vonRedaktion Salzburg
DEZEMBER 05, 2024
Neue Dauerausstellung gibt ab Jänner 2025 Einblicke in die geheimnisvolle Stadt unter Wien. Baustellen-Information bis 2028 über das größte Kanalbauprojekt Wiens.
Am Gaudenzdorfer Gürtel können Besucher*innen künftig die Wiener Kanal-Unterwelt erkunden. Das multimediale Infocenter „Über Unten“ bei der Tunnelbaustelle zum Wiental-Kanal wurde am Mittwoch von Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky, Gemeinderätin Angelika Pipal-Leixner, Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer sowie den Bezirksvorsteher*innen Markus Rumelhart, Nikolaus Ebert, Michaela Schüchner, Dietmar Baurecht und der stv. Bezirksvorsteherin Barbara Marx eröffnet. Das Infocenter begleitet das größte Kanalbauprojekt in der Geschichte von Wien Kanal und bietet einen völlig neuen Einblick in das Abwassermanagement der Stadt. Interessierte können ab sofort Termine für Führungen ab 9. Jänner 2025 buchen.
Umfassende Information und Klimabildung
Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky: „Unter dem Wienfluss entsteht bis 2028 das größte Gewässerschutzprojekt der Stadt. Auf neun Kilometer Länge wird der Wiental-Kanal bis nach Auhof verlängert, um den Wienfluss zukünftig vor Verschmutzung bei starkem Regen zu schützen und das Kanalnetz zu entlasten. Im neuen Infocenter am Gaudenzdorfer Gürtel können sich die Wienerinnen und Wiener ab Jänner über dieses Jahrhundertprojekt informieren. Dabei erfahren sie nicht nur alles zum Bauvorhaben, sondern auch viel Wissenswertes über Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Wiener Abwassersystems. Damit möchten wir auch einen Beitrag zur Umwelt- und Klimabildung leisten.“
Seit März 2024 wird am Gaudenzdorfer Gürtel, oder besser darunter, gebaut. Dort befindet sich für die kommenden drei Jahre das Zentrum des Baugeschehens für den neuen Wiental-Kanal samt Infocenter. Die Bauarbeiten für den Wiental-Kanal verlaufen zwar größtenteils im Untergrund, dennoch wirkt sich der Bau auch auf die Oberfläche aus. Im Infocenter werden daher alle Fragen rund um die Bauarbeiten beantwortet. Denn hier ist auch die Ombuds- und Infostelle für das Megaprojekt angesiedelt.
„Es ist faszinierend zu entdecken, welche verborgene Welt sich unter unseren Füßen abspielt und wie viel Wissen, Technik und Weitsicht in der Wiener Kanalisation stecken. Mit der Ausstellung ‚Über Unten‘ wird nicht nur das Jahrhundertprojekt Wiental-Kanal erlebbar, sondern auch der Wert einer klugen, zukunftsorientierten Infrastruktur greifbar. Diese Verbindung aus Geschichte, Innovation und Nachhaltigkeit zeigt eindrucksvoll, wie technischer Fortschritt einen echten Mehrwert für die Umwelt, den Klimaschutz und die Lebensqualität in unserer Stadt schafft,“ sagt NEOS Wien Umweltsprecherin Angelika Pipal-Leixner.
„Der Vollausbau des Wientalkanals ist ein wichtiges Zukunftsprojekt für Wien. Ein Projekt in dieser Größenordnung braucht umfassende Information. Ich freue mich, dass die Bewohnerinnen und Bewohner im Infocenter nicht nur über die Bauarbeiten am Laufenden gehalten werden, sondern auch mehr über die wichtige Arbeit im Untergrund Wiens erfahren können“, betont Mariahilfs Bezirksvorsteher Markus Rumelhart stellvertretend für die an den Wiental-Kanal angrenzenden Bezirke.
Kanalbau in Wien: Interessante Fragen? Spannende Antworten!
Was haben der Vatikan, Paris, die Cholera, die Renaturierung des Liesingbachs und die CSI Abwasser in der Schwammstadt Wien gemeinsam? Dahinter verbergen sich Geschichten über das Abwassersystem in Wien. Die multimediale Dauerausstellung „Über Unten“ führt von den Römischen Siedlungen über das Mittelalter bis ins Heute - und in die Zukunft.
Das moderne Gebäude gleich neben der U4-Station Margaretengürtel sieht von oben aus wie ein Siphon. Es tauchte auch schon der Name „Nautilus" auf, eine Urzeitschnecke, nach der Jules Verne sein Unterseeboot für seine Reise in 20.000 Meilen unter dem Meer taufte. Das Gebäude erinnert von außen tatsächlich an eine bunte Unterwasserstation, gestrandet mitten in Wien. Wer über den „Startschacht“ eintritt, begibt sich auch auf eine Expedition in die Stadt unter der Stadt.
Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer: „Wir haben die Ausstellung bewusst so gestaltet, dass auch jene, die noch nie darüber nachgedacht haben, wohin ihre Abwässer in der Stadt fließen, neugierig werden. Wir sprechen vor allem Kinder und Jugendliche an. Auch für Erwachsene ist das Eintauchen in unsere Welt unter der Stadt spannend. Zudem fungiert das Infocenter als Bindeglied zwischen den Bauarbeitenden und der Wiener Bevölkerung.“
„Über Unten“: Anschauliche Projektinformation
Das Infocenter ist in drei Bereiche geteilt. Los geht es im Startschacht, der mit 7 Meter Durchmesser den Besucher*innen eine erste Orientierung in der Unterwelt gibt. Der Informationsteil befindet sich im 33 Meter langen Kanalrohr. Mit 3 Meter Durchmesser ist es genauso groß wie die Originaltunnelröhre des Wiental-Kanals. Die Zeitreise endet in der Zukunft, im 7 Meter langen Sammelbecken. Ein ausgeklügeltes Farbkonzept, Projektoren, Screens, Videos und ein Erzähler, der die Gäste akustisch durch die Zeiten begleitet, machen das Infocenter zu mehr als nur einen Ort mit Fakten, Daten und Zahlen.
Projektleiter Josef Gottschall: „Die Arbeit des Wien Kanal-Arbeiters von damals wie heute wird lebendig. Von Typhus und Cholera als Auslöser für den professionellen Ausbau der Kanalisation in Wien bis zu interessanten Details über moderne Tunnelbaumaschinen und dem digitalen Abwassermanagement werden viele spannende Themen aufgegriffen. Die Zusammenhänge zwischen schmutzigem Abwasser, Klärbecken, sauberem Flusswasser, dem Wind und dem Regen werden mit Akustik und Farbenspiel greifbar.“ Insgesamt dauert der Spaziergang durch die Ausstellung rund 50 Minuten - je nach Interesse, Gruppengröße und Zeit. Zusätzlich begleitet wird die Ausstellung von einem kostenlosen Audio Guide zum Download. So können Interessierte jederzeit, auch von zu Hause in die Ausstellung eintauchen oder nachhören.
Jahrhundertprojekt Wiental-Kanal
Der Wiental-Kanal wird entlang des Wienflusses um rund neun Kilometer verlängert. Es ist das größte Kanalbauprojekt in der Geschichte von Wien Kanal. Der Abwassertunnel verläuft entlang von sechs Bezirken vom Ernst-Arnold-Park im Osten bis zum Skatepark Auhof im Westen Wiens. Der neue Kanal wird die Wasserqualität im Wienfluss verbessern und entlastet das Kanalnetz bei Starkregen. Zusätzlich wird die Möglichkeit geschaffen, die bestehenden Kanäle entlang des Wienflusses effizient und sicher zu sanieren.
Infocenter: Wann und wo?
Das Infocenter „Über Unten“ liegt im 12. Wiener Gemeindebezirk zwischen den beiden Gürtelfahrbahnen an der Grenze zwischen 5., 6., 12. und 15. Bezirk am Gaudenzdorfer Gürtel. Der Eingang befindet sich rund 200 Meter vom Ausgang der U4-Station Margaretengürtel, Aufgang Margaretengürtel entfernt. Anfahrt am besten öffentlich mit der U4 oder den Straßenbahnlinien 6 und 18, Station Margaretengürtel.
Öffnungszeiten:
Ab 9. Jänner 2025: Donnerstag 14.00 bis 19.00 Uhr, Freitag 09.00 bis 14.00 Uhr, Samstag 10.00 bis 15.00 Uhr. Feiertag geschlossen.
Führungen zu jeder vollen Stunde, letzte Tour eine Stunde vor Schluss. Maximal 25 Personen pro Tour. Kinder sind in Begleitung von Erwachsenen herzlich willkommen. Sonderführungen für Gruppen gerne auf Anfrage.
Anmeldung: Anmeldungen werden empfohlen und sind online möglich: www.ueberunten.wien. Termine: ab 09.01.2025.
Kontakt zur Baustelle und Infocenter: Für technische oder organisatorische Fragen zur Baustelle (Ombudsstelle): Info-Telefon: +43 664 158 48 69, Info-Mail: info@wkn.wien.gv.at. Das Info-Telefon ist von Montag bis Donnerstag 08:00 bis 17:00 Uhr und Freitag 08:00 bis 12:00 Uhr besetzt.
Weiterführende Links: Wien Kanal: https://www.wien.gv.at/umwelt/kanal/
Quelle: Stadt Wien