vonRedaktion Salzburg
AUGUST 18, 2024
Drei Tage lang standen über 800 Feuerwehrmitglieder, vor allem rund um die Stadtgemeinde Hollabrunn, im Dauereinsatz. In einigen Gebieten fielen mehr als 100 mm Niederschlag pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde. Einer der größten Unwettereinsätze des Bezirks geht zu Ende.
Am Abend des 16.08.2024 kam es im Bezirk Hollabrunn zu schweren Unwettern. Besonders stark betroffen waren die Stadt Hollabrunn sowie umliegende Orte. Kurz vor 19:00 Uhr gingen die ersten Notrufe bei der Bereichsalarmzentrale Hollabrunn ein, und es folgten weitere im Minutentakt. Um die Einsätze besser zu koordinieren, wurde umgehend der Bezirksführungsstab der Feuerwehr besetzt.
Viele Straßensperren waren notwendig, und auch die Bahnstrecke nach Wien war bis Samstagmittag gesperrt. Neben zahlreichen kleineren Einsätzen wie Auspumparbeiten, Verkehrsunfällen oder der Beseitigung umgestürzter Bäume, gab es auch größere Einsatzschwerpunkte.
Besonders dramatisch war die Lage auf der „Augustwiesn“ am Messegelände mit mehreren tausend Besuchern. Starkregen, Hagel und Sturm bedrohten dort das Leben der Besucher. „Die anwesende Brandsicherheitswache koordinierte gemeinsam mit dem Sicherheitsteam und dem Veranstalter die Evakuierung des Geländes. Die Besucher wurden in die Stadtsaal gebracht. Durch herumfliegende Teile und Stürze kam es zu fünf leichten Verletzungen“, berichtet Abschnittsfeuerwehrkommandant-Stv. Christian Holzer. Die weitere Betreuung übernahm das Rote Kreuz.
Aufgrund eines Dammbruchs war eine Betriebshalle von Schlamm bedroht. Mehrere Feuerwehren errichteten dort einen Sandsackwall und konnten so größeren Schaden verhindern. Bezirksfeuerwehrkommandant-Stv. Reinhard Scheichenberger erklärt: „Zunächst war nur das Oberflächenwasser das Problem, doch weit schlimmere Schäden verursachten eine Stunde später die Wasser- und Schlammmassen des Runzenbaches, der sich über 100 Meter Breite durch Hollabrunn wälzte.“
Das Umspannwerk Hollabrunn, das rund ein Viertel des Bezirks mit Strom versorgt, war ebenfalls gefährdet. „Wir waren nur wenige Zentimeter von einem großflächigen Stromausfall entfernt. Mit Großpumpen und in Zusammenarbeit mit der EVN konnte die kritische Lage entschärft werden“, berichtet Abschnittsfeuerwehrkommandant Markus Zahlbrecht.
Ein Reitstall wurde ebenfalls überflutet. In Zusammenarbeit mit den Besitzern und fachkundigen Feuerwehrmitgliedern konnten 22 Pferde gerettet werden. Stallbesitzerin Martina Wenzl sagt: „Ich bin begeistert von der Feuerwehr. Alles wurde ruhig und professionell organisiert. Über Funk wurden die einzelnen Pferdeanhänger koordiniert, und die Pferde waren rasch verladen. Wir konnten die Tiere auf vier Ställe in der Umgebung verteilen.“
Neben der Tennishalle war auch die Behindertenwerkstätte Sonnendach stark betroffen. Alle Gebäude wurden vom Schlamm geflutet, und der Keller war bis zur Decke gefüllt.
