Sicherheitsverdienstpreise für Niederösterreich: Auszeichnungen für den Einsatz von Polizei und Privatpersonen

vonOTS
JUNI 27, 2023

Foto: Roland Rudolph

Raiffeisen NÖ-Wien und die Niederösterreichische Versicherung ehren engagierte Polizist:innen und Zivilpersonen.

Bereits zum 46. Mal wurden heuer die Sicherheitsverdienstpreise für Niederösterreich verliehen. Ausgezeichnet wurden Menschen, die Verbrechen verhindern oder tatkräftig bei der Aufklärung mithelfen konnten. Die 38 Preisträger:innen – 33 Polizist:innen und 5 Zivilpersonen – haben im letzten Jahr mit besonderer Courage für mehr Sicherheit in Niederösterreich gesorgt.

Die Preise wurden von Erwin Hameseder (Obmann Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien), Gerhard Karner (Bundesminister für Inneres), Stefan Jauk (Generaldirektor Niederösterreichische Versicherung) sowie Landespolizeidirektor Franz Popp im Raiffeisenhaus Wien vergeben.

Herausragender Einsatz gegen Kriminalität und Gewalt

"Es freut mich, dass wir – die RLB NÖ-Wien gemeinsam mit der Niederösterreichischen Versicherung – bereits zum 46. Mal diese Preise sowohl an Exekutivbeamte als auch an Zivilpersonen vergeben dürfen: An Menschen, die sich in einem besonderen Ausmaß für die Sicherheit Niederösterreichs eingesetzt haben", betont Hameseder, der vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine die Cyberkriminalität besonders hervorhob: "Wir können eindeutig feststellen, dass mit dem russischen Angriffskrieg die digitalen Attacken stark zugenommen haben. Diese Angriffe finden tagtäglich statt und die damit verbundenen wirtschaftlichen Schäden sind gewaltig. Unsere Sicherheit ist ein hohes Gut: Aus diesem Grund müssen wir uns über alle Gesellschaftsbereiche präventiv und bestmöglich damit auseinandersetzen und vorbereiten."

Schwerpunkt Cyber-Cobra

Große Wertschätzung für das außerordentliche Engagement zeigte auch Gerhard Karner, Bundesminister für Inneres: "Die Verleihung der Sicherheitsverdienstpreise zeigt die enge Verbindung zwischen Polizei und Bevölkerung. Die Verleihung zeigt aber auch, wie engagiert unsere Polizistinnen und Polizisten arbeiten und wie hartnäckig und konsequent sie bei der Aufklärung von Verbrechen vorgehen. Die Anforderungen an den Polizeiberuf sind dabei vielfältig. Die erfolgreichen Ermittlungen reichen von der Aufklärung eines Mordes, über Gewalttaten bis hin zum Betrug. Zum Betrug im Internet werden wir künftig auch einen Schwerpunkt setzen in den Regionen und eine Cyber-Cobra installieren. Unsere moderne und gut ausgestattete Polizei ist damit bestens aufgestellt, um alle Herausforderungen zu meistern."

Neben den Exekutiv-Beamt:innen leisten auch Zivilpersonen Jahr für Jahr einen wichtigen Beitrag, um Niederösterreich zu einem sicheren und lebenswerten Land zu machen, bestätigt der Generaldirektor der Niederösterreichischen Versicherung, Stefan Jauk: "Die NV feiert heuer ihr 100-jähriges Bestehen und genauso lange verstehen wir uns als verlässlicher und starker Partner des Landes und seiner Menschen. Mit der Verleihung dieser Preise ehren wir jene Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher, die im letzten Jahr besonders viel Engagement gezeigt haben, denn unsere Gesellschaft braucht mutige Menschen, die Verantwortung übernehmen, die über das gewöhnliche Maß hinausgeht."

Cyberkriminalität als größte Herausforderung

Nach zwei pandemiegeprägten Jahren, in denen die Gesamtkriminalität zurückging, stieg 2022 die Zahl der Anzeigen im Vergleich zum Vorjahr, während die Aufklärungsquote leicht sank. Landespolizeidirektor Franz Popp betonte in seinen Ausführungen: "Das Jahr 2022 war ein intensives Arbeitsjahr für die Polizei Niederösterreich und die Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik erinnern an das Jahr 2019. Obwohl es durch die steigenden Zahlen der Cyberkriminalität zu einem leichten Rückgang der Aufklärungsquote gekommen ist, ist diese nach wie vor sehr hoch. Die professionelle Kontaktaufnahme der Polizistinnen und Polizisten mit der Bevölkerung trägt dazu bei, dass wir Informationen erhalten, die dazu führen, dass Straftaten entweder rasch aufgeklärt werden können oder durch Prävention beim Versuch bleiben", so Popp.

Die Preisträger:innen im Überblick:

Im Dezember 2021 konnte in Maria Gugging ein Täter festgenommen werden, der im Zeitraum von Herbst 2004 bis Oktober 2019 in Beziehungen laufend Gewalt gegen drei Frauen ausgeübt und sie zu sexuellen Handlungen genötigt hatte. Im Jahr 2021 verabreichte er vier weiteren Frauen K.O.-Tropfen und vergewaltigte sie anschließend. Die äußerst umfangreichen und zeitintensiven Ermittlungen sowie Auswertung der bei einer Hausdurchsuchung sichergestellten Datenträger, Computer und Mobiltelefone führten zur Festnahme des Täters.

Von der PI Klosterneuburg wurden drei Beamt:innen geehrt: Kontrollinspektorin Ramona Quast, Bezirksinspektor Markus Horaczek, Inspektor Alexander Gorbach

Bedienstete der Kriminaldienstgruppe der Polizeiinspektion Tulln führten von Oktober 2021 bis Jänner 2022 umfangreiche Ermittlungen gegen einen 31-jährigen bosnischen Staatsbürger und weitere vorerst unbekannte Täter wegen Verdacht des Suchtmittelhandels im Stadtgebiet von Tulln. Im Zuge der akribisch durchgeführten Erhebungen und Observationen konnten schlussendlich sieben Beschuldigte ausgeforscht und inhaftiert werden, die in verschiedenen personellen Zusammensetzungen mehrere Raubdelikte und schwere Nötigungen sowie einen gewerbsmäßigen Suchtmittelhandel betrieben. Darüber hinaus wurden 21 Suchtmittelabnehmer namentlich ausgeforscht und einvernommen.

Von der PI Tulln wurden vier Beamt:innen geehrt: Abteilungsinspektor Christian Rechberger, Bezirksinspektorin Corina Stich, Gruppeninspektor Andreas Röhrbacher, Revierinspektor Stefan Eder. Weiters wurde Revierinspektorin Lisa Müller vom Landeskriminalamt Niederösterreich ausgezeichnet.

Wochenlang war die Polizei einem Vergewaltiger im Bezirk Wiener Neustadt auf der Spur. Dank umfangreicher kriminalpolizeilicher Ermittlungen und nicht zuletzt durch die – auch außerhalb des Dienstes – hohe Aufmerksamkeit und Sensibilität von Gruppeninspektorin Irene Hutter des Stadtpolizeikommandos Wiener Neustadt konnte am 26. August 2022 ein 43-jähriger Ukrainer festgenommen werden.

Ihm wird zu Last gelegt, im Juni eine Frau in Bad Erlach vergewaltigt zu haben. Drei Wochen zuvor soll er dies bereits bei einer anderen Frau versucht und ihr dabei eine Sportuhr geraubt haben. Im August kam es zu einem dritten brutalen Angriff innerhalb weniger Wochen, bei welchem dem Opfer das Handy gestohlen wurde.

Der Täter ist nicht geständig, jedoch liegt ein positiver DNA-Abgleich vor. Im März 2023 wurde der Angeklagte nicht rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von 9,5 Jahren sowie zur Bezahlung von 35.000 Euro Schmerzensgeld an die Opfer verurteilt.

Ein Mann erstattete im August 2021 Anzeige in der Polizeiinspektion Berndorf, da seine Exfrau unter Verwendung seiner Personaldaten und ohne sein Wissen ein Gewerbe als sogenannter "Tippgeber" angemeldet habe. Auf Basis dieser Anzeige startete Gruppeninspektor Edmund Bleimuth umfangreiche Ermittlungen. Dank seines unermüdlichen Einsatzes konnte ein betrügerisches Duo festgenommen werden.

Das Ehepaar erschwindelte von Februar 2020 bis Februar 2022 Gelder von der Republik Österreich, dem AMS und der Haushaltsversicherung. Der Schaden beträgt rund 213.000 Euro. Im Zuge langwieriger Ermittlungen konnten noch weitere Betrüger überführt werden: Insgesamt 18 Beschuldigte wurden ausgeforscht und 79 Straftaten geklärt. Bei den Delikten handelt es sich um Betrug, schweren Betrug, gewerbsmäßigen Betrug, Urkundenfälschung, Nötigung und Geldwäsche.

Im Herbst 2021 wurde das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) NÖ informiert, dass ein Mann in St. Pölten Bauteile für die Erstellung eines Sprengsatzes sammle und einen Anschlag plane. Den äußerst engagierten Ermittlungstätigkeiten und unverzüglich eingeleiteten Observationsmaßnahmen ist es zu verdanken, dass der verdächtige 29-jährige irakische Asylwerber, der über Verbindungen in die islamistisch-extremistische Szene verfügen soll, verhaftet werden konnte. Im Zuge der Ermittlungen wurde dem Täter zudem eine Tatbeteiligung am Brandanschlag auf die FPÖ-Landesgeschäftsstelle im August 2019 in St. Pölten nachgewiesen. Auf einer als Molotowcocktail präparierten Bierflasche war seine DNA sichergestellt worden.

Die Sicherheitsverdienstpreise für die Beamt:innen wurden stellvertretend von Roland Scherscher, Leiter des LVT NÖ, übernommen.

