vonRedaktion Salzburg
MÄRZ 06, 2021
Was wir brauchen, damit das Fahrrad die Regel und das Auto die Ausnahme wird
Dornbirn (VLK) – „Das Radfahren erlebt einen unglaublichen Höhenflug“, erklärten die Dornbirner Bürgermeisterin Andrea Kaufmann, Mobilitätslandesrat Johannes Rauch und Thomas Kofler, Sprecher 2Rad in der Fachgruppe Handel und Freizeitartikel der Wirtschaftskammer Vorarlberg, bei der heutigen (Donnerstag) Pressekonferenz am Birkenwiessteg in Dornbirn: „Diesen Höhenflug wollen wir auf politischer und wirtschaftlicher Ebene so gut wie möglich unterstützen.“
„14,40 Euro. So viel investiert das Land Vorarlberg im heurigen Jahr pro Bürger:in in Radprojekte, insgesamt sind das 5,75 Millionen Euro“, erläuterte Landesrat Rauch. „Damit sind wir in Österreich Spitzenreiter.“ Der Löwenanteil dieses Geldes fließt in die Errichtung von Radwegen in den Kommunen und in die Verbesserung des Radverkehrs entlang von Landesstraßen. „Dabei sind in diese Berechnung die 62 Millionen Euro, die wir in den kommenden Jahren im Rahmen der vor wenigen Wochen unterzeichneten Bund-Land-Kooperation in Radschnellverbindungen im Land investieren wollen, noch gar nicht berücksichtigt.“ Der Bund allein gibt seit letztem Jahr rund 5 Euro pro Person und Jahr (40 Millionen Euro) für die Förderung des Radverkehrs aus.
„Das Rad wird ganz klar zu den Gewinnern der Mobilitätszukunft zählen“, erklärte Bürgermeisterin Kaufmann. „In Dornbirn sind wir diesbezüglich auf sehr gutem Weg: Der durchschnittliche Dornbirner Haushalt besitzt 1,17 Autos, aber 2,32 Fahrräder. Damit hat unsere Stadt den höchsten Fahrradanteil unter den Vorarlberger Bezirkshauptstädten. Aber auch die anderen Gemeinden in Vorarlberg engagieren sich sehr stark in diesem Bereich. Spitzenreiter sind hier die Gemeinden im Rheindelta sowie Lustenau.“ Schon jetzt erledigen die Dornbirner Bürgerinnen und Bürger 18,3 Prozent ihrer Wege mit dem Fahrrad. „Damit liegen wir zwar deutlich über dem Landesdurchschnitt, aber wir haben auch noch viel Luft nach oben“, sagte Kaufmann.
E-Bike auf der Überholspur
Der/die durchschnittliche Vorarlberger Bürger:in legt pro Jahr 640 km mit dem Fahrrad zurück; besitzt er/sie ein E-Bike, sind es sogar 950 km. Damit liegt Vorarlberg deutlich über dem österreichischen Durchschnitt der auf 250 Rad-Kilometer pro Jahr und Person geschätzt wird. „Neun von zehn Vorarlberger:innen besitzen fahrtüchtige Fahrräder, und der Anteil an E-Bikes steigt rasant“, skizzierte Fahrradexperte Thomas Kofler von der Wirtschaftskammer Vorarlberg die Perspektiven des Radhandels. „2019 waren knapp 40 Prozent aller in Österreich verkauften Fahrräder E-Bikes, die damit für beinahe 70 Prozent des Gesamtumsatzes im Fahrradhandel verantwortlich zeichneten.“ Damit zählt Österreich nach den Niederlanden und Belgien zu den stärksten E-Bike-Märkten in Europa.
Fahrradstrategie: Mehr Infrastruktur, mehr Ressourcen und mehr Raum für Radkultur
„In Vorarlberg tragen wir diesen Entwicklungen Rechnung, indem wir eine sehr detaillierte Strategie zum Ausbau des Radverkehrs erarbeitet haben“, betonte Rauch. Man unterscheide zwischen Fahrradschnellverbindungen, die Durchleitungsfunktionen erfüllen, Landesradrouten, die als Verbindungsglieder dienen, und dem kommunalen Straßen- und Wegenetz, das Feinverteilung des Radverkehrs und gewissermaßen die „Nahversorgung“ gewährleistet. Im Rahmen der Fahrradstrategie hat das Land Vorarlberg 200 Kilometer Radschnellverbindungen, zwölf Handlungskorridore und 25 Schlüsselprojekte definiert, die in den kommenden zehn Jahren realisiert werden sollen, darunter auch Projekte im Bregenzerwald und im Walgau, nicht nur im Rheintal. Ziel ist es, den Anteil des Radverkehrs am sogenannten Modal Split (der Aufschlüsselung der Bewegungsformen nach Verkehrsmitteln) sukzessive zu erhöhen und das Rad insbesondere zu einem Verkehrsmittel des Alltags zu machen. „Das wird uns gelingen“, zeigte sich Landesrat Rauch optimistisch.
Quelle: Land Vorarlberg