vonRedaktion International
JÄNNER 01, 2021
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Liebe Tirolerinnen und Tiroler!
Das Jahr 2020 war ein äußerst herausforderndes Jahr. Die Corona-Pandemie hat uns mit voller Härte getroffen. „Die Wintersaison ist beendet“, „Tirol isoliert sich selbst“ und „Bleibt’s dahoam“ waren die schwerwiegenden Ankündigungen in diesem Jahr.
Nach der Selbstisolation Tirols habe ich am Abend aus meinem Büro auf die Maria-Theresien-Straße geschaut. Die ganze Straße war menschenleer. Es war für mich unbegreiflich, was da von einem Tag auf den anderen über uns und die ganze Welt hereingebrochen ist. Ganz Innsbruck war wie ausgestorben. Dieses Bild der menschenleeren Stadt werde ich nie mehr vergessen. Bestimmt gibt es bei Ihnen allen solche Bilder, die sich in Ihrem Kopf festgesetzt haben. Eines ist aber sicher: Niemand von uns wird das Jahr 2020 je vergessen.
Ich musste letztes Jahr oft Entscheidungen verkünden, die ich mir vorher nie hätte vorstellen können. Von einem Tag auf den anderen wurde unser Land von 100 auf 0 zurückgesetzt. Das war für mich die schwerste politische Entscheidung. So konnten wir aber den ersten Angriff des Coronavirus schnell und wirksam abwehren. Innerhalb einiger Wochen waren nur mehr drei Personen in Tirol mit dem Virus infiziert. Die Selbstisolation Tirols war aber erfolgreich.
Wir hatten danach alle die Hoffnung, dass das Schlimmste vorbei wäre. Doch das Gegenteil war der Fall. Nach einer vorübergehenden Erholung im Sommer hat uns die zweite Welle im Herbst mit voller Wucht getroffen. Sie hat die Welt und auch uns viel härter getroffen als es Wissenschafter vorausgesagt haben. Weitere Einschränkungen und Entbehrungen waren die Folge.
Das Coronavirus hat uns alle täglich vor neue Herausforderungen gestellt. Wir mussten viele Entscheidungen treffen, oft in ganz kurzer Zeit. Nicht alle Entscheidungen haben sich im Nachhinein als richtig herausgestellt. Aber es ging immer darum, die Pandemie bestmöglich zu bewältigen – in einem Schulterschluss von Bund, Land und Gemeinden.
Eines war mir im vergangenen Jahr sehr wichtig: Dass wir das Gleichgewicht zwischen Gesundheit, Wirtschaft und persönlicher Freiheit herstellen. Mir ist auch bewusst, wie einschneidend das vergangene Jahr für die Tiroler Wirtschaft und die Tiroler Beschäftigten war. Eines können Sie mir aber glauben: Diese Balance zwischen Gesundheit, Wirtschaft und Freiheit zu finden, ist „tirolerisch gesagt“ ein schmaler Grat.
Liebe Tirolerinnen und Tiroler!
Durch diese Corona-Pandemie haben wir gesehen, wie wir als Gesellschaft mit einer existenziellen Krise umgehen. Einer Krise, die in dieser Form und Intensität noch nie da war. Gerade nach so einem harten Jahr bin ich als Landeshauptmann von Tirol unheimlich stolz, wie wir diese schwierige Zeit gemeinsam bewältigt haben.
Allen voran das medizinische Personal, das seit zehn Monaten im Ausnahmezustand hervorragende Arbeit leistet, aber auch alle Einsatzkräfte, Krisenstäbe und freiwilligen Helferinnen und Helfer. In den Familien, im beruflichen Leben, in der ganzen Gesellschaft hat diese Pandemie Spuren hinterlassen. Viele Mitmenschen wurden Opfer dieser Pandemie und konnten nicht gebührend verabschiedet werden. Tausende hatten mit einem schweren Krankheitsverlauf zu kämpfen. Gleichzeitig sind viele in dieser Krise über sich hinausgewachsen und vielerorts auch ganz nah zusammengewachsen.
Auch wenn das Virus viel Leid und große Sorgen verursacht hat, gibt es auch viele positive Lichtblicke. Ich werde nie die ungeheure Welle an Hilfsbereitschaft während dieser Pandemie vergessen. Wir können jederzeit auf die Einsatzbereitschaft unzähliger Freiwilliger vertrauen. Selbst in einer derartigen Krise sind unsere demokratischen Grundpfeiler und unsere gemeinschaftlichen Werte unantastbar.
Außerdem bin ich sehr dankbar dafür, dass wir es uns in unserem Land leisten können, gemeinsam mit dem Bund Hilfsmaßnahmen zu setzen, um die schlimmsten Folgen für Arbeitgeber und Beschäftige abzufedern. Insbesondere aber auch, dass wir bedürftigen Tirolerinnen und Tiroler unter die Arme greifen können.
Liebe Tirolerinnen und Tiroler!
Es gibt für das kommende Jahr gute Ausblicke. Am vergangenen Sonntag wurde die erste Tirolerin gegen das Coronavirus geimpft. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit der Impfung im Jahr 2021 unser altes Leben zurückbekommen.
Mit den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie werden wir noch lange zu kämpfen haben. Wir werden daher in den nächsten Jahren mit voller Kraft die Folgen dieser Pandemie bekämpfen: Finanzen, Wirtschaftsstandort und Arbeitsmarkt sowie sozialer Friede werden im Zentrum unserer Arbeit stehen.
Wir sind in Tirol mit der niedrigsten Verschuldung in diese Krise gegangen. Wir werden deshalb nach der Krise besser dastehen als einige vor der Krise – und diesen finanziellen Spielraum nützen wir, um Wirtschaft und Arbeit wieder anzukurbeln.
Die Aufgaben, die auf uns warten, sind gewaltig – da gibt es nichts kleinzureden. Ich bin mir aber sicher, dass sich Tirol bald erholen wird und dass wir Tirol mit Höchstgeschwindigkeit aus der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg führen werden. Denn das Land Tirol hat eine stabile Finanzlage, das Land Tirol ist ein attraktiver Wirtschafts- und Industriestandort und das Land Tirol ist und bleibt die Top-Destination im Tourismus. Das größte Fundament unseres Landes sind aber die fleißigen Familien, Unternehmer und Beschäftigten, die anpacken und das Land wieder auf den Tiroler Weg zurückführen werden. Wir werden uns aber auch um weitere wichtige Themen wie Klimawandel, Energiewende, Transitverkehr und leistbares Wohnen kümmern.
Liebe Tirolerinnen und Tiroler!
Zum Schluss meiner Neujahrsansprache bitte ich Sie alle – jene, die immer vorsichtig sind genauso wie jene, die skeptisch sind: Halten wir zusammen und nehmen wir aufeinander Rücksicht. Dieser Zusammenhalt ist eine alte Tiroler Wertehaltung. Mit dieser Einstellung bin ich mir sicher, dass wir diese Krise bewältigen werden und dass Tirol auch für die nächsten Generationen ein schönes und zukunftsreiches Land sein wird.
So wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein gesundes und glückliches Jahr 2021.
Quelle: Land Tirol