vonRedaktion International
MAI 30, 2021
Spatzen gehören zu Wien wie die Melange ins Kaffeehaus. Wer kennt nicht die kleinen frechen Vögel, die gerne auch in Parks und Gastgärten tschilpen? Doch wussten Sie, dass es bei uns sogar zwei Spatzen-Arten (auch Sperlinge genannt) gibt? Der Haussperling bringt Leben bis in die Wiener Innenstadt, während sein seltenerer Verwandter, der Feldsperling, eher die Außenbezirke bewohnt.
Spatzen halten lange Zeit an geeigneten Brutplätzen fest und sind auf deren Erhaltung angewiesen. In Kooperation mit BirdLife Österreich ist die Stadt Wien deshalb auf der Suche nach den Kinderstuben der Spatzen.
„Dass in Wien die Spatzen von den Dächern pfeifen, verdanken wir deren guter Anpassungsfähigkeit und den für sie passenden Lebensbedingungen in Wien. Für gebäudebrütende Arten werden seitens der Stadt zahlreiche Schutzmaßnahmen gesetzt, die ihren Bestand erhalten und fördern helfen“, erläutert Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky.
Ihrem Namen entsprechend brüten Haussperlinge in Nischen an Gebäuden – meist hoch oben unter dem Dach, während Feldsperlinge gerne auch Baumhöhlen oder Nistkästen beziehen.
Unter www.birdlife.at/page/vogelwelt-wien können Spatzenbrutplätze ganz einfach gemeldet werden.
Haus- und Feldsperling zählen zu den Vogelarten, die noch bis in den Sommer hinein mit der Jungenaufzucht beschäftigt sind, da sie pro Jahr 2-3 Bruten aufziehen. „Wir freuen uns deshalb bis Ende Juli auf Ihre Meldungen!“, so Projektleiter Josef Mikocki von der Stadt Wien-Umweltschutz.
Auffällig sind vor allem die Männchen, die tschilpend ihre Bruthöhle anzeigen. Auch die etwas feiner bettelnden Jungvögel kann man oft hören. Um die Eltern mit Futter oder Nistmaterial in die Bruthöhle einfliegen zu sehen, muss man schon etwas genauer hinsehen. Doch alle Hinweise auf Bruten sind willkommen!
Haus- und Feldsperling unterscheiden
Haussperlingsmännchen tragen eine graue Kopfkappe und graue Wangen, während die Weibchen sehr schlicht graubraun gemustert sind. Sie nutzen als Brutplätze verschiedenste Hohlräume an Gebäuden. Oft schlüpfen sie oben unter dem Dachvorsprung hinein, auch hinter Blechverkleidungen, Dachrinnen oder Regenrohre.
Beim Feldsperling sind Männchen und Weibchen gleich gefärbt und an der prächtig kastanienbraunen Kopfkappe, dem auffälligen schwarzen Wangenfleck und dem weißen Halsband zu erkennen. Sie brüten häufig in Baumhöhlen oder Nistkästen, doch können sie ebenso in Gebäudenischen ihre Jungen aufziehen.
Was braucht der Spatz?
Neben sicheren Brutplätzen, die für die ortstreuen Vögel über Jahre erhalten werden sollten, brauchen Spatzen dichte Büsche, Hecken und Kletterpflanzen als Versteck und Schlafplatz. Als Nahrung nutzen sie Samen von Wildkräutern und –gräsern, aber auch Getreidekörner. Im Frühling und Sommer fressen sie gerne auch zarte Blättchen und Blüten. Entscheidend für erfolgreiche Bruten ist jedoch ein ausreichendes Angebot an Insekten, denn die Jungen werden vor allem mit tierischer Nahrung versorgt.
Als Wellnessoase zur Gefiederpflege brauchen Spatzen Sand- oder Staubbadeplätze – offene Bodenstellen mit lockerer Erde oder Sand. Auch in Wasserlacken oder Vogeltränken baden sie gerne.
Nicht nur mit der Erhaltung von Gebäudenischen und alten, höhlenreichen Bäumen kann man den gefiederten Stadtbewohnern deshalb helfen, sondern auch mit einer spatzenfreundlichen Grünraumgestaltung. Dazu gehören dichte Büsche ebenso wie Wildkraut – und insektenreiche Grünflächen.
Insgesamt fühlen sich in Wien zahlreiche gebäudebrütende Arten wohl – neben den Spatzen flattern Mauersegler, Mehlschwalben, Dohlen, Turmfalken und zahlreiche Fledermausarten durch die Stadt. Sie finden sich in den meisten Stadtbereichen und leben gerne mit uns unter einem Dach. Für ein einvernehmliches Miteinander können sie mit Wildkräutern oder anderen insektenfreundlichen Pflanzen auf Balkon oder Terrasse unterstützt werden, so ist die Nahrungsgrundlage gesichert. Im Gegenzug erhalten wir ein für eine Großstadt nicht selbstverständliches Naturerlebnis, wenn wir die Flugkünstler beobachten.
Die Spatzenbrutplatzkartierung ist Teil des Citizen Science-Projektes „Auf der Suche nach Spatz und Specht im öffentlichen Raum“, das die MA 22 in Kooperation mit BirdLife Österreich durchführt. Dabei werden nicht nur Meldungen von Sperlingen, sondern auch von den baumbewohnenden Spechten gesammelt. Mit diesen beiden Artengruppen wollen wir den Bogen von den Gebäudebrütern bis zu den Waldbewohnern spannen und damit auf die ganze Vielfalt der Wiener Vogelwelt aufmerksam machen. Denn nur was man kennt, ist man auch bereit zu schützen!
Quelle: Stadt Wien