vonRedaktion Salzburg
APRIL 09, 2021
LHStvin Beate Prettner: Coronapandemie zeigt erstaunliche Auswirkungen – deutlicher Anstieg bei Alkohol, „Stabilität“ bei Drogen und deutlicher Rückgang bei Drogentoten – Beratungsstelle St. Veit in Planung
Klagenfurt (LPD). „Der Kampf gegen Süchte verlangt eine enge Vernetzung von unterschiedlichsten Institutionen. Mit dem Suchtbeirat Kärnten machen wir genau das – einen intensiven Austausch von Institutionen aus den Bereichen Suchtprävention, Therapie, Exekutive, Medizin, Justiz, Bildung, Sozialarbeit, Kinder- und Jugendhilfe. Gestern haben wir mit mehr als 30 Teilnehmern in einer Videokonferenz über die Auswirkungen der Coronapandemie auf das Suchtverhalten in Kärnten diskutiert“, informiert Gesundheitsreferentin Beate Prettner.
Das Ergebnis ist durchaus erstaunlich – weil ambivalent. „Einerseits hat sich die Situation im Bereich Alkoholkonsum verschärft. Andererseits sind im Bereich Drogen keine Steigerungen ersichtlich. Im Gegenteil: Die Zahl der Drogentoten ist 2020 auf fünf, und damit auf den tiefsten Wert seit Jahren, gesunken.“ Auch bei Beratungs- und Therapiegesprächen habe sich kein Anstieg gezeigt.
Laut Claudia Scheiber, Leiterin der Drogenambulanz Klagenfurt, seien auch keine wesentlichen Veränderungen im Suchtverhalten der Klienten zu beobachten gewesen: „Interessanterweise spielt das gesamte Thema Corona für Klienten der Drogenberatungsstellen kaum eine Rolle. Anders als für die Allgemeinbevölkerung wird Corona für diese Gruppe nicht als zusätzliche Belastung wahrgenommen“, sagt Scheiber. Was allerdings wieder im Kommen ist, scheint LSD zu sein – nicht zuletzt zum Aufputschen bei Studenten und Managern.
Anders stellt sich die Lage bei Alkoholpatienten dar. Wie Renate Clemens-Marinschek, ärztliche Leiterin des Krankenhauses de la Tour, erläutert, habe sich die Situation sichtlich verschärft: „Ist während des 1. Lockdowns der Alkoholkonsum zurückgegangen, steigt er seither rapide an – es wird mehr und häufiger getrunken, auch die Rückfälle nehmen zu.“ Clemens-Marinschek befürchtet, dass der Plafonds noch nicht erreicht ist: „Erst nach der Krise wird die ganze Problematik so richtig aufschlagen; es ist wie bei einer posttraumatischen Belastung – die Auswirkungen folgen zeitverzögert.“
Seitens der Prävention und Suchtkoordination Kärnten wurde die im Juni 2020 in der Regierung beschlossene Suchthilfestrategie Kärnten „ins Laufen gebracht“: „Unsere Schwerpunkte liegen aktuell auf dem Schnittstellenmanagement und auf hochrisikokonsumierenden Jugendlichen“, informiert Leiterin Barbara Drobesch. Zudem sei man dabei, im Bezirk St. Veit eine Drogenberatungsstelle zu etablieren. „Wenn wir St. Veit mit 100 Plätzen eröffnen, ist es uns gelungen, das Beratungsangebot seit 2017 beinahe zu verdoppeln“, betont Prettner.
Bekanntlich wurde die Drogenambulanz Klagenfurt aufgestockt, die Beratungsstelle Feldkirchen neu eröffnet und eine Beratungsstelle in Wolfsberg umgesetzt. „Je früher wir Betroffene in die Beratung bekommen, desto effektiver können wir gegensteuern. Das Um und Auf aber bleibt die Prävention – und diese beginnt im Kindesalter. Kärnten bietet dazu ein umfangreiches Angebot. Wie Leiterin Eveline Kriechbaum-Wladika erklärt, wurden sämtliche so genannte Lebenskompetenzprogramme, die in Volksschulen umgesetzt werden, „coronatauglich“ gemacht. „Wir haben die entsprechenden Unterrichtsmaterialien neu erarbeitet und den Schulen übermittelt“, so Kriechbaum-Wladika.
Der nächste Suchtbeirat wurde für September fixiert – „doch wir sind flexibel. Sollte sich die Situation in einem Bereich verschärfen, werden wir uns kurzfristig zu einer Abstimmung vernetzen“, so die Gesundheitsreferentin.
Quelle: Land Kärnten