vonRedaktion International
MÄRZ 27, 2021
In Graz stehen die Zeichen heute auf purple. Sichtbar ist etwa am Grazer Uhrturm, der ab Einbruch der Dämmerung lila angestrahlt wird. Grund dafür ist der jährlich am 26. März stattfindende Purple Day. Dieser dient dazu, über Epilepsie aufzuklären und Menschen die Angst vor den Erkrankten zu nehmen. Die Thematik trifft schließlich einen beachtlichen Teil der Gesellschaft: Epilepsie ist die häufigste neurologische Erkrankung. Ein Prozent der Bevölkerung erkrankt weltweit.
Dass Menschen mit Epilepsie sich noch immer mit zahlreichen Vorurteilen konfrontiert sehen, weiß Elisabeth Pless, Geschäftsführerin der Epilepsie Interessensgemeinschaft Österreich. Erkrankte würden am Arbeitsmarkt weiter noch oft diskriminiert. Als eines von vielen Beispielen führt Pless etwa jenes eines Jugendlichen an, der – trotz hoher Qualifikation – eine Lehrstelle wegen seiner Erkrankung nicht bekam.
Vorfälle wie diese kann der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl nicht nachvollziehen. Auch im Rathaus ist eine Mitarbeiterin mit Epilepsie beschäftigt. Diese stehe den anderen Bediensteten hinsichtlich ihrer Arbeitsleistung und ihrem Fleiß in nichts nach. Es gelte, den Dienstgebern die Angst vor der Krankheit zu nehmen, so Nagl. "Sie müssen nur lernen, damit umzugehen."
Bereits bei der Gründung der Epilepsie Interessensgemeinschaft Österreich 2005 gab es Gespräche mit dem Bürgermeister. Eine Unterstützung für die, die Verantwortlichen dankbar sind. "Er war der Einzige, der an uns geglaubt hat", betont Präsidentin Erika Fassel.
Rund 800 Anfragen erhält die Interessensgemeinschaft pro Jahr aus ganz Österreich. Der Verein mit Hauptsitz in Graz ist die einzige Anlaufstelle dieser Art für Menschen mit Epilepsie und deren Angehörige im ganzen Land. Bei nur neun Mitarbeitern könne man nicht alle der vielen Anfragen im selben Umfang behandeln, erklärt Fassel. Bürgermeister Nagl will das Thema im Städtebund einbringen, um eine bundesweite Betreuung zu ermöglichen.
Viel hat sich schon getan, allerdings gebe es "noch viel zu tun", so Fassel. In Kindergärten etwa fehle vonseiten der BetreuerInnen oft das Wissen um die Krankheit. Außerdem sieht die Präsidentin der Epilepsie Interessengemeinschaft alle politischen Entscheidungsträger in der Verantwortung: "Wir würden uns von den Betroffenen mehr ein offenes Ohr wünschen."
Bürgermeister Nagl will die Interessensgemeinschaft jedenfalls weiterhin unterstützen. Für ihn handelt es sich um ein "wichtiges Anliegen für Menschen, die kaum gehört werden." Es gelte, "möglichst alle Ebenen der Arbeitgeber und Politik zu erreichen."
Epilepsie tritt in den unterschiedlichsten Formen auf. Wie kann man Betroffenen im Ernstfall nun am besten helfen? "Das Einzige, das man falsch machen kann, ist nichts zu tun", beruhigt die zertifizierte Epilepsiefachberaterin Pless.
Die Epilepsie Interessensgemeinschaft Österreich hat außerdem einen Leitfaden mit Tipps zu Erster Hilfe und richtigem Verhalten bei einem epileptischen Anfall erarbeitet.
Quelle: Stadt Graz