vonRedaktion International
APRIL 06, 2025
Foto: Land Salzburg/Martin Wautischer
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Foto: Land Salzburg/Martin Wautischer
EU-Projekt FROST.INI / Experten aus Salzburg und Italien im Einsatz / Ziel: Maßnahmen zum Schutz der alpinen Infrastruktur
(LK) Das Kitzsteinhorn ist einer der beeindruckenden Schauplätze des Forschungsprojektes FROST.INI. Bei diesem werden die Auswirkungen des Klimawandels auf ständig gefrorenen Untergrund, dem sogenannten Permafrost, analysiert. Dessen Rückgang wirkt sich negativ auf die Stabilität der Felsen aus und kann große Schäden an der Infrastruktur in den Alpen verursachen. Das durch Interreg finanzierte Projekt sucht nach Lösungsstrategien.
Der unglaublich beeindruckende Ausblick vom Kitzsteinhorn in die Hohen Tauern, direkt auf den Großglockner und weit in das Bundesland hinein, lässt nicht erahnen, dass die Spitze des Berges ständig von außen und innen überwacht wird. Hier im Schnee und Eis werden die zahlreichen Sensoren bei jeder Witterung überprüft oder erneuert, wenn notwendig. Jede Bewegung im Berg wird seit Jahrzehnten aufgezeichnet. Nun widmet sich ein EU-Projekt mit Partnern aus Salzburg und Italien der Problematik des auftauenden Permafrostes.
Böden werden instabiler
Landesgeologe Gerald Valentin und Maike Offer von der Georesearch Forschungsgesellschaft begaben sich gemeinsam mit Kollegen aus den Partnerregionen zu diesem außergewöhnlichen Forschungsstandort. Dauerhaft gefrorener Boden, also Permafrost, ist in den Alpen ab 2.500 Metern Seehöhe vorhanden. „Diese Böden schmelzen aufgrund des Klimawandels und verlieren an Stabilität. Und wir haben wir beispielsweise am Kitzsteinhorn aber auch bei alpinen Schutzhütten oder am Sonnblick Infrastruktureinrichtungen genau in diesem Bereich. Mit dem Aufschmelzen der Böden ist die Stabilität der Einrichtungen gefährdet“, so Landesgeologe Gerald Valentin.
Pewny: „Kompetenzen werden gebündelt.“
Der für EU-Interreg-Projekte zuständige Landesrat Christian Pewny betont, dass innovative Forschungsprojekte wie FROST.INI enorm davon profitieren, dass mit Hilfe der EU-Fördermittel grenzüberschreitend die besten Forscher eines Faches ihre Kompetenzen bündeln und gemeinsam Lösungsvorschläge für solche Zukunftsthemen finden. Die Permafrostforschung ist vor allem für die alpinen Regionen und die dort vorhandene Infrastruktur in großen Höhen von enormer Bedeutung.“
„Gläserner Berg“
Die Spitze des Kitzsteinhorns wird, von Besuchern fast unbemerkt, zum gläsernen Berg. „Wir haben hier beispielsweise vier tiefe Bohrlöcher zur Temperaturmessung. Man kann sich das als Laie vorstellen wie Thermometer, die bis zu 40 Meter in die Tiefe reichen und messen, wie schnell die Wärme der steigenden Lufttemperatur in die Tiefe kommt“, so Maike Offer von der Georesearch Forschungsgesellschaft. „Zusätzlich überwachen wir die Spaltenöffnungen am Berg und damit die Bewegungen im Fels. Mit Laser scannen wir zudem die komplette Felsflanke und schauen, wo kommen Felsausbrüche raus, wie weit könne sie fallen und wo wird es in Zukunft instabiler“, so die Forscherin.
Gegenmaßnahmen werden entwickelt
Experten aus Italien und Österreich wurden bei diesem Projekt zusammengeholt und beleuchten das Thema interdisziplinär. „Hier in Salzburg haben wir sehr viele Experten, Salzburg ist das Epizentrum der österreichischen Permafrostforschung. Bei FROST.INI haben wir eine Kompetenzgruppe vereint, um für die Zukunft den Infrastrukturbetreibern Werkzeuge und Leitfäden zu liefern, damit sie Methoden in der Hand haben, um auf den Klimawandel zu reagieren und vor allem, um die Betriebssicherheit der Anlagen für die nächste Generation zu gewährleisten“, betont Gerald Valentin.
Innovativ und flexibel
Für die Forscherin Maike Offer ist die Dynamik des Forschungsgebietes Permafrost besonders spannend. „Wir müssen in kurzer Zeit sehr viel lernen, schnell neue Methoden anwenden. Deshalb sind wir vor allem hier am Kitzsteinhorn sehr innovativ unterwegs, weil wir einfach nicht viel Zeit haben, denn wir sehen in kurzer Zeit sehr viel Veränderung am Fels. Wir können hier nicht mit einem Kochrezept ankommen, müssen jeden Tag improvisieren.“
Forschung geht weiter
Finanziert wird das Forschungsprojekt FROST.INI zu 80 Prozent aus Mitteln des EU-Interreg-Programmes. 20 Prozent der Kosten übernehmen die Partner. Die Gesamtkosten liegen bei rund einer Million Euro. Nach Auslaufen des Projektes wird die Permafrostforschung am Kitzsteinhorn aber weitergehen.
Partner aus Salzburg und Italien
FROST.INI wird durch das Interreg VI-A Italien-Österreich Programm 2021-2027 finanziert und umfasst neben den beiden Salzburger Projektpartnern – dem Amt der Salzburger Landesregierung und der Georesearch Forschungsgesellschaft – auch das OGS – Istituto Nazionale di Oceanografia e di Geofisica Sperimentale, die Autonome Provinz Bozen in Südtirol sowie Eurac Research. Als weitere Partner unterstützen zudem die ARPAV Agenzia Regionale per la Prevenzione e Protezione Ambientale del Veneto, der Servizio Geologico della Regione Autonoma Friuli-Venezia Giulia und Tofana Srl..
Quelle: Land Salzburg