Am 6. April 2007 wurde ein damals 23-jähriger russischer Staatsangehöriger tschetschenischer Herkunft am Parkplatz einer Asylunterkunft im Bezirk Baden mit drei Schüssen getötet. Im November 2022 – 15 Jahre nach dem Mord – konnte der Fall geklärt werden. Ein 29-jähriger russischer Staatsbürger tschetschenischer Herkunft wurde ausgeforscht und des Mordes überführt.

Der Mann wurde schon 2007 verdächtig, musste aber aus Mangel an Beweisen wieder enthaftet werden. Zu Beginn des Jahres 2022 wurde der Akt durch Beamte des LVT NÖ einer Sichtung unterzogen und nochmals aufgerollt. Im Zuge umfangreicher Ermittlungen und zahlreicher Zeugeneinvernahmen ist es den Beamten gelungen, den Mord aufzuklären.

Die Sicherheitsverdienstpreise für die Beamt:innen wurden stellvertretend von Roland Scherscher, Leiter des LVT NÖ, übernommen.

Sechs Jugendliche haben im April 2022 in St. Pölten mit einer Schreckschusspistole zwei Schüsse aus einem gestohlenen Auto abgegeben. Wenig später begingen sie einen Treibstoffdiebstahl und verursachten in weiterer Folge einen Verkehrsunfall. Durch die unmittelbare Verständigung der Polizei durch die Zivilperson Florian Steiner, der die Schüsse wahrnahm, sowie die ausgezeichnete Zusammenarbeit mehrerer beteiligter Polizeistreifen, konnten die flüchtenden Jugendlichen rasch festgenommen werden. Im Zuge der Einvernahmen zeigten sich zwei einschlägig vorbestrafte Jugendliche geständig, in der Woche bis zur Festnahme u. a. drei schwere Raubüberfälle auf Tankstellen in Wien, einen PKW-Diebstahl in St. Pölten und mehrere Treibstoff-Diebstähle in den Bundesländern Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg begangen zu haben.

Neben Florian Steiner (Zivilperson) wurden sechs Beamte geehrt: Gruppeninspektor Hilmar Schilhabl (PI Wöllersdorf), Gruppeninspektor Josef Schwarz (PI Wiesmath), Inspektor Marcus Brunner (PI Burgplatz), Inspektor Philipp Gföhler (PI Burgplatz), Inspektor Michael Schich (PI Josefstadt), Inspektor Christoph Winkler (PI Josefstadt).

Am 17. Dezember 2022 wurde ein 34-jähriger Nordmazedonier bei einem versuchten Einbruchsdiebstahl ertappt. Gemeinsam mit einem Mittäter wollte er die Terrassentür eines Wohnhauses in Traiskirchen/Möllersdorf aufbrechen. Der Täter konnte – trotz heftiger Gegenwehr – vom Wohnhausbesitzer Dario Žiška bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten werden.

Die Klärung des Einbruches und die Festnahme des Täters war nur dem beherzten und äußerst couragierten Einschreiten von Dario Žiška zu verdanken. Der Mittäter konnte unerkannt flüchten, diesbezügliche Ermittlungen zur Ausforschung laufen noch.

Die Zivilperson Tina Forster beobachtete während eines Besuchs des Einkaufszentrums Horn einen mutmaßlichen Ladendiebstahl. Der Täter flüchtete und wurde von einer Mitarbeiterin eines Möbelgeschäfts verfolgt.

Auf ihrem Heimweg bemerkte Frau Forster vom Auto aus eine Person, die dem Täter ähnlich sah. Auf Basis ihrer Personen- und Ortsbeschreibung nahm ein Polizeibeamter sofort die Verfolgung auf. Als Tina Forster den geflüchteten Täter ein weiteres Mal wahrnahm, informierte sie erneut die bereits eintreffenden Polizisten, die den Mann schließlich festnehmen konnten. Im Zuge der Erhebungen konnten dem 40-jährigen amtsbekannten Frühpensionisten insgesamt neun Diebstähle nachgewiesen werden.

Eine Jugendliche ist am 29. November 2022 in St. Peter in der Au von einem PKW überrollt und schwer verletzt worden. Das im Erdmatsch stecken gebliebene Fahrzeug hätte zuvor von drei Personen aus einer Wiese geschoben werden sollen. Der Wagen rollte jedoch nach vorne, eine Jugendliche rutschte aus und landete unter dem Frontbereich des rollenden Fahrzeugs. Die an der Örtlichkeit wohnende Zivilperson Jutta Hornbachner reagierte sofort, hob mit ihrem Traktor das Auto an und befreite die schwer verletzte Jugendliche. Tierärztin Nina Lendl, die zu diesem Zeitpunkt anwesend war, eilte sofort zur Hilfe und führte bis zum Eintreffen der Rettungskräfte eine erfolgreiche Reanimation durch. Nur dem beherzten Einschreiten von Jutta Hornbachner und Nina Lendl ist es zu verdanken, dass das Mädchen überlebte.

Quelle: OTS

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