vonRedaktion Salzburg
FEBRUAR 01, 2021
Der Bürgermeister von Ansfelden, Manfred Baumberger meldet sich zu aktuellen Abschiebung:
„Ich äußere mich nur selten mit „guten Ideen“ mit einem persönlichen Statement zu Maßnahmen, die die Bundesregierungen - gleich welcher Farbe - beschließen oder vollziehen. Die Geschehnisse, die sich in Wien abgespielt haben anlässlich der Abschiebungen, lassen mich aber von diesem Grundsatz abweichen:
Wir alle werden unsere eigene Meinung dazu haben, viele Gespräche, die ich in den letzten Stunden geführt habe, haben mir aber gezeigt, dass viele fassungslos sind, aber auch wie gespalten unser Land in diesen Fragen ist. Ein paar Dinge möchte ich Euch trotzdem auf den Weg ins Wochenende mitgeben:
Eine kalte Nacht war es am Mittwoch. Eine kalte, wenn man auf den Thermometer blickte. Eine eiskalte, wenn ich 200 Kilometer weiter östlich nach Wien blicke. Da läuft's mir wie eiskalte Schauer drüber, wenn ich nur dran denke, dass bestens integrierte Kinder nach Georgien und Armenien abgeschoben wurden. Eiskalt ist und bleibt es immer noch, dass so etwas in unserem Land möglich ist. Dass es hier nicht andere Möglichkeiten, Stichwort humanitäres Bleiberecht, gegeben hat, vermag ich fast gar nicht zu glauben.
Mich erzürnt wirklich:
Immer wieder - fast wie ein Bumerang - trifft es bei Abschiebungen leider bestens integrierte Familien, Kinder und Lehrlinge. Menschen, die sich in unsere Gesellschaft einbringen, Menschen, die gerne hier leben und unsere Werte akzeptieren und anerkennen. Ich frage mich oft warum, warum es hier nicht mehr Gerechtigkeit gibt. Ist es wirklich gerecht, integrierte Menschen in einer eiskalten Nacht abzuschieben und sie anderswo ihrem Schicksal auszusetzen. Hier gab es die volle Härte des Gesetzes, während anderswo das Gesetz sehr gern auch mal „gebeugt“ wird. Entspricht das den Werten von Humanität und Menschlichkeit, die in einer aufgeklärten Gesellschaft normal sein sollten?
Hier darf es um keine Parteigrenzen gehen, es war großteils die Zivilgesellschaft, LehrerInnen und SchulkollegInnen, die sich gegen die Abschiebungen in dieser Nacht aufgebäumt haben. Wahrscheinlich waren auch Menschen fast aller Couleur hier vereint - für eine einzige Sache: Menschlichkeit darf in unserem Land nicht aussterben! Oder um in der Eishockeysprache zu sprechen: „In den Farben getrennt, in der Sache vereint.“
Kinder haben ein Recht auf Schutz und Fürsorge, dafür stehe ich mit ganzer Kraft ein!
Ich wünsche uns allen, dass wir in Frieden miteinander leben können. Gerade die Corona-Pandemie hat den Familien und auch allen Kindern wahnsinnig viel abverlangt, und tut es immer noch. Die Nerven liegen oft blank, viele sind schon an ihrer Belastungsgrenze und machen sich auch noch Sorgen um ihre Angehörigen. Lassen wir uns trotz allem nicht auseinander dividieren, sondern gehen wir einen neuen Weg des Miteinander!“
Quelle: Stadtgemeinde Ansfelden