vonRedaktion Salzburg
MÄRZ 07, 2024
Pionierinnengalerie im Arkadenhof im Rathaus bis 31.3.: 30 Pionierinnen sind vertreten
„Es ist wichtig, dass wir Tag für Tag für gleiche Chancen und für Gleichberechtigung eintreten. In der Frauenwoche und rund um den Frauentag machen wir Frauen sichtbar und holen sie vor den Vorhang“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál bei der Enthüllung der neuen Pionierinnentafeln im Arkadenhof des Wiener Rathauses – gemeinsam mit der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures und Gemeinderätin Dolores Bakos.
Die „großen Töchter" der Pionierinnengalerie haben gemeinsam, dass sie österreichische Vorreiterinnen waren und Vorbilder bis heute sind. 2024 kommen die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann und die Filmregisseurin Luise Fleck hinzu.
„,Die großen Töchter‘ der Pionierinnengalerie sind Vorreiterinnen, die abseits von Rollenbildern ihren eigenen Weg gegangen sind. Mit ihrer Stärke und ihrem Mut sind sie Vorbilder. Wir wollen Mädchen und junge Frauen stärken und ihnen mitgeben: Traut euch alles zu!“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál. Und: „Eine der beiden neuen Pionierinnen ist Luise Fleck – die erste österreichische Filmregisseurin. Mehr als 100 Mal führte Luise Fleck Regie – zu einer spannenden Zeit, nämlich während der Wende von Stummfilmen zu Tonfilmen. Luise Fleck war mutig und eine Vorreiterin, die abseits von Rollenbildern ihren eigenen Weg gegangen ist“, so Gaál bei der Enthüllung der Pionierinnentafel.
„Die viel zu früh verstorbene Ingeborg Bachmann war eine der ersten feministischen Stimmen der österreichischen Nachkriegsliteratur – sie musste und sie konnte sich in einer wohl oft nur scheinbar aufgeklärten und liberalen, aber männlich dominierten Literaturszene durchsetzen und behaupten. Sie in die Pionierinnengalerie der großen Töchter Wiens aufzunehmen würdigt diese wortgewaltige Schriftstellerin und ihr Ausnahmetalent“, so die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures.
„Das Wirken, das Engagement und der Mut dieser außergewöhnlichen Pionierinnen zeigt uns, wie wichtig es ist, Frauen und ihre großartigen Leistungen immer und immer wieder ins Rampenlicht zu rücken. Die Pionierinnengalerie dient allen Mädchen und Frauen als Motivation, nie den Glauben an sich zu verlieren und dass es trotz der vielen Steine, die vor allem Frauen auch heute noch in den Weg gelegt werden, möglich gemacht werden muss, die eigenen Träume und Visionen zu realisieren“, betont Gemeinderätin Dolores Bakos.
Zwei neue Pionierinnen: Schriftstellerin Ingeborg Bachmann und Regisseurin Luise Fleck
Ingeborg Bachmann (1926 – 1973) war eine österreichische Schriftstellerin und wird als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts betrachtet. Ihr literarisches Schaffen widmet sich Themen wie der Rolle der Frau in einer vom Patriarchat geprägten Gesellschaft, den Konsequenzen von Krieg und Frieden sowie dem individuellen menschlichen Leiden. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Bachmann Philosophie, Psychologie, Germanistik und Rechtswissenschaften in Innsbruck, Graz und Wien. Während ihres Studiums fand Bachmann ihren Weg in die Wiener Literaturszene, in welcher sie sich unter anderem mit Paul Celan, Ilse Aichinger und Viktor Kraft austauschte.
Bachmann arbeitete als Hörfunkredakteurin für den Sender Rot-Weiß-Rot, für den sie mehrere Hörspiele schrieb. Alle Tage ist eines ihrer bekanntesten Antikriegsgedichte, es wurde 1952 in einer Rundfunkaufnahme erstmals veröffentlicht. Gleichzeitig verfolgte sie ihre literarische Karriere und verfasste ihre ersten lyrischen Werke. 1953 bekam sie den Literaturpreis von der Gruppe 47 für ihren Gedichtband Die gestundete Zeit, welcher bereits ihre kritische Auseinandersetzung mit dem Krieg zeigte. Ihre literarischen Werke Ein Schritt nach Gomorrha und Undine geht zeigen weibliche Perspektiven auf und zählen zu den frühesten feministischen Äußerungen in der deutschsprachigen Literatur der Nachkriegszeit. Ingeborg Bachmann starb 1973 in Rom.
Luise Fleck (auch Kolm-Fleck, Louise) (1873 – 1950) war die erste österreichische und weltweit zweite Frau, die als Filmregisseurin und Produzentin Erfolg hatte. Sie führte weit über 100 Mal Regie und schrieb mehr als 20 Drehbücher während der Wende von Stumm- zu Tonfilmen. Sie produzierte Komödien, Sozialdramen, Kriminalgeschichten, sowie Literaturverfilmungen. Ihr Film Mädchen am Kreuz (1929) thematisiert u.a. sexuelle Gewalt an Frauen. Mit ihrem zweiten Mann Jakob Fleck lebte und arbeitete Luise Fleck in Deutschland.
In Folge der NS-Machtübernahme in Deutschland 1933 waren die Flecks aufgrund der jüdischen Wurzeln von Jakob Fleck gezwungen, nach Österreich zurückzuziehen. 1937 produzierte Fleck noch den Film Der Pfarrer von Kirchfeld, basierend auf dem Drama von Ludwig Anzengruber. Während der NS-Zeit wurde ihr Mann in die Konzentrationslager Buchenwald und Dachau deportiert. Nach seiner Entlassung flüchtete das Ehepaar 1940 nach Shanghai, wo beide in der chinesischen Filmproduktion arbeiteten. Nach dem Kriegsende in Europa und der Eskalation des Pazifikkrieges kehrten Luise und Jakob 1947 nach Wien zurück. Luise Fleck verstarb im Jahr 1950 in Wien.
30 „große Töchter“ in der Pionierinnengalerie – bis 31. 3. im Arkadenhof im Rathaus
Die Pionierinnengalerie „Wien. Stadt der großen Töchter“ stellt außergewöhnliche Frauen und ihr Schaffen sowie ihr Engagement in Verbindung mit frauenpolitischen Kämpfen und Errungenschaften vergangener Zeiten vor. Die Galerie macht nun insgesamt 30 Frauen in ihrem vielfältigen Schaffen in und für Wien sichtbar. Die ausgestellten Porträts stehen inhaltlich für unterschiedliche Bereiche, in denen sich diese und viele andere Frauen engagierten.
Erste Wiener Frauenwoche bis 8. März in ganz Wien: Programm unter wienerfrauenwoche.at
Die erste Wiener Frauenwoche bietet unter dem Motto „Wien, wie sie will.“ mehr als 100 kostenlose Veranstaltungen über ganz Wien verteilt, analog und digital, für alle interessierten Frauen und Mädchen.
„Offenes Rathaus“ am 8. März ab 16 Uhr: Freier Eintritt
Für alle interessierten Frauen und Mädchen gibt es ein umfangreiches Programm im Rathaus bei freiem Eintritt. Höhepunkte:
8. März, 16.30 Uhr: Role Model Talk mit Frauenpreisträgerinnen und Jugendlichen
In einem Gespräch mit den Frauenpreisträgerinnen Katharina Mückstein (Regisseurin) und Maria Mayrhofer (Geschäftsführerin der Kampagnenaktion „#aufstehn“) haben Jugendliche und das Publikum die Chance zu erfahren, welchen Herausforderungen sich die beiden Frauenpreisträgerinnen in ihren Arbeitsfeldern stellen mussten und wer ihre eigenen „Role Models“ sind.
Kulturelles Highlight: Mira Lu Kovacs spielt am 8.3. um 19:30 Uhr in der Volkshalle
Um 19:30 Uhr spielt die Sängerin Mira Lu Kovacs auf der Bühne in der Volkshalle. Als Vorbands treten Failed Load und Stranded auf, die sich beim Pink Noise Girls Rock Camp 2023 formiert haben.
Alle Veranstaltungen in der Wiener Frauenwoche: wienerfrauenwoche.at
Quelle: Stadt Wien