vonRedaktion Salzburg
NOVEMBER 03, 2022
Wiener Linien kaufen 60 E-Busse und 10 H2- Busse, bis 2025 werden zehn Linien auf emissionslose Antriebe umgestellt
Dank U- und Straßenbahn sind schon jetzt 80 Prozent der Fahrgäste in Wien emissionslos, weil rein elektrisch unterwegs. Nun legt der Öffi-Betrieb einen Schwerpunkt auf die Dekarbonisierung der Busflotte: Bis 2025 kaufen die Wiener Linien 60 E-Busse und 10 Wasserstoff-Busse und errichten die dafür notwendige Infrastruktur. Als Bestbieter des mehrstufigen, europaweiten Ausschreibungsprozesses gingen EvoBus Austria und Solaris Austria hervor. EvoBus Austria liefert bis 2025 60 eCitaros, Solaris Austria 10 Wasserstoff-Busse des Typs „Urbino Hydrogen“. Beide sind 12 Meter lang und barrierefrei.
Wichtige Investition für zukunftsweisendes Klimaschutzprojekt
Für den Kauf von 60 E-Bussen und 10 Wasserstoff-Bussen sowie die Errichtung von Schnellladestationen werden 48 Mio. Euro investiert. Davon kommen rund 22 Mio. Euro aus dem Förderprogramm des Klimaschutzministeriums für „Emissionsfreie Busse und Infrastruktur“ (EBIN). Zudem investieren die Wiener Linien rund 40 Mio. Euro für die Errichtung des modernen E-Kompetenzzentrums in Siebenhirten, mit eigener E-Bus-Garage sowie der dazugehörigen Infrastruktur für Ladung, Instandhaltung und Servicetätigkeiten. Insgesamt also rund 90 Millionen Euro Investition in die emissionsfreie Mobilität Wiens.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Mit dieser neuen Förderschiene werden wir den Anteil an emissionsfreien Bussen in den nächsten Jahren massiv erhöhen. Bis 2026 wollen wir den Anteil sogar vervierfachen. Dazu investiert der Bund erstmals in regionalen klimaschützenden Busverkehr. Das ist gut und wichtig – denn, emissionsfreie Busse leisten einen wichtigen Beitrag für unseren Ausstieg aus fossilen Rohstoffen. Klar ist: Nur, wenn wir auf erneuerbare Energien umsteigen und unseren Verbrauch insgesamt senken, können wir die aktuelle Energiekrise in den Griff bekommen und außerdem der Klimakrise wirkungsvoll gegensteuern.“
Öffi-Stadtrat Peter Hanke: „Die Wiener Linien sind Vorreiter in Sachen Klimaschutz und E-Mobilität. In der Innenstadt sind bereits seit 2013 batteriebetriebene Kleinbusse unterwegs, jetzt setzen wir den nächsten Meilenstein: Bis 2025 stellen wir rund ein Fünftel der gesamten Busflotte auf emissionslose Antriebe um. Dadurch sparen wir effektiv CO2, investieren in einen nachhaltigen Wachstumsmarkt und machen Wien unabhängiger von Energieimporten aus dem Ausland.“
Gudrun Senk, Geschäftsführerin Wiener Linien: „Wir haben verschiedene Busse getestet und uns intensiv auf die Umstellung auf emissionslose Antriebe vorbereitet. Denn unser Anspruch ist hoch: Wir wollen Emissionen reduzieren und zugleich die Qualität unseres Angebots beibehalten. Die 70 E- und H2-Busse werden während der ersten fünf Betriebsjahre mehr als 13 Mio. Kilometer zurücklegen und somit rund 12.000 Tonnen CO2 einsparen.“
Zehn Linien werden auf E- und H2-Busse umgestellt
Diverse Testfahrten haben gezeigt, dass sich Batteriebusse vor allem für eher flachere Gegenden mit entsprechenden Lademöglichkeiten eignen, während H2-Busse auch auf anspruchsvollen Strecken mit Steigungen eingesetzt werden können. Bis Ende 2025 stellen die Wiener Linien daher die Linien 17A, 57A, 61A, 61B, 64A, 64B, 70A sowie 71A und 71B auf E-Busse um. Auf der Linie 39A werden bis Ende 2024 zehn Wasserstoff-Busse unterwegs sein. Bei den Bussen handelt es sich um echte Nullemissionsfahrzeuge, also Batteriebusse ohne Dieselzusatzheizer. Alle Busse werden zudem mit einer CO2-Klimaanlage mit Wärmepumpe ausgestattet, die wesentlich klimaschonender als eine herkömmliche Bus-Klimaanlange ist.
