vonOTS
SEPTEMBER 12, 2023
Starkünstler Gottfried Helnwein macht mit der Sonderverhüllung des Wiener Ringturms auf spektakuläre Weise die Gewalterfahrung sichtbar.
Auf Initiative des Wiener Städtischen Versicherungsvereins verwandelt der renommierte Künstler Gottfried Helnwein im Herbst den Wiener Ringturm in einen überdimensionalen Aufruf gegen Gewalt. Auf insgesamt 3000 m² macht Helnwein Gewalterfahrungen von Frauen und Kindern nachdrücklich sichtbar. „Kaum ein Künstler der Gegenwart ist dafür besser geeignet als Gottfried Helnwein, Gewalt auf so eindringliche Weise zu thematisieren. Mit diesem Kunstwerk ist ein starkes Zeichen verbunden: Gewalt – ob physischer, psychischer oder virtueller Natur – darf niemals toleriert werden. Die Zivilgesellschaft ist dazu aufgerufen, eindeutig Stellung zu beziehen“, sagt Robert Lasshofer, Vorstandsvorsitzender des Wiener Städtischen Versicherungsvereins.
Fünf Jahre nach seiner ersten aufsehenerregenden Verhüllung kommt es nun zur zweiten Kooperation des Wiener Städtischen Versicherungsvereins mit dem Künstler. Helnweins Werk „My Sister“ zeigt das blutverschmierte Gesicht eines Mädchens in überlebensgroßen Proportionen an zwei Fronten des Ringturms. Seine Augen sind fest verschlossen vor dem, was sich unseren Blicken entzieht, nur um sie im nächsten Augenblick wieder zu öffnen und dem Horror des Erlebten fest in die Augen zu schauen. Wir erkennen nicht, was passiert ist. Wir sehen nur die Spuren einer Katastrophe, die sich notgedrungen in der Wahrnehmung des Publikums, der Imagination und den Erfahrungen der Einzelnen vervollständigen muss und an ein weiter gefasstes Thema gesellschaftlichen Ausmaßes anschließt. „Die Kunst hat viele Aufgaben, eine davon ist es, sich mit Gewalt auseinanderzusetzen. Es gibt eine lange Tradition in der Kunst, die die Menschen dazu zwingt, sich damit zu beschäftigen, meistens jedoch vergeblich, weil verständlicherweise vieles verdrängt wird. Aber die Verdrängung hat die Gefahr, dass sich die Geschichte immer wiederholen muss“, beschreibt Gottfried Helnwein die Intention und die Hintergründe seines Kunstwerks.
Helnweins Kooperation mit dem Wiener Städtischen Versicherungsverein entspringt dem gemeinsamen Anliegen, Gewalt – insbesondere jene gegen Frauen und Kinder – sichtbarer zu machen. Doch will er seine Kunst niemals als Handlungsanweisung verstanden wissen. Seine detailgetreue Darstellung richtet vielmehr den Blick auf das Subjekt der Erlebnisse, hier das Kind. Wir erkennen das Mädchen, oder besser gesagt, wir erkennen es wieder in Helnweins hyperrealistischer wie hypersensibler Darstellung – als Mensch, der uns nahesteht, als unser Kind, unsere Tochter, unsere Schwester. Die Ringturmverhüllung wird bis Ende Oktober zu sehen sein.
Teil der Anti-Gewalt-Kampagne des Wiener Städtischen Versicherungsvereins wird auch eine Ausstellung im Ringturm sein, die sich ab 9. Oktober mit den Schwerpunkten situative und häusliche Gewalt, der Rolle der Kunst sowie „safe public spaces“ auseinandersetzt. Diese Ausstellung, die in Kooperation mit der UN-WOMEN-Kampagne „Orange The World“ stattfindet, kann von Montag bis Freitag jeweils von 9:00 bis 18:00 Uhr und bei freiem Eintritt besucht werden. Begleitend zur Ausstellung findet eine Diskussionsreihe mit renommierten Expert:innen statt, an der ebenfalls bei freiem Eintritt teilgenommen werden kann. Das vollständige Programm ist unter www.wst-versicherungsverein.at/gegengewalt zu finden.
Der Wiener Städtische Versicherungsverein übernimmt mit seinem sozialen und kulturellen Engagement eine wichtige gesellschaftspolitische Funktion. Die Förderung unterschiedlichster Kunstprojekte sind dem Hauptaktionär der Vienna Insurance Group ein zentrales Anliegen, um auf aktuelle Themen aufmerksam zu machen. Ein weithin sichtbares Zeichen dieser Förderphilosophie ist die Ringturmverhüllung, die seit dem Jahr 2006 stattfindet. Neben hochrangingen österreichischen Kunstschaffenden, unter anderem Gottfried Helnwein oder Arnulf Rainer, werden seit 2012 auch Künstler:innen aus Osteuropa eingeladen, den Ringturm zu verhüllen.
Mit den Montagearbeiten des 3.000 Quadratmeter großen Kunstwerks „My Sister“ wird das Wiener Unternehmen Movelight betraut. In den nächsten Tagen werden insgesamt 30 bedruckte Netzbahnen – mit je einer Breite von rund drei Metern und einer Länge von bis zu 43 Metern – Stück für Stück auf allen vier Seiten des Ringturms mit mehr als 22.000 Kabelbindern montiert.
Quelle: OTS