Einige Wohnhäuser im Stadtgebiet und in Raschala wurden ebenfalls überflutet. Die Schlammmassen drangen ins Erdgeschoss ein und füllten teilweise den gesamten Keller. Besonders viele Wohnhäuser waren jedoch in Oberfellabrunn betroffen. Die Feuerwehrmitglieder räumten die betroffenen Räume vollständig aus und führten eine Grobreinigung durch. Christian Tröthann berichtet: „In Oberfellabrunn alleine waren 70 Objekte verschlammt oder überflutet. Neben einigen schweren Geräten waren insgesamt 20 Feuerwehren mit über 200 Mitgliedern an den zwei Tagen im Einsatz.“
Stefan Vietze koordinierte den Bezirksführungsstab der Feuerwehren: „Neben der Herausforderung, die eingegangenen Hilfeanforderungen aus 270 Notrufen und die Anforderungen der Feuerwehren zu koordinieren, mussten wir den Führungsstab darüber hinaus vom Feuerwehrhaus ins Gemeindeamt verlegen, da unsere Räumlichkeiten ebenfalls durch den steigenden Wasserpegel überflutet wurden. Trotzdem waren wir nach wenigen Minuten wieder handlungsfähig.“
Am Samstagmorgen war das Ausmaß der Schäden im Tageslicht noch deutlicher erkennbar. Bezirkshauptmann Mag. Karl-Josef Weiss war ebenfalls im Führungsstab eingebunden: „Neben den Aufräumarbeiten galt es am Samstag vor allem, auf weitere Unwetter vorbereitet zu sein, um noch schwerere Schäden zu verhindern, insbesondere im Bereich der kritischen Infrastruktur wie dem Umspannwerk.“ Seitens der Bezirkshauptmannschaft wurde das gesamte Gemeindegebiet der Stadtgemeinde Hollabrunn zum Katastrophengebiet erklärt.
Der Feuerwehrkommandant der Stadt Hollabrunn, Markus Pfeifer, berichtet: „Die gesamte Mannschaft der Stadtfeuerwehr Hollabrunn war rund um die Uhr im Einsatz. Für Samstag und Sonntag haben wir die Brandsicherheitswache am Volksfestgelände verstärkt und auch die Kräfte der Stadtfeuerwehr Hollabrunn mit zusätzlichen Feuerwehrmitgliedern aufgestockt, um für weitere Einsätze gerüstet zu sein. Ich kann nur Danke sagen für alles.“
Bürgermeister Alfred Babinsky war rund um die Uhr im Führungsstab: „Ich bin begeistert von der Professionalität der Feuerwehrkräfte, insbesondere des Führungsstabs. Es hat sich wieder gezeigt, wie wichtig unsere Feuerwehren sind. Ich bin überglücklich, dass es keine schweren Verletzungen gab.“
Am Samstag besuchte Landeshauptfrau Mag. Johanna Mikl-Leitner die Lage vor Ort und sprach mit den Feuerwehrmitgliedern. Die Landeshauptfrau zeigte sich tief betroffen von den Ausmaßen des Unwetters und bedankte sich bei allen Feuerwehrmitgliedern für ihre unermüdliche Einsatzbereitschaft. Beeindruckt war sie auch vom Fortschritt der Aufräumarbeiten, die seit den Morgenstunden durch zahlreiche Feuerwehrmitglieder und viele freiwillige Helfer vorangetrieben wurden.
Am Sonntag waren noch Feuerwehrmitglieder aus acht Feuerwehren mit 14 Fahrzeugen im Einsatz. Es galt, noch Arbeiten im Sonnendach, bei einigen wenigen Wohnhäusern und Straßenreinigungen in Bahnhofsnähe durchzuführen. Danach beginnt für viele Feuerwehrmitglieder die Reinigung des eigenen Einsatzgerätes.
Freitagabend waren 40 Feuerwehren im Einsatz, samstags 62 und sonntags wurden 8 Feuerwehren alarmiert. In Summe waren dann an den drei Tagen 181 Fahrzeuge und über 800 Feuerwehrmitglieder im Einsatz.
Bezirksfeuerwehrkommandant Alois Zaussinger dazu: „Wir haben von allen Seiten Respekt, Lob und Dank erhalten – von der Bevölkerung, dem Bürgermeister, dem Bezirkshauptmann bis hin zur Frau Landeshauptfrau. Diese Worte möchte ich direkt an alle eingesetzten Feuerwehrmitglieder weitergeben. Manche haben durchgearbeitet, manche waren drei Tage im Einsatz, bis an die Grenzen ihrer Kräfte. Danke.“
Quelle: BFKDO Hollabrunn