E-Kompetenzzentrum, Schnellladestationen und H2-Tankstelle
Der Umstieg auf umweltfreundliche Antriebstechnologien erfordert auch die Entwicklung einer an die technischen und betrieblichen Erfordernisse angepasste Lade- und Betankungsinfrastruktur. Auf dem ehemaligen Busabstellplatz in Siebenhirten errichten die Wiener Linien bis Ende 2023 ein neues E-Kompetenzzentrum, das Platz für rund 50 E-Busse bietet. Die Busse werden dort geladen, gewartet und repariert. Bei der Planung des E-Kompetenzzentrums spielten sowohl die Klimaaktiv Kriterien als auch Energieeffizienz eine wichtige Rolle. So wird eine Photovoltaikanlage am Dach Strom liefern, die Abwärme der Ladegeräte wird für das Beheizen des Werkstättengebäudes genutzt.
Die Busgarage in der Spetterbrücke wird ebenfalls mit Ladeinfrastruktur ausgestattet, darüber hinaus entstehen drei Schnellladestationen entlang der Linien. Für die Energieversorgung der Ladestationen werden auch bestehende Unterwerke der Straßen- sowie U-Bahn genutzt. Die Wasserstoff-Busse werden im H2-Kompetenzzentrum der Garage Leopoldau betankt und gewartet. Wien Energie und Wiener Netze haben dort eine H2-Tankstelle errichtet, die auch von externen Kund*innen genützt wird. Die Wiener Linien beziehen zu 100 % Strom und Wasserstoff aus erneuerbaren Energieträgern.
Wartungsvertrag mit Busfirmen
Mit dem Kauf der 60 E- und 10 H2-Busse werden auch Wartungsverträge mit den Busfirmen abgeschlossen. Die Arbeiten werden durch die Wiener Linien durchgeführt, die Risiken der laufenden Instandhaltung gehen damit aber auf die Hersteller über. Das trägt dazu bei, dass die Gesamtkosten der Fahrzeuge für die Wiener Linien einfacher abzuschätzen sind.
E-Bus von EvoBus Austria („eCitaro“)
Der eCitaro unterscheidet sich von außen kaum von den in Betrieb befindlichen Bussen, der Wiedererkennungswert für die Fahrgäste ist somit gegeben. Auch der*die Lenker*in muss sich nicht an ein neues Umfeld gewöhnen, alle Schalter und Bedieneinheiten sind an derselben Stelle mit derselben Funktion angeordnet. Um die Energie bestmöglich zu nutzen, ist die Klimaanlage des E-Busses mit einer Wärmepumpenfunktion ausgerüstet. Verbaute Batteriekapazität: 392kWh Schnelllademöglichkeit per Stromabnehmer mit bis zu 300kW Geräuscharmer Antrieb mit radnabennahen Motoren
H2-Bus von Solaris Austria („Urbino Hydrogen“)
Der Urbino Hydrogen ist ein E-Bus, der mit aus Wasserstoff gewonnener Energie angetrieben wird. Er ist mit einer 70 kW Brennstoffzelle ausgestattet, die als Miniatur-Wasserstoffkraftwerk an Bord des Fahrzeugs fungiert. Der Wasserstoff wird auf dem Dach des Fahrzeugs in fünf Verbundstoffflaschen mit einer Gesamtkapazität von 1.560 l gespeichert. Die einzigen Nebenprodukte sind Wärme und Wasserdampf. Für Heizung und Klimatisierung des Fahrzeugs sorgt eine Klimaanlage mit Wärmepumpe, die die Abwärme aus der Brennstoffzelle nützt.
Außerdem ist der Bus mit einer Solaris High Power Batterie ausgestattet, die ein zusätzlicher Stromspeicher ist. Dank der eingesetzten Technologie kann der Bus mit einer einzigen Tankfüllung bis zu 400 km zurücklegen und erreicht somit jene Reichweite von konventionellem Antrieb. Der Strom wird vom Wasser bei der Umkehrelektrolyse in den Brennstoffzellen erzeugt und direkt an das Antriebssystem übertragen.
Quelle: Stadt Wien