Österreich: Nach 7 Jahren Flucht - Afghanischer FIFA-Schiedsrichter bekommt Asyl in Österreich

vonOTS
JUNI 21, 2024

Foto: SOS Balkanroute

Trauma EU-Außengrenze und 51 Pushbacks: "Die Gewalt, die ich durch die kroatische Polizei erfuhr, kenne ich sonst nur von den Taliban"

Nach sieben Jahren Flucht, dem Horror von Moria und 51 Pushbacks auf der Balkanroute: Der afghanische FIFA-Schiedsrichter Ibrahim Rasool kann endlich aufatmen und hat nun Asyl in Österreich bekommen. Dies veröffentlichte am Weltflüchtlingstag die NGO SOS Balkanroute, die seinen Fall bereits 2021 publik machte, als er in einem Elendscamp in Bosnien lebte.

„Kroatische Polizei wie Taliban“

„Ich bin überglücklich, nach all den turbulenten Jahren endlich wo ankommen zu dürfen. Die letzten Jahre waren fürchterlich. Die Gewalt, die ich durch die kroatische Polizei erfuhr, kenne ich sonst nur von den Taliban. Ich lebte bis zum positiven Asylbescheid auch hier ständig mit der Schlaflosigkeit und mit der Angst, dass man mich nach Kroatien wieder abschieben wird“, sagt Rasool, welchen das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) vor einem Jahr aufgrund der Dublin-Regelgung abschieben wollte. Diese Entscheidung des BFA wurde nach einer Beschwerde vor dem Bundesverwaltungsgericht aufgehoben, nachdem erfolgte die Zulassung zum Asylverfahren in Österreich.

Zahlreiche angesehene Traumaexperten wie Dr. Klaus Ottomeyer (Universität Klagenfurt) oder Psychiater wie Dr. Preinsberger (Anton-Proksch-Institut) äußerten sich gegen die Abschiebung, moralische Unterstützung bekam Rasool auch von FK-Austria-Wien-Legenden wie Karl Daxbacher oder Christian Prosenik. Das BFA glaubte seinen Gewalterfahrungen mit der kroatischen Grenzpolizei nicht, obwohl diese eindeutige Spuren auf seinem Körper hinterlassen haben. In Kroatien schlug ihm die Polizei mit einer Waffe die Zähne aus.

Aufwändiges Verfahren endlich abgeschlossen

„Nachdem das Bundesverwaltungsgericht unserer Beschwerde stattgab, musste das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl ein neues Gutachten zum Gesundheitszustand von Ibrahim Rasool einholen. Das hat bestätigt, was wir immer vorgebracht haben: Nämlich, dass eine Abschiebung nach Kroatien aus medizinischen Gründen nicht in Frage kommt. Wir sind sehr froh, dass Österreich nach diesem Gutachten die inhaltliche Verantwortung für das Asylverfahren übernommen hat und Ibrahim Rasool nach einer Einvernahme zu seinen Fluchtgründen und der Übermittlung diverser Beweismittel durch uns auch sehr rasch Asyl zuerkannt wurde“, sagt Norbert Kittenberger, rechtlicher Vertreter von Rasool.

Von der FIFA im Stich gelassen

Der Fall des afganischen FIFA-Schiedsrichters Rasool ging 2021 um die Welt, nachdem die Helfer:innen von SOS Balkanroute in Bosnien ihn in einem wilden Elendsacmp antrafen und seine Geschichte publik machten. Obwohl sowohl Rasool als auch SOS Balkanroute von der FIFA damals sofortige Unterstützung für den Schiedsrichter forderten, unternahm die FIFA genau gar nichts. „Sie ließen mich eiskalt im Stich“, so Rasool.

Rasool war maßgeblich am Aufbau der Futsal-Sportart in Afghanistan beteiligt, pfiff unzählige Spiele für die FIFA auf dem asiatischen Kontinent und unterstützte auch das afghanische Frauenfußball-Nationalteam. Ibrahim wurde in Afghanistan gefoltert, als er gegen den Verbandspräsidenten aussagte, nachdem gegen diesen Missbrauchsvorwürfe aus der afghanischen Frauen-Fußballnationalmannschaft bekannt wurden.

Training mit SK Austria Klagenfurt Frauen

Nach einer Odysee in Österreich und vier Quartier- und Ortswechseln innerhalb von 2 Jahren, lebt Rasool in Klagenfurt.

Er begleitet den Trainingsbetrieb der SK Austria Klagenfurt Frauen.

Quelle: OTS

Mehr Nachrichten aus

Österreich