vonRedaktion Salzburg
SEPTEMBER 23, 2023
„Aktuell ist die beste Zeit, um eine Primärversorgungseinheit zu gründen.“ Unter diesem Motto fand diese Woche eine Informationsveranstaltung zur Primärversorgung in Tirol mit über 90 interessierten AllgemeinmedizinerInnen sowie verschiedenen AkteurInnen des Tiroler Gesundheitswesens statt. Nach intensiver Vorbereitung der Rahmenbedingungen durch die ZielsteuerungspartnerInnen in den vergangenen Wochen ergab sich ein guter Austausch zwischen den ÄrztInnen und Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele, Landesstellenausschuss-Vorsitzenden Bernhard Achatz und Bereichsleiter der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) Arno Melitopulos-Daum sowie Ärztekammerpräsident Stefan Kastner. Mithilfe von Gründungs- und Anschubfinanzierungen vonseiten der EU, des Landes und der ÖGK sollen in Tirol bis 2025 insgesamt sechs Primärversorgungseinheiten (PVE) entstehen. Das Land Tirol beteiligt sich zudem in der Finanzierung des PVE-Managements, des Pflegepersonals und weiteren Gesundheits- und Sozialberufen gemeinsam mit den Sozialversicherungsträgern.
MitarbeiterInnen der Plattform Primärversorgung und des Austria Wirtschaftsservice (aws) informierten zudem über Gründungsförderungen und direkte AnsprechpartnerInnen aus der ÖGK, dem Landesgesundheitsfonds und der Ärztekammer zur weiteren Vorgehensweise. In einem Get-Together mit der Allgemeinmedizinerin Barbara Vockner von der PVE „Gesundheitszentrum Saalfelden“ konnten die interessierten ÄrztInnen wertvolle Erfahrungen eines Best-Practice Beispieles gewinnen.
Rechtliche Rahmenbedingungen und Erfahrungswerte liegen vor
„Mehr denn je brauchen wir innovative Versorgungsmodelle, um das Gesundheitssystem nachhaltig und gezielt zu stärken und eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Die Primärversorgung ist ein besonders wichtiges Puzzleteil, an deren Umsetzung wir gemeinsam zwar bereits länger, nun aber mit Ziellinie vor Augen arbeiten, um das Gesundheitssystem in Tirol nachhaltig weiterzuentwickeln“, betonte LRin Hagele. Auch LSA-Vorsitzender Achatz zeigte sich erfreut über die Fortschritte: „Mit den erforderlichen Honorarvereinbarungen liegen nun auch in Tirol alle rechtlichen Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Primärversorgungseinheiten vor. Mit diesem Paket ermöglichen wir ein attraktives und zukunftsweisendes Modell in der Gesundheitsversorgung, von dem alle Tirolerinnen und Tiroler profitieren. Wir freuen uns, nun die Gespräche mit den Interessentinnen und Interessenten zu intensivieren und mit dem Ausbau der Primärversorgungseinheiten in Tirol zu starten.“
Multiprofessionelles Team unter einem Dach
Derzeit gibt es 45 Primärversorgungseinheiten in Österreich. In multiprofessionellen Teams arbeiten dabei zwischen zwei und fünf AllgemeinmedizinerInnen gemeinsam mit diplomierten Pflegekräften, OrdinationsassistentInnen und einer/m PVE-ManagerIn als Kernteam zusammen. Darüber hinaus werden weitere Gesundheits- und Sozialberufe miteingebunden – von der Logopädie und Ergotherapie über Hebammen und HeilmasseurInnen bis hin zu DiätologInnen, SozialarbeiterInnen und klinischen PsychologInnen. „Primärversorgung findet in Tirol bereits in verschiedensten Netzwerken statt, daher sind wir sehr zuversichtlich, dass diese neue Zusammenarbeitsform in Verbindung mit weiteren Gesundheitsberufen die Tiroler Ärztinnen und Ärzte auch ansprechen wird. Nach intensiver Vorbereitung konnten wir gemeinsam nun ein effektives Finanzierungspaket zur Umsetzung von Primärversorgungseinheiten in Tirol schnüren“, so Ärztekammerpräsident Kastner.
Abgestufte Gesundheitsversorgung als Zielsetzung
Das Ziel liege nun darin, mit der Primärversorgung eine erste Kontaktstelle für die PatientInnen und damit eine umfassende Grundversorgung sicherzustellen. Primärversorgung ist somit ein wichtiger Teil einer „abgestuften Gesundheitsversorgung“, in der die PatientInnen nach einer ersten Grundversorgung bei Bedarf zu einer fachärztlichen oder stationären Versorgung weitervermittelt werden. Dadurch kann der Versorgungsprozess optimal koordiniert und andere Strukturen wie Spitalsambulanzen nachhaltig entlastet werden.
Die PatientInnen profitieren dabei von längeren Öffnungszeiten, kurzen Wartezeiten und einer wohnortnahen Versorgung – auch an Tagesrandzeiten. Durch ein eigenes PVE-Management und die Zusammenarbeit in einem Team aus verschiedenen Gesundheitsberufen bietet die PVE auch für ÄrztInnen optimale Arbeits- und Rahmenbedingungen. Zudem bieten PVE im Rahmen von Lehrpraxen die Möglichkeit einer praxisbezogenen Ausbildung und zusätzlichen Ausbildungsstellen für AllgemeinmedizinerInnen.
Weiterer Ausbau der Primärversorgung geplant
Durch die Novellierung des Primärversorgungsgesetzes (PrimVG) wurde die Gründung und Umsetzung einer Primärversorgungseinheit in Österreich nun noch einfacher gestaltet. Neben einem verkürzten Auswahlverfahren ist es seit August 2023 möglich, gemeinsam mit mindestens zwei anstatt früher drei ÄrztInnen für Allgemeinmedizin, eine oder mehrere Personen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege sowie einer Ordinationsassistenz eine PVE zu gründen. Zudem kann der ärztliche Teil des Kernteams nun auch aus FachärztInnen für Kinder- und Jugendheilkunde oder aus einer Kombination von AllgemeinmedizinerInnen und FachärztInnen für Kinder- und Jugendheilkunde bestehen. Dadurch soll der Ausbau der Primärversorgung in Österreich gestärkt werden. Zusätzlich werden Mittel aus dem österreichischen Aufbau- und Resilienzplan (RFF-Fonds) der EU in Höhe von insgesamt 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um die Primärversorgung in Österreich bis 2026 noch weiter auszubauen.
Quelle: Land Tirol