge massiv eingebrochen. Wurden in der Branche 2019 noch 574 Lehrlinge im ersten Lehrjahr ausgebildet, waren es 2020 nur mehr 265. Das ist ein Minus von 53,8 %. Wien wird deshalb die Lehrausbildungsbetriebe der Sparte Tourismus- und Freizeitwirtschaft ganz besonders unterstützen: Wird ein neuer Wiener Lehrling aufgenommen, übernimmt die Stadt Wien über die bestehende Bundesförderung von drei Monaten hinaus die gesamten Kosten für das Lehrlingseinkommen im ersten Lehrjahr. Die damit verbundene Entlastung soll die Unternehmen motivieren, auch in einer angespannten wirtschaftlichen Situation wieder neue Lehrlinge aufzunehmen. Die Ausbildungsbetriebe müssen sich aber im Gegenzug dazu verpflichten, den Lehrling auch nach Ablauf des ersten Lehrjahres weiter auszubilden. Zielsetzung ist, die Zahl von Lehrlingen im ersten Lehrjahr auf zumindest 400 zu erhöhen. Dafür nimmt die Stadt rund drei Millionen Euro in die Hand und leistet so einen Beitrag, um den Fachkräftebedarf in der Branche zu sichern.
Joboffensive 50plus
Die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind ebenso weiter von der Pandemie betroffen. Waren vor der Pandemie im März 2019 36.019 über 50-jährige Wienerinnen und Wiener arbeitslos oder in Schulungen sind es im März 2021 44.370. Das bedeutet einen Anstieg von über 23 %. Hier muss gegen eine Verfestigung der Arbeitslosigkeit angekämpft werden. Die Stadt Wien macht das mit der Joboffensive 50plus und hat Stellen bei der Stadt Wien, in NGOs und privaten Unternehmen auf 1.750 aufgestockt. Die Förderung für private Unternehmen ist noch attraktiver geworden. Die Lohn- und Lohnnebenkosten für im Rahmen der Joboffensive 50plus eingestellte Personen werden die ersten sechs Monate zu 100 % gefördert, für die verbleibenden weiteren sechs Monate zu zwei Drittel. Die Stadt investiert hier über 22 Mio. Euro. Rund 1.000 Wienerinnen und Wiener über 50 Jahren haben so bisher wieder eine Arbeit bekommen. „Das bedeutet 1.000 Mal eigenständiges Einkommen, wiedergewonnener Selbstwert und ein selbstbestimmtes Leben“, sagt Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke abschließend.
Quelle: Stadt Wien