vonRedaktion Salzburg
MÄRZ 26, 2022
Direkte Vorteile für berufstätige Frauen und Wiener Unternehmen
Digitaler Wandel, Nachhaltigkeit, Klimaschutz – diese Entwicklungen werden den Arbeitsmarkt der kommenden Jahrzehnte stark beeinflussen. Der Beschäftigungsanstieg in der Informations- und Kommunikationstechnologie in Wien wird vom WIFO mit 11.700 Arbeitsplätzen bis 2025 beziffert. Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es Investitionen, die ihrerseits bestehende Berufsbilder drastisch verändern und ganz neue Qualifikationsanforderungen nach sich ziehen werden. Alle diese Entwicklungen stellen die Wiener Unternehmen vor große Herausforderungen gerade auch in Bezug auf qualifizierte Arbeitskräfte.
Damit ist verbunden, dass Arbeitnehmer*innen hier enorme berufliche Chancen vorfinden. Jedoch sind die Geschlechterverhältnisse in diesen Berufen unausgewogen und Frauen unterrepräsentiert. Bei IKT-Spezialist*innen ist nur jede fünfte eine Frau. Ähnlich ist es im Ausbildungsbereich. Nur 37 Prozent aller Absolvent*innen in MINT-Fächern an österreichischen Universitäten sind Frauen. An den Wiener FH-Studiengängen in Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Technik liegt der Absolventinnenanteil nur bei 21 Prozent.
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke: „Der aktuelle und kommende Fachkräftebedarf in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Technik und der geringe Frauenanteil in diesen FH-Studien ist für die Stadt Wien ein ‚call to action‘. Deshalb starten wir ab sofort eine Ausbildungsinitiative nur für berufstätige Frauen, um sie für diese Berufe zu motivieren und das Fachkräfteangebot für Unternehmen zu erhöhen. Ich bin überzeugt, dass sich gleichstellungspolitische und wirtschaftspolitische Ziele perfekt ergänzen. Für diese Ausbildungsinitiative nimmt die Stadt Wien 23,6 Mio. Euro in die Hand.“
Fachhochschulen sind ganz wesentliche Ausbildungseinrichtungen für die Sicherung eines hochqualifizierten Arbeitskräfteangebots. Eva Schiessl-Foggensteiner, Geschäftsführerin der FH des BFI Wien: „Die Erhöhung des Frauenanteils in technischen FH-Studien passiert zwar, geht aber einfach zu langsam. Diese Ausbildungsinitiative der Stadt für berufstätige Frauen in enger Kooperation mit Unternehmen und Fachhochschulen wird ganz sicher ein wichtiger Beitrag sein, dass mehr Frauen die guten Einkommens- und Entwicklungschancen wahrnehmen können. Es braucht aber auch Unterstützung vor und während des Studiums, weil die Herausforderungen eines berufsbegleitenden Studiums enorm sind. Hier anzusetzen und ein breites Unterstützungsangebot im Rahmen der Ausbildungsinitiative – vom Stipendium bis zu Beratungs- und Mentoring-Leistungen bis zum Ausbau der Studienplätze – anzubieten, ist ein richtiger und wichtiger Schritt, um den Frauenanteil in Zukunftsberufen an den Schnittstelle Technik – Nachhaltigkeit – Digitalisierung zu erhöhen.“
Stadtrat Hanke schätzt die Leistungen der Fachhochschulen: „Ich möchte allen Wiener Fachhochschulen meinen Dank ausdrücken, die jedes Jahr hervorragend qualifizierte Fachkräfte hervorbringen, die die Wirtschaft dringend benötigt.“
300 zusätzliche FH-Studienplätze und Stipendien für berufstätige Studentinnen
Konkret wird die Stadt Wienbis 2025 über den waff 300 zusätzliche Studienplätze an Wiener Fachhochschulen für berufstätige Frauen finanzieren. Dabei geht es um Studiengänge mit einem geringen Frauenanteil im Bereich Digitalisierung (z.B. Digital Innovation Engineering an der FH Campus Wien), Nachhaltigkeit (z.B. Erneuerbare Energien an der FH Technikum Wien) und Technik (z.B. Technisches Vertriebsmanagement an der FH des BFI Wien). Es liegt der Fokus auf jenen 41 berufsbegleitenden technischen FH-Studiengängen in Wien, in denen der Frauenanteil unter 50 Prozent liegt.
Fritz Meißl, Geschäftsführer des waff, erläutert das weitere Unterstützungsprogramm der Ausbildungsinitiative: „Zuerst geht es einmal darum, möglichst viele Frauen dafür zu gewinnen, sich mit den Chancen und Anforderungen eines berufsbegleitenden Fachhochschulstudiums auseinanderzusetzen. Allen Frauen, die sich in der Folge für den Beginn eines Studiums entscheiden, wollen wir optimale Vorbereitungskurse für die Zulassungsprüfung anbieten. Während des Studiums besteht unter bestimmten Voraussetzungen auch die Möglichkeit für ein spezielles Stipendium, um Einkommensverluste durch eine Stundenreduktion während des Studiums abzumildern.“ Für ein Bachelor-Studium gibt es bei entsprechendem Studienerfolg 10.000 Euro, für ein Master-Studium 7.500 Euro. Zusätzlich gibt es regelmäßige Vernetzungstreffen und Coaching von Mentorinnen, um das Studium auch erfolgreich zu absolvieren.
In die weitere Entwicklung des Angebotes soll eine intensive Einbeziehung von Wiener Unternehmen mit einschlägigem Fachkräftebedarf erfolgen: „Im optimalen Fall lernen Wiener Unternehmen schon vor Beginn des Studiums ihre zukünftigen Mitarbeiterinnen kennen“, so waff Geschäftsführer Meißl. Schon heute arbeitet der waff mit Unternehmen zusammen, die ich sich mit großem Einsatz für die Erhöhung des Frauenanteils gerade auch in technischen Bereichen engagieren. Grundsätzlich könnten schon im Herbst 2022 zusätzliche Studienplätze zur Verfügung gestellt werden, ab Herbst 2023 soll dann der Regelbetrieb der Initiative erfolgen.
„Ich bin überzeugt, dass diese Ausbildungsinitiative ein entscheidender Anstoß für weitere Entwicklungen sein wird, wenn es um die Fachkräftesicherung in dieser Stadt geht. Ganz besonders, wenn ich an die ambitionierten Klimaziele denke. Ohne neue Berufsbilder und ohne qualifizierte Arbeitnehmer*innen und entsprechende Ausbildungsangebote können wir diese Herausforderungen niemals meistern. Jeder berufstätigen Frau, die sich für ein digitales, nachhaltiges oder technisches FH-Studium interessiert, sage ich, jetzt ist der ideale Zeitpunkt diese Idee umzusetzen“, schließt Stadtrat Hanke.
Quelle: Stadt Wien