vonOTS
JÄNNER 15, 2021
Das Ludwig Boltzmann Institute Digital Health and Patient Safety hat eine Studie über Publikationen zu Open Innovation in medizinischer und pharmazeutischer Forschung veröffentlicht.
Wien (OTS) - Mitte der 2000er tauchte Open Innovation (OI) im Kontext von medizinischer und pharmazeutischer Forschung erstmals in der wissenschaftlichen Literatur auf und hat seither an Bedeutung gewonnen. Das zeigt die Analyse von rund 380 relevanten wissenschaftlichen Publikationen, die ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des Ludwig Boltzmann Institute Digital Health and Patient Safety (LBI DHPS) durchgeführt hat. Die Ergebnisse der Studie wurden am 14. Jänner 2021 im Fachmagazin Frontiers in Pharmacology veröffentlicht.
Der Großteil der analysierten Publikationen wurde in Nordamerika und Europa durchgeführt, vor allem Italien verzeichnet eine Vielzahl an hoch zitierten Publikationen. Aus Asien hingegen wurden nur vereinzelte Studien gefunden. Pharmazeutika/Pharmakologie wurde als der aktivste Industriesektor mit medizinischer Bedeutung identifiziert, der OI fördert. Dabei zeigte die bibliographische Studie, dass Publikationen, die mit Biotechnologie- oder Pharmaunternehmen verbunden sind, häufiger zitiert wurden als ausschließlich akademische Studien. Das könne entweder auf die höhere Qualität oder einfach auf die bessere, durch die Industrie geförderte Vermarktung der Publikationen zurückzuführen sein, so die StudienautorInnen.
„Unter OI verstehen wir Innovationsprozesse, die auf zielgerichteten Wissensströmen über Organisationsgrenzen hinweg basieren. Das heißt, Ideen und Innovation entstehen nicht mehr innerhalb einer Organisation, sondern werden auch extern generiert“, so Atanas G. Atanasov, der Koordinator der Studie. Unternehmen sind traditionell auf interne Ressourcen angewiesen, um innovative Ideen und neue Produkte zu generieren. Um externes Know-how und extern generierte Ideen besser einzubeziehen und zu nutzen wurde das Open-Innovation-Konzept entwickelt. Im weiteren Sinne kann OI auf jede Organisation angewandt werden, einschließlich wissenschaftlicher Einrichtungen, die auf interne und externe Ressourcen, Ideen und Partnerschaften zurückgreifen, um innovative Lösungen, Produkte oder Wissen zu entwickeln.
„Angesichts der rasanten jüngsten Entwicklungen im Bereich der digitalen Technologien ist davon auszugehen, dass wir in naher Zukunft zunehmend Open-Innovation-Strategien von Organisationen erleben werden, die an der Schnittstelle von Informationstechnologie und Medizin arbeiten, einschließlich digitaler Gesundheitstechnologien. Das positioniert unser neues LBI DHPS hervorragend in einem dynamischen, sich neu entwickelnden Wissenschaftsgebiet“, so Atanasov.
Diese neue Studie profiliert zum ersten Mal die Landschaft der wissenschaftlichen Forschung zu Open Innovation in der medizinischen und pharmazeutischen Forschung und zeigt die Versprechen dieses Bereichs, in Zukunft sinnvolle Beiträge zur Entwicklung von Lösungen und Produkten zur Verbesserung der menschlichen Gesundheit zu leisten.
Open innovation in medical and pharmaceutical research: A literature landscape analysis Yeung AWK, Atanasov AG, Sheridan H, Klager E, Eibensteiner F, Völkl-Kernsock S, Kletecka-Pulker M, Willschke H and Schaden E (2021) Open Innovation in Medical and Pharmaceutical Research: A Literature Landscape Analysis. Front. Pharmacol. 11:587526. doi: 10.3389/fphar.2020.587526
http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fphar.2020.587526/full
Über das Ludwig Boltzmann Institute Digital Health and Patient Safety
Das Ludwig Boltzmann Institute Digital Health and Patient Safety wurde im Oktober 2019 gegründet. Ein interdisziplinäres Team von ExpertInnen sorgt dafür, dass relevante Themen aufgenommen werden, die durch Digitalisierung einen Beitrag zu Patientensicherheit leisten. Mit dem Ansatz Open Innovation in Science soll Expertise aus den unterschiedlichsten Bereichen verbunden und Forschung betrieben werden, die einen echten Mehrwert bietet, für PatientInnen, Angehörige, Gesundheitsberufe und die gesamte Gesellschaft. Das Konsortium ist breit aufgestellt und reicht von der Medizinischen Universität Wien über die Caritas der Erzdiözese Wien, die NÖ Gesundheitsagentur, den Wiener Gesundheitsfond und die Plattform Patientensicherheit bis zur Industrie (Philips Austria GmbH und Becton, Dickinson & Company).
Über die Ludwig Boltzmann Gesellschaft
Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) ist eine Forschungseinrichtung mit thematischen Schwerpunkten in der Medizin und den Life Sciences sowie den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Die LBG betreibt zusammen mit akademischen und anwendenden Partnern aktuell 20 Ludwig Boltzmann Institute und entwickelt und erprobt neue Formen der Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaft und nicht-wissenschaftlichen AkteurInnen wie Unternehmen, dem öffentlichen Sektor und der Zivilgesellschaft. Gesellschaftlich relevante Herausforderungen, zu deren Bewältigung Forschung einen Beitrag leisten kann, sollen frühzeitig erkannt und aufgegriffen werden, um gezielt neue Forschungsthemen in Österreich anzustoßen. Teil der LBG sind das LBG Open Innovation in Science Center, das das Potenzial von Open Innovation für die Wissenschaft erschließt, und das LBG Career Center, das 250 PhD-StudentInnen und Postdocs in der LBG betreut. www.lbg.ac.at
Quelle: OTS