vonRedaktion Salzburg
DEZEMBER 05, 2022
Masterplan ist Grundlage für EU-weiten Realisierungswettbewerb – Kooperatives Verfahren brachte Erweiterung des Projektgebiets für regionales Angebot
Die geplante Verwandlung von Wiens größter Hitzeinsel in einen attraktiven Aufenthaltsort mit viel Begrünung und cooling nimmt immer konkretere Formen an! Nach Abschluss des sogenannten „kooperativen Verfahrens“ mit den 9 Sieger*innen des Ideenwettbewerbs – das die Stadt als Zwischenschritt in den Prozess eingezogen hat - liegt nun der von diesen gemeinsam mit Expert*innen der Stadt erarbeitete Masterplan vor.
Er stellt die Zonierung der unterschiedlichen Flächen zwischen den Wienzeilen für künftige Nutzungen dar. Der sehr komplexe Erstellungsprozess des Masterplans wurde von Architekt Albert Wimmer begleitet, das Ergebnis bildet nun die Grundlage für den EU-weiten Realisierungswettbewerb, der mit Anfang nächsten Jahres starten soll. Das Ergebnis wird im Frühjahr erwartet.
Architekt Albert Wimmer: „Das kooperative Verfahren war getragen von einer hohen fachlichen Qualität und einem großen Engagement der 9 Sieger*innen des Ideenwettbewerbs. Zu den klaren inhaltlichen Vorgaben mit den Schlagworten Grün, Konsumfreiheit, Flohmarkt und regionale Produkte konnte ein vielversprechender Masterplan nun als Grundlage für die Realisierung entwickelt werden. Dieser Masterplan definiert eine abwechslungsreiche Nutzungsabfolge von Grünflächen und ein vielfältiges Angebot für Aktivitäten auf dem Gebiet des Flohmarktbereiches in der Zeit, in der der Flohmarkt nicht stattfindet und umfangreiche Baumpflanzungen. Die Oberflächen werden neugestaltet, klare Eingangszonen im Bereich der Kettenbrückengasse definiert und attraktive Anschlüsse an die angrenzenden Bezirksquartiere gestaltet.“
Bernhard Steger, Leiter der MA 21 A, der von Seiten der Stadt das Kooperative Verfahren leitete: „Es war ein wirklich spannender und fordernder Prozess auf fachlich hohem Niveau. Besonders spannend: Im Zuge des Verfahrens wurde das Betrachtungsgebiet nicht nur auf den aktuellen Parkplatz beschränkt, sondern auf die Flächen des sogenannten „Bauernmarkt Neu“ ausgeweitet. Es hat sich gezeigt, dass der Naschmarkt auch an seinem westlichen Ende ein entsprechendes Entrée erhalten soll. Auch dort soll nun umgestaltet werden, um noch mehr Raum für neue Ideen zu haben. Ganz klar ist aber, dass die Gesamtgröße der Fläche des jetzigen Bauernmarktes unverändert bleibt.“
Masterplan auf Basis der Bürgerbeteiligung
Grundlegend für die Ausarbeitung des Masterplans im kooperativen Verfahren waren die Erkenntnisse aus der letztjährigen breiten Bürgerbeteiligung. Die Themen Grünraum, konsumfreie Zonen, aber auch ein attraktives Angebot an regionalen Produkten und die Beibehaltung des allseits beliebten Flohmarkts waren bei der Masterplanerstellung klare Vorgabe.
Der Masterplan sieht künftig zwei neuzugestaltende Flächen vor, eine westlich der Kettenbrücke, also den aktuellen Parkplatz mit einer Größe von 12.000 m² und jene östlich der Kettenbrücke, wo der Bauernmarkt neu samt Erweiterungsfläche das neue Entree für den Naschmarkt bilden soll.
Fläche West: Freiraum, Grünraum und Flohmarkt statt Riesen-Parkplatz
Im westlichen Projektbereich, also am aktuellen Naschmarkt-Parkplatz, teilen sich laut Masterplan künftig Grünraum und Flohmarkt die großzügige Fläche. Dabei soll einerseits ein urbaner, begrünter gut gekühlter und nutzungsoffener Freiraum entstehen, für den im Konzept 58 % der Fläche ganz im Westen einkalkuliert wurde. Durch umfassende Begrünungsmaßnahmen am bisherigen Parkplatz soll die dort verlaufenden Kaltluftschneise entlang des Wienflusses aktiviert werden. Baumpflanzungen sind aufgrund der darunterliegenden Gewölbe nur in den Randbereichen möglich. In der Platzmitte werden weitläufige Grünflächen und Gräserbeete für Entsiegelung und Kühlung sorgen.
Für den Flohmarkt stehen künftig 42 % des Parkplatzes zur Verfügung. Dieser Abschnitt ist im Konzept als multifunktionaler Freiraum vorgesehen, an dem an flohmarktfreien Tagen (alle außer Samstag) Möglichkeiten für kreative Nutzungsformen gegeben sind. Von Freiluftkino, Fahrradkursen über Lesungen bis hin zu Outdoor-Yoga soll hier Platz für die verschiedensten Aktivitäten entstehen. Baumpflanzungen werden auch in diesem Bereich für Begrünung sorgen.
Neben der Schaffung eines lebendigen und begrünten Grätzlzentrums, hat der Masterplan auch eine stärkere Vernetzung der verschiedenen Bezirksteile rund um den Naschmarkt-Parkplatz zum Ziel. Dazu werden auf dem Naschmarkt-Parkplatz auch zwei zusätzliche Überplattungen der U4 geprüft: Sie könnten die Durchlässigkeit zwischen den Bezirken erhöhen und weitere Grünbereiche, etwa rund um die Falcostiege, in den Platz integrieren.
Fläche Ost: Neues Entree für den Naschmarkt - Zusätzliche Flächen für breites Angebot an regionalen Produkten
Neugewonnene Perspektiven im Zuge des kooperativen Verfahrens führten zu einer Erweiterung des Projekt-Horizonts: So wurden neben dem 12.000 m² großen Naschmarkt-Parkplatz weitere 5.000 m² auf dem sogenannten „Bauernmarkt neu“ und der Erweiterungsfläche in das Projektgebiet integriert. Dies erlaubt es, den vielfältigen Nutzungsideen noch mehr Raum zu geben und ein attraktives Entree für den Naschmarkt von der Kettenbrücke her zu schaffen. Das Angebot an regionalen Produkten soll östlich der Kettenbrücke auf dem „Bauernmakt neu“ Platz haben. Im Gegensatz zum Naschmarkt-Parkplatz, sieht der Masterplan in diesem Bereich die Möglichkeit einer Bebauung vor. Der aktuell dort ansässige Bauernmarkt bleibt selbstverständlich im aktuellen Flächenumfang auch in Zukunft bestehen und wird in das neue Konzept integriert. Somit können regionale Produzent*innen hier ihre Produkte anbieten und auch diesen, bisher vernachlässigten, Teil des Naschmarkts zu einem beliebten und lebendigen Treffpunkt werden lassen.
Die Erweiterungsfläche war bereits zuvor Teil des Projektgebiets und wird nun ebenfalls in die Neugestaltung des „Bauernmarkts neu“ integriert.
Auch die Kettenbrücke selbst soll als verbindendes Element der beiden Projektbereiche am Samstag bespielt werden. Damit steht an diesem hochfrequentierten Wochentag noch mehr Platz zur Verfügung.
Kooperatives Verfahren als gelungener Zwischenschritt
„Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für ihren wertvollen Beitrag an diesem so intensiven Prozess. Unser Ziel ist klar: Wir wollen die unerträgliche Hitzeinsel Naschmarkt-Parkplatz entschärfen und zu einem neuen Grätzl-Treffpunkt machen. Und es freut mich sehr, dass im Zuge der Erarbeitung des Masterplans durch so viele Profis ein großer Wurf gelungen ist und nun auch weitere Flächen zur Umgestaltung dazugekommen sind, die wir nun für ein attraktives Angebot an regionalen, saisonalen und Bio-Produkten nutzen können. In welcher Form wird der europaweite Realisierungswettbewerb zeigen“, so Planungsstadträtin Ulli Sima.
Auch Bezirksvorsteher Markus Rumelhart freut sich über den Fortschritt der Neugestaltung: „Die Wünsche der Bürger*innen werden im Masterplan voll und ganz berücksichtigt. Es ist ein grüner Erholungsraum, der eine vielfältige, konsumfreie Nutzung möglich macht. Gemeinsam mit dem attraktiv gemachten Bauernmarkt zieht noch mehr Lebensqualität in den Bezirk“, so Rumelhart und ergänzt, dass sich der Bezirk Gedanken über die Kettenbrücke als attraktives, verbindendes Element der beiden Projektbereiche macht.
Viel Potenzial fürs Grätzl rundherum
Neben den fokussierten Flächen am Naschmarkt-Parkplatz wurden im Zuge des kooperativen Verfahrens auch vorhandene Potenziale in der Umgebung erhoben. So können in einem weiteren Schritt auch Attraktivierungen im erweiterten Umfeld angedacht werden. Etwa im südlichen Bereich entlang der Rechten Wienzeile und in der Steggasse, aber auch weiter westlich mit dem Margaretensteg und dem Wienfluss.
Quelle: Stadt Wien