vonRedaktion Salzburg
OKTOBER 22, 2020
Aktueller Bericht: Drogen sind nicht nur ein „Stadt-Problem“
(LK) Alkohol bleibt in Salzburg Problemdroge Nummer eins, die Beratungsangebote für Suchtkranke und -gefährdete werden im ganzen Land vermehrt angenommen. „Sichtbar wird aber auch die professionelle Zusammenarbeit bei Betreuung und Behandlung. Das gut ausgebaute Hilfsnetz findet Akzeptanz“, bringt Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn die Ergebnisse des Suchtberichts 2019 auf den Punkt.
23.000 Alkoholkranke gibt es schätzungsweise im Land Salzburg, rund 700 Neuerkrankungen sind jährlich zu verzeichnen. „Alkoholerkrankungen liegen als Problemfeld an der Spitze, sowohl aufgrund der Verbreitung wie auch aufgrund der Krankheitslast für die Einzelnen und die Gesellschaft. Neben den stationären Behandlungsmaßnahmen ist hier die kostenlose und leicht zugängliche Suchtberatung des Psychosozialen Dienstes des Landes ein wichtiges Angebot“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn bei der Video-Präsentation des aktuellen Suchtberichts.
Mehr Drogenberatungen in den Bezirken
Die Beratungszahlen bei Alkoholproblemen sind in den vergangenen Jahren weitgehend gleichgeblieben, in der Drogenberatung haben sie im Bundesland zugenommen - gegenüber 2018 sogar um 14 Prozent. „Probleme durch Drogenkonsum ganz allgemein sind kein ausschließlich städtisches Phänomen oder eine Erscheinung des Zentralraums. Im langjährigen Vergleich verzeichnen wir im Pongau und Pinzgau einen recht deutlichen Anstieg in der Beratung“, weiß Franz Schabus-Eder, Suchtkoordinator des Landes.
Kokain, Opiate und zunehmend Glücksspiel
„Über die Jahre gestiegen ist vor allem die Zahl der Personen in Beratung, die Stimulantien und Kokain konsumieren, in den Gebirgsregionen auch die Zahl der Personen mit problematischem Cannabiskonsum und mit Opiaten. Aber auch Glücksspielsucht spielt in den Einrichtungen der Suchthilfe eine zunehmende Rolle“, so Franz Schabus-Eder.
56 Prozent suchen selber Hilfe
Mehr als die Hälfte der Menschen, die bei der Drogenberatung Hilfe suchen, tut dies auf eigene Initiative, 21 Prozent kommen aufgrund einer gesundheitsbehördlichen Empfehlung, nur elf Prozent suchen aufgrund einer gerichtlichen Weisung Hilfe auf. „Das belegt die Akzeptanz und das Vertrauen in die Beratungsangebote. Die Frühintervention, die dadurch möglich ist, spielt eine wichtige Rolle im Sozial- und Gesundheitssystem“, betont Schellhorn.
Covid-19: Beratungen wurden intensiver
Einen ersten Blick auf Veränderungen durch Covid-19 konnte Suchtkoordinator Schabus-Eder geben: „Während des Lockdowns gab es deutlich weniger Neuzugänge in der Suchtberatung, allerdings hat die telefonische Beratung zugenommen – und sie war intensiver, aufwendiger und schwieriger, weil die Probleme und Belastungen durch Covid so hoch waren. Zusätzlich standen sowohl die Suchtmedizin als auch viele Entwöhnungseinrichtungen nicht im notwendigen Ausmaß zur Verfügung“, so Schabus-Eder.
Schellhorn: „Lockdown wirkt noch lange nach.“
„Die Folgen des Lockdowns werden uns noch lange begleiten. Sucht ist oft eine Reaktion auf große Belastungen, Sorgen um den Arbeitsplatz, familiäre Probleme, Beziehungsprobleme, Vereinsamung. Gerade in solchen schwierigen Zeiten und auch danach ist die Gefahr von Rückfällen oder des Einstiegs ins Suchtverhalten besonders groß“, appelliert Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn an alle Betroffenen, frühzeitig mit der Suchtberatung in Kontakt zu treten. Der Psychosoziale Dienst ist unter +43 662 8042-3599 von 8.30 – 12 Uhr und von 14 - 16 Uhr erreichbar, die Außenstellen St. Johann unter +43 662 8042–3141 und in Zell am See unter +43 662 8042-3023.
Quelle: Land Salzburg