Wien: Sima/Nevrivy - Mega-Wasserleitung als großes Finale zum Schutz der Oberen Lobau

vonRedaktion International
JÄNNER 20, 2023

Foto: PID/Christian Fürthner

Rohrleitung aus Neuer Donau in die Panozzalacke bringt Verdreifachung der Wassermengen - bis zu 1.500 Liter/Sekunde

Wasser marsch! heißt es bald für ein Naturjuwel und beliebtes Freizeitziel der Wiener: Die Obere Lobau. Was die wenigsten wissen: Mit der Donauregulierung im 19. Jahrhundert wurde der natürliche Zufluss von der Donau in die Lobau unterbunden. Um die vielfältige Flora und Fauna zu erhalten, ist aber genau das notwendig. Auch dem Klimawandel geschuldete, längere Hitze- und Trockenperioden verursachen eine zusätzliche Belastung für das sensible Ökosystem in der Lobau. Die Stadt Wien ist deswegen seit vielen Jahren vor Ort aktiv, bereits 2001 wurde eine erste Zuleitung (Dotation) errichtet und damit eine künstliche Wasserversorgung in die Obere Lobau ermöglicht. Auch zahlreiche weitere Maßnahmen wurden in den letzten Jahren gesetzt. Nun starten als großes Finale der bisherigen Maßnahmen die Bauarbeiten für die größte Zuleitung in die Obere Lobau. Die für die Wiener Gewässer zuständige Stadträtin Ulli Sima und Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy haben heute zum Auftakt der Arbeiten selbst zum Spaten gegriffen. Bereits im Herbst sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.

„Mit der bisher größten Wasserzuleitung von der Neuen Donau in die Panozzalacke sichern wir das Wiener Naturparadies Obere Lobau für die Zukunft ab“, so Sima und erläutert: „Bis zu 1.500 Liter/Sekunde sollen durch die neue Zuleitung fließen können. Das ist ein aufwendiges Vorhaben, aber essenziell für den Erhalt und die Entwicklung von Flora und Fauna im Nationalpark.“

„Die Lobau ist ein einzigartiges Naturjuwel der Donaustadt, das von den Wiener*innen als Naherholungsgebiet geschätzt wird und daher freut es mich besonders, dass die Stadt hier diese weitere Zuleitung ermöglicht“ zeigt sich auch Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy erfreut über die neue Dotationsleitung.

„Von der Panozzalacke fließt das sogenannte Dotationswasser im freien Gefälle weiter zu den Gewässern der Oberen Lobau. Das Wasser wird von der Panozzalacke ausgehend ausschließlich in bereits bestehenden Gewässern und Gerinnen der Oberen Lobau laufen “, so Martin Jank von der WGM (Wiener Gewässermanagement). Dadurch fallen keine Kosten für eine Gerinneherstellung an.

Positive Auswirkungen der neuen Dotationsleitung auf das gesamte Ökosystem

Mit der Dotation über die Panozzalacke können – gemeinsam mit der bereits bestehenden Dotation über das Mühlwasser – große Teile der Oberen Lobau erreicht und mit ausreichenden Wassermengen gesichert werden. Außerdem ist mit einer Verbesserung der Wasserqualität in der sehr nährstoffreichen Panozzalacke zu rechnen. Die Rohrleitung die Neue Donau und Panozzalacke verbindet ist 85 Meter lang und hat einen Durchmesser von 180 cm. So können bis zu 1.500 Liter/Sekunde in die Obere Lobau fließen.

Durch diese zweite Dotation in der Oberen Lobau werden im Gewässerzug Panozzalacke – Fasangartenarm – Tischwasser die Wasserspiegel angehoben und dadurch die Gesamtsituation der Gewässer ökologisch aufgewertet. Außerdem wird durch die Wassermengen auch der Großenzersdorfer Arm von der Dotation profitieren.

Verbesserte Situation beim Hausgraben

Durch die neue Dotation wird auch eine ausreichende Grundwasserversorgung des Hausgrabens gewährleistet. Der Hausgraben, ein Donaualtarm nördlich des Tanklagers Lobau, hat die wichtige Funktion, Grundwasser anzureichern und den dort herrschenden Mangel auszugleichen. Die zur Zeit bestehende Traverse - das ist ein Querbauwerk - wird saniert und mit einer beweglichen Wehranlage ausgestattet.

Historische Ursache: Donaubegradigung zum Schutz vor Hochwasser

Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts durchfloss die Donau den Wiener Raum in einem sich ständig verändernden und verzweigten Gewässersystem. Die Lobau war eine lebendige und typische Auenlandschaft, geprägt durch das Wechselspiel von Nieder- und Hochwasser. Mit der zum Zweck des Hochwasserschutzes erfolgten Begradigung der Donau beim sogenannten Wiener Durchstich 1870 bis 1875 wurde die Lobau von der Donau weitestgehend abgetrennt.

Seitdem fehlt die für eine Auenlandschaft wichtige Dynamik der Wasserversorgung durch die Donau mit ihren wechselnden Wasserständen. Hauptsächlich reguliert sich der Wasserspiegel in der Lobau nun über das Grundwasser und dank der vielen Maßnahmen der Stadt auch vermehrt wieder über künstliche Zuströme an der Oberfläche.

Weitere Maßnahmen der Stadt Wien in der Oberen Lobau: Dotation über Mühlwasser (2001)

Seit dem Jahr 2001 wird die Obere Lobau mit Wasser aus der Neuen und der Alten Donau versorgt, um die dortigen Gewässer vor dem Verlanden zu schützen. Diese Dotation wird jedes Jahr von März bis Ende Oktober von der Fachabteilung Wiener Gewässer (MA 45) durchgeführt und hatte bis zu den Maßnahmen in der Saltenstraße ein Volumen von 300 l/s.

Entfernung von Verlandungen im Bereich der Saltenstraße (2020/2021):

Im Mühlwasser im Bereich der Saltenstraße wurde im Winter 2020/21 über eine Länge von 500 m abgelagertes Sediment und Totholz entfernt. Durch diese Arbeiten konnte die Dotation der Oberen Lobau von 300 l/s auf 500 l/s erhöht werden.

Mäh und Schilfarbeiten im Mühlwasser:

Das Mühlwasser ist ein wichtiger Gewässerzubringer in die Lobau. Durch Verlandung, Schilf und andere Wasserpflanzen droht dieses Gewässer bereichsweise zuzuwachsen. Die Fachabteilung Wiener Gewässer setzt dort jeden Sommer Mähboote ein, um die Wasserpflanzen zu mähen, und entfernt Schilf, wo notwendig, um eine ungehinderte Dotation zu ermöglichen. Die Bauarbeiten für die neue Dotationsleitung und begleitende Maßnahmen laufen von Jänner bis November 2023, investiert werden rund 7 Mio. Euro.

Informationen: www.gewaesser.wien.gv.at www.wgm.wien.at

Quelle: Stadt Wien

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