Graz: Mit Riesenherd gegen Brandverletzungen bei Kindern

vonRedaktion International
DEZEMBER 04, 2020

Foto: J. Fechter/Klinikum Graz

Anlässlich des Tag des brandverletzten Kindes am 7. Dezember warnt der Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE: Bereits eine halbe Tasse heiße Flüssigkeit kann ein Kind lebensgefährlich verbrühen! Die Wanderausstellung „Riesenherd" tourt - sobald Corona es zulässt - durch die Elternberatungsstellen der Stadt Graz. Sie lädt Erwachsene ein, die Perspektive ihres Kindes einzunehmen und so die Gefahr bewusst zu „erleben". Ganz unter dem Motto „So habe ich das ja noch nie gesehen!"

Gefahrenquellen mit Kinderaugen sehen

In Österreich verbrennen oder verbrühen sich rd. 2.000 Kinder jährlich. In der Elternberatungsstelle Keesgasse der Stadt Graz stellten Stadtrat Kurt Hohensinner, Univ.-Prof. Dr. Holger Till (Präsident des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE und Vorstand der Grazer Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie) und Univ.-Prof. Dr. Lars-Peter Kamolz (Leiter der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am Landeskrankenhaus-Univ. Klinikum Graz) heute den vom Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE angefertigten Riesenherd vor. Erwachsene nehmen hier die Perspektive eines Kindes ein und sehen Gefahren rund um Kochplatte, Backrohr und Wasserkocher mit Kinderaugen. „Kleinkinder können aufgrund ihrer Körpergröße nicht sehen, was auf Herdhöhe steht, sind aber natürlich neugierig. So entdecken sie sehr bald, dass sie nur am Pfannenstiel, am Kochtopfgriff oder am Kabel des Wasserkochers ziehen müssen, um zu sehen was drinnen ist. Wenn die Pfanne mit heißem Öl gefüllt ist oder sich im Kochtopf heißes Wasser befindet, hat das geradezu verheerende Folgen", betont Till.

Brandverletzungen äußerst schmerzhaft und behandlungsintensiv

Bereits der Inhalt einer halben Tasse kann ausreichen, um ein Kleinkind lebensgefährlich zu verbrühen. Im Gegensatz zu anderen Unfällen, wo die Rate an stationären Aufnahmen mit 6 % relativ gering ist, müssen bis zu 50 % der brandverletzten Kinder stationär behandelt werden. Kamolz betont: „Da Kinderhaut um einiges dünner und verletzlicher ist als Erwachsenenhaut, sind die Folgen von Verbrühungen oder Verbrennungen meist schwerwiegend. Verbrennungen und Verbrühungen zählen zu den schmerzhaftesten, behandlungsintensivsten Unfällen und führen leider sehr oft auch zu Narben. Diese sind natürlich besonders schlimm, wenn sie das Gesicht und/ oder die Hände betreffen. Aber oft bleiben nicht nur physische, sondern auch psychische Narben zurück."

„Riesenherd“ tourt durch Grazer Elternberatungsstellen

Sobald es die Corona-Situation erlaubt, geht der Riesenherd in Form einer kleinen Wanderausstellung auf Tour durch die Elternberatungsstellen der Stadt Graz. Bildungs-, Jugend- und Familienstadtrat Kurt Hohensinner: „Das Kindersicherheitshaus BÄRENBURG des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE ist die erste Adresse in Graz, wenn es um Kindersicherheit und Unfallvermeidung geht. Tausende Kinder und Familien lernen durch die zahlreichen Aktivitäten spielerisch und anhand von praktischen Beispielen gefährliche Situationen besser einzuschätzen und sich richtig zu schützen. Mit dem neuen Riesenherd werden Eltern für mögliche Gefahrensituationen in der Küche sensibilisiert und können diese aus dem Blickwinkel von Kindern sehen und erkennen. Gemeinsam mit GROSSE SCHÜTZEN KLEINE werden wir in unseren Elternberatungsstellen auf dieses wichtige Thema aufmerksam machen, sobald es die Corona-Lage wieder zulässt."

Die wichtigsten Schutzmaßnahmen rund um den Herd

Die wichtigste Schutzmaßnahme neben der Montage eines Herdschutzgitters und einer Backrohrsicherung lautet: „Achten Sie darauf, dass Pfannenstiele und Kochtopfgriffe immer nach hinten zeigen, also niemals vorne über den Herd ragen! Idealerweise kochen Sie zudem auf den hinteren Herdplatten", rät Till eindringlich. Wasserkocher sollten auf der Arbeitsplatte immer ganz hinten stehen, das Kabel sollte aufgerollt sein und überschüssiges heißes Wasser immer gleich weggeschüttet werden. Eine Grundregel lautet außerdem: Niemals etwas Heißes trinken oder tragen, während man ein Kind auf dem Arm hat!

Winter ist Hochsaison für Brandverletzungen; Kleinkinder besonders gefährdet

In Österreich verbrennen oder verbrühen sich jährlich rd. 2.000 Kinder unter 15 Jahren. „Rund die Hälfte aller Brandverletzungen bei Kindern passiert in den Wintermonaten Dezember, Jänner und Februar. Vermehrt am späten Nachmittag und frühen Abend, wenn Adventkranz und Christbaum entzündet werden, Tee gemacht wird, Kekse gebacken werden und vor dem Schlafengehen noch ein Bad genommen wird. Kinder haben einen großen Entdeckerdrang. Feuer übt auf sie eine besonders große Anziehungskraft aus", warnt Till. Besonders häufig betroffen sind Kleinkinder unter 5 Jahren. Kleine Kinder ziehen sich Brandverletzungen typischerweise beim Erforschen ihrer Umwelt zu, größere beim Hantieren mit offenem Feuer oder mit Feuerwerkskörpern und beim Helfen in der Küche.

Quelle: Stadt Graz

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