vonOTS
JÄNNER 08, 2023
Prominenter Führungswechsel soll jüdisches Leben wieder stärken
Zu einem nach außen hin überraschendem Führungswechsel kam es bei der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg. Der Vizepräsident der Israelitischen Religionsgesellschaft Österreichs und bisherige Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, wurde in der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Vorstandes am 8. Januar 2023 zum neuen Präsidenten der jüdischen Gemeinde der Landeshauptstadt gewählt. Schon länger unterhält Rosen in Salzburg seinen Wohnsitz. Den Vorsitz übernimmt er von Hanna Feingold, der Witwe des 2019 im Alter von 106 Jahren verstorbenen Marco Feingold, die den Generationenwechsel bewusst mitgetragen hat und bei der sich Rosen ebenso wie posthum bei ihrem Mann für deren jahrzehntelange „aufopfernde Tätigkeit für Salzburgs Juden“ bedankte. Rund 100 Personen zählt die jüdische Gemeinde der Mozartstadt heute. Der Wechsel an der Spitze der Kultusgemeinde soll das jüdische Leben nunmehr wiederbeleben.
Mit der Übergabe der Präsidiale an Rosen setzt man in der jüdischen Gemeinde bewusst auf einen frischen Wind. Der neue Präsident, auf den im August 2020 von einem Syrer vor der Grazer Synagoge ein Anschlag verübt worden war, gilt als einer der exponierten Vertreter des österreichischen Judentums und Aktivitätenträger. In Baden bei Wien erreichte er etwa die Wiederinstandsetzung der dortigen Synagoge, in Graz baute er die vor der Auflösung gestandene jüdische Gemeinde wieder auf und setzte auf transnationale Projekte mit Slowenien. Das Ergebnis seiner jüngsten Bemühungen bildet der in Graz eben begonnene Bau eines jüdischen Kulturzentrums, das von Land Steiermark und Stadt Graz finanziert werden.
Seine Ziele für die Salzburger Kultusgemeinde fasst der neu gewählte Präsident kurz und bündig zusammen: Stabilisierung und Ausbau der Aktivitäten nach innen sowie eine deutliche Öffnung nach außen. Durch ein pädagogisches Programm für Schulen und Bildungseinrichtungen sowie ein Kulturprogramm jenseits des jüdischen Mainstreams gelte es den Anschluss an die Mehrheitsgesellschaft zu finden. Die jüdische Gemeinde müsse mit ihren Vertretern im politischen, gesellschaftlichen und interreligiösen Austausch ganz selbstverständlich präsent sein. Holocaustvermittlung sieht Rosen übrigens nicht als Aufgabe der jüdischen Gemeinde, diese obliege primär der Zivilgesellschaft. Er wolle in Salzburg künftig vielmehr ein lebendiges, positives Judentum vermitteln und die jüdische Gemeinde aus der Aura der Morbidität in die Zukunft führen.
Quelle: OTS