vonRedaktion Salzburg
JÄNNER 24, 2023
Erhebung der Zahlen, Situation unter Beobachtung
Kaum ein Stadttier polarisiert die Meinungen der Menschen mehr als die Stadt- oder Straßentaube. Es gibt Personen, die Tauben hassen, andere, die ihnen vermeintlich zu helfen versuchen, indem sie die Tiere füttern, und die Gruppe derer, die betreute Taubenschläge mit artgerechtem Futter fordern. In Innsbruck kümmert sich der städtische Wildtierbeauftragte Thomas Klestil um das Thema. Bei ihm laufen unter Einbeziehung der Bevölkerung alle Überlegungen zur Lösung des Problems zusammen.
„In den meisten Städten herrscht ein Tauben-Fütterungsverbot, Übertretungsstrafen und Anzeigen erwiesen sich allerdings nicht als geeignete Mittel, dies abzustellen. Zudem führten auch die Ansiedlung natürlicher Feinde wie Falken, Eulen und Marder oder die Taubenpille nicht zum gewünschten Erfolg. Die Stadt Innsbruck setzt deshalb auf ein konstruktives Gespräch mit viel Aufklärungsarbeit und Bewