Wien: Stadt Wien - Erste Abwasser-Monitoring-Saison für Influenza und RSV erfolgreich - ANHANG

vonRedaktion Salzburg
APRIL 26, 2023

Wien

Erfolgreiches Projekt „CSI Abwasser“ feiert dritten Geburtstag und wird laufend weiterentwickelt

Seit April 2020 setzt die Stadt Wien auf das Projekt "CSI Abwasser" zur Einschätzung des aktuellen COVID-19-Infektionsgeschehens in der Stadt. Die Idee hinter dem Projekt ist es, die ausgeschiedenen SARS-CoV-2-Viren im Abwasser als anonymisierten Test für die gesamte Bevölkerung Wiens zu nutzen. Das Projekt wird unter Federführung der ebswien kläranlage und tierservice Ges.m.b.H. (Projektleitung), Wien Kanal und TU Wien in enger Zusammenarbeit mit der Magistratsabteilung 15 (Gesundheitsdienste) und Magistratsabteilung 23 (Wirtschaft, Arbeit und Statistik) betrieben. Neben der Entwicklung eines treffsicheren Frühwarnsystems und einem umfassenden Variantenmonitoring für SARS-CoV-2 wurden bereits seit Oktober 2022 weitere krankheitsauslösende Viren, wie Influenza und das RS-Virus, in die wöchentlichen Analysen aufgenommen.

„Die Pandemie hat uns gezeigt, dass ein präzises und umfassendes Monitoring des Infektionsgeschehens eine wesentliche Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen ist – ohne davon abhängig zu sein, wie viele Personen sich testen lassen. Mit dem Erfolgsprojekt CSI-Abwasser ist es uns nicht nur gelungen, die SARS-CoV-2-Infektionen realistisch abzubilden, sondern haben durch den Ausbau des Abwasser-Monitorings auf RSV und Influenza ein breiteres und besseres Bild über saisonale respiratorische Erkrankungen erhalten. Das gibt uns einen zeitlichen Vorsprung, um uns frühzeitig auf bestimmte Entwicklungen vorbereiten zu können.“, so Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.

„Das Projekt „CSI Abwasser“ liefert einen wichtigen Beitrag zur frühzeitigen Erkennung des Infektionsgeschehens in der Stadt. Im Regierungsprogramm haben wir uns daher vorgenommen, das Projekt über Corona hinaus weiterzuentwickeln. Ich freue mich, dass das Projekt auch im Kampf gegen Influenza und das RS-Virus eine Unterstützung bietet und den Wienerinnen und Wiener hilft.“, sagt Stadtrat Jürgen Czernohorszky.

Herbst 2022: Erstmals systematisches Abwasser-Monitoring für Influenza und RSV

Im Frühjahr 2022 hat die Stadt Wien angekündigt, das systematische Abwasser-Monitoring auf weitere Erkrankungen auszuweiten. In Zusammenarbeit mit den Wiener Gesundheitsbehörden wurde das Wiener Abwasser seit dem Herbst laufend auf das Vorkommen von Influenza- und RS-Viren untersucht, da hohe Erkrankungswellen bei beiden Erkrankungen die Krankenhäuser vor eine zusätzliche Herausforderung stellen würden und in der vergangenen Saison auch taten. Die Ergebnisse zeigen, dass zum Beispiel die Influenza-Wellen durch das Abwasser-Monitoring frühzeitiger und präziser dargestellt werden konnten als im bestehenden Sentinella-System.

Im Sentinella-System erhält der Grippemeldedienst während der Grippezeit (ab Oktober über einen Zeitraum von mehreren Monaten) Daten von so genannten Sentinella-MeldeärztInnen. Diese Gruppe niedergelassener ÄrztInnen meldet während der Grippesaison ein Mal pro Woche die Anzahl an grippalen Infekten und Grippe-Neuerkrankungen an den Grippemeldedienst. Diese Daten werden hochgerechnet und ergeben die Anzahl der wöchentlichen Neuerkrankungen in Wien.

Durch einen wöchentlichen Austausch von Abwasserdaten und Humandaten mit dem DINÖ-Sentinella-Programm (Diagnostisches Influenza Netzwerk Österreich) des Zentrums für Virologie der Medizinischen Universität Wien lässt sich erkennen, wie gut die Messungen im Zulauf der Kläranlage auch für Influenza das aktuelle Infektionsgeschehen in Wien abbilden konnten. Speziell in der ersten Grippewelle des letzten Jahres zeigten sich hohe Anstiege in der Virenfracht im Abwasser noch bevor die Zahlen der Erkrankten in die Höhe schossen. Auch im RSV-Monitoring konnte über ein halbes Jahr die Infektionswelle anschaulich beobachtet werden. Beide Programme waren ein großer Erfolg und liefern eine wichtige Grundlage für Entwicklungen, die in Zukunft jährliche Vergleiche der epidemiologischen Abwasserdaten ermöglichen werden.

„CSI Abwasser“ als verlässliche Informationsquelle im Gesundheits- und Krisenmanagement

Das abwasserepidemiologische Monitoring hat sich für den Gesundheitsdienst der Stadt Wien als wichtige Informationsquelle im Gesundheits- und Krisenmanagement erwiesen, wie Datenexperte DI Maximilian Rumetshofer unterstreicht: „Das System ermöglicht eine systematische, standardisierte und objektive Datenerhebung, die nicht auf die freiwillige Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist. Zudem liefert das Projekt als Planungsgrundlage für kritische Infrastruktur, Maßnahmensetzung und Allokation von Ressourcen wirtschaftliche, wissenschaftliche sowie verwaltungsrelevante und administrative Vorteile.“

Die Messungen geben nicht nur Aufschluss über die prozentuellen Anteile der verschiedenen SARS-CoV-2-Varianten in der Bevölkerung, sondern sind auch in der Lage, bereits eine infizierte Person unter 10.000 EinwohnerInnen zu detektieren. Da sich eine Person mit dem Virus SARS-CoV-2 bereits vor dem Auftreten von typischen COVID-19-Symptomen bzw. vor einem positiven COVID-19-Test infizieren kann, ist das abwasserepidemiologische Monitoring ein wichtiges Instrument zur Früherkennung von COVID-19-Infektionen.

„Das epidemiologische Abwassermonitoring hat in den letzten drei Jahren gezeigt, dass es ein effektives und verlässliches Instrument im Kampf gegen Infektionskrankheiten ist. Es bietet nicht nur schnelle und präzise Informationen über das Infektionsgeschehen in einer Stadt oder Region, sondern kann auch dazu beitragen, Infektionsherde frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.“, so Dr. Jochen Haidvogel, Leiter des Gesundheitsdiensts.

Wie erfolgt das Abwasser-Monitoring in Wien?

Aktuell finden in Wien wöchentlich insgesamt sieben epidemiologische Abwasserprobenahmen an drei verschiedenen Wochentagen statt: Jedes Mal im Zulauf der Kläranlage und ein Mal in den vier Hauptsammelkanälen, den Teileinzugsgebieten des 2.500 Kilometer langen Wiener Kanalnetzes. Die Probenahme und Erhebung der zugehörigen abwassertechnischen Daten erfolgt durch die Kläranlage der Stadt Wien und Wien Kanal. Anschließend kommen die frischen Proben ins Labor des Instituts für Wassergüte und Ressourcenmanagement (IWR) auf der Technischen Universität (TU) Wien. Dort findet unter der wissenschaftlichen Projektleitung von Dr. Norbert Kreuzinger die Aufbereitung der Proben, die Quantifizierung mittels Echtzeit-PCR bzw. digitaler PCR und die analytische Darstellung der Berechnungen statt.

Ein Mal pro Woche trifft sich dann die ExpertInnenrunde des abwasserepidemiologischen Monitorings und bespricht gemeinsam die neuesten Erkenntnisse und das weitere Untersuchungsprogramm. Teil dieser Runde sind neben den bereits genannten Institutionen noch VertreterInnen des medizinischen Krisenmanagements der MA 15 (Gesundheitsdienst - Datenkompetenzzentrum und Epidemievorsorge) und der MA 23 (Wirtschaft, Arbeit und Statistik), die mittels der abwasserepidemiologischen Daten laufend ihre Prognosemodelle zum weiteren Verlauf der Pandemie optimieren. Dieser inter- und transdisziplinäre Austausch zu den aktuellen Entwicklungen im Wiener Abwasser liefert die Grundlage für die regelmäßige Präsentation vor dem Medizinischen Krisenstab der Stadt Wien und der Landessanitätsdirektion.

„Die nunmehr dreijährige enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Einrichtungen der Stadt und der Wissenschaft, wie sie hier in Wien gelebt wird, stellt international definitiv ein „best practice“ Beispiel für die Abwasserepidemiologie dar, um das uns viele beneiden.“, sagt Dr. Norbert Kreuzinger von der TU Wien.

Neben der internationalen Anerkennung können sich die PartnerInnen von „CSI Abwasser“ auch über ein Zeichen der lokalen Wertschätzung freuen: Die Stadt Wien zeichnete die hervorragende Zusammenarbeit aller involvierten Einrichtungen (ebswien kläranlage & tierservice Ges.m.b.H., Wien Kanal und MA 15) schon im Jahr 2021 mit dem „Goldenen Staffelholz“, dem internen Preis für innovative Covid-19-Projekte, aus.

Bisher mehr als 1.500 Abwasserproben analysiert

Seit dem 8. April 2020 wurde an mehr als 400 Messtagen Proben aus dem Zulauf der Kläranlage genommen, wobei an diesen Tagen insgesamt 213.653.980 Kubikmeter Abwasser anfielen (rund das halbe Volumen des Mondsees). Insgesamt konnten in den Jahren 2020 bis 2023 mehr als 2.220 Analysen mittels qPCR und dPCR zur weitgehenden Verbreitung von SARS-CoV-2, Influenza und RSV durchgeführt werden. Die vier Hauptsammelkanäle wurden seit Mai 2020 jeweils rund 150 Mal beprobt, weitere 500 Beprobungen wurden in ausgewählten Kanalabschnitten vorgenommen. In der Variantendetektion wurden seit 2020 über 700 Analysen mittels digital droplet PCR (ddPCR) und 330 Ganzgenomsequenzierungen durchgeführt.

Meilensteine beim „CSI Abwasser“ 27.02.2020: Erster SARS-CoV-2-Infektionsfall in Wien 09.03.2020: Vernetzungen zur systematischen Zusammenarbeit im Rahmen von „CSI Abwasser“ 08.04.2020: Erste Probe aus dem Zulauf der Kläranlage Wien 10.04.2020: Erste positive Probe im Zulauf 25.05.2020: Start der systematischen Beprobungen des Kanalnetzes 12/2020: Erste Variantenscreening mittels Schmelzkurvenanalyse und Start wöchentlicher Ganzgenomsequenzierungen am CeMM 02/2021: Start Variantenscreening mittels ddPCR an der MedUni 05/2021: Erste Untersuchungen zu Adenoviren 11/2021: Erste Influenzauntersuchungen 02/2022: Systematische Kooperation mit MA 23 (Statistik) für Prognosemodelle 06/2022: Erste Untersuchungen zu Mpox (Affenpocken) 09/2022: Systematisches quantitatives Influenza-Monitoring 10/2022: Systematisches quantitatives RSV-Monitoring

Quelle: Stadt Wien

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