vonRedaktion Salzburg
MAI 16, 2021
Ein Pilotprojekt bringt im Nationalpark Donau-Auen die BesucherInnen zum Nachdenken: Über das eigene Verhalten im Nationalpark und die Besonderheit eines im Stadtgebiet gelegenen Nationalparks. Denn das große Personenaufkommen sorgt im Wiener Teil des Parks nicht erst seit der Corona-Pandemie für besondere Herausforderungen. Mit Hilfe einer „Nudging-Kampagne“ soll das Verhalten der NutzerInnen positiv beeinflusst werden.
Was bedeutet Nudging?Nudging bedeutet so viel wie anstoßen, schubsen oder stupsen. Beim Nudging bewegt man jemanden auf mehr oder weniger subtile Weise dazu, etwas Bestimmtes einmalig oder dauerhaft zu tun oder zu lassen.
Insgesamt 25 bunte Schilder wurden auf der Fläche des Nationalparks Donau-Auen aufgestellt. Auf ihnen zu lesen sind Fragen wie: „Was sagt der Fuchs, wenn er in Hundekot tritt?“ oder „Wer schneller ist, hat Vorrang?“. Sie sind Teil einer Nudging-Kampagne im Nationalpark und in einer Pilotphase erst einmal ausschließlich auf dem zur Stadt Wien gehörenden Gebiet der Lobau zu finden. Die Besonderheit der Nationalpark Donau-Auen ist, dass sich dieser zu Teilen in einer Stadt befindet. Und ist somit mit einem besonders hohen BesucherInnenaufkommen konfrontiert. Dies führt zu einigen Herausforderungen. „Wir haben an starken Tagen etwa 20.000 BesucherInnen auf der Fläche. Viele von ihnen wissen gar nicht, dass sie sich auf dem Gebiet eines geschützten Nationalparks befinden und dass es deswegen auch Regeln gibt, an die sich alle halten müssen“, sagt der zuständige Stadtrat Jürgen Czernohorszky. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Zahl der NutzerInnen noch einmal deutlich gestiegen.
Zum Nachdenken anregen
Um den BesucherInnen näherzubringen, dass sie sich in einem besonderen Gebiet befinden und es dort bestimmte Vorschriften gibt, konfrontiert der Nationalpark Donau-Auen sie nun mit Fragen auf bunten Schildern. Diese sind aufgrund ihrer grafischen Gestaltung gut sichtbar. Sie fügen sich allerdings auch gut in das Umfeld des Nationalparks ein, da bereits vorhandene Infrastruktur (Pfeiler, Sitz-/Bankkombinationen, Brückengeländer etc.) genutzt wird. Eine Ausnahme bilden die menschengroßen Füchse – namens Nudgy – aus Holz, die an neuralgischen Punkten noch mehr Aufmerksamkeit auf wichtige Themen des Nationalparks lenken. Sie tragen Sprechblasen, die ebenfalls Fragen aufwerfen. „Ziel einer Nudging-Kampagne ist es, das Verhalten von Menschen auf eine vorhersagbare Weise zu beeinflussen, ohne dabei jedoch auf klassische Verbote oder Gebote zu setzen“, erklärt Wolfgang Gerlich von PlanSinn. Das Büro für Planung und Kommunikation hat das Projekt gemeinsam mit der Kreativagentur buero balanka und der Grafikerin Maria Lechner umgesetzt.
Fragen über Fragen
Die Fragen, die sich auf den unterschiedlich gestalteten Schildern befinden, sind ebenfalls sehr verschieden. Manche bieten mehrere Antwortmöglichkeiten, andere sind durchaus ironisch zu verstehen und einige ermöglichen keine richtige oder falsche Antwort, sondern regen einfach zum Nachdenken an. „Wir wollen, dass sich die Menschen selbst Gedanken darüber machen, ob es richtig ist, wenn sie ihren Hund im Nationalpark nicht an der Leine führen oder sie ihren Müll einfach im Gebiet zurücklassen“, sagt der Wiener Forstdirektor Andreas Januskovecz. Als Belohnung – und diese ist Teil des Nudging-Ansatzes – gibt es auf der Fläche des Nationalparks Donau-Auen immer wieder neue Schilder mit Fragen zu entdecken, deren Antworten auch spannende Informationen zum Nationalpark beinhalten. „Durch die unterschiedliche Gestaltung der Schilder und die verschiedenen Fragetypen wollen wir den BesucherInnen eine Abwechslung bieten – besonders jenen die regelmäßig im Nationalpark Donau-Auen unterwegs sind“, so Januskovecz.
Eine Ausweitung auf das gesamte Gebiet des Nationalparks ist durchaus denkbar. „Wir sind davon überzeugt, dass wir mit dieser niederschwelligen Maßnahme viele Menschen erreichen können und sie zu einem Nach- und Umdenken bewegen können“, sagt Stadtrat Jürgen Czernohorszky. So soll der Nationalpark Donau-Auen für mehr als 30 Säugetier- und 100 Brutvogelarten, acht Reptilien- und 13 Amphibienarten, rund 60 Fischarten und 800 Pflanzenarten lebenswert und für die vielen BesucherInnen sehenswert bleiben.
Quelle: Stadt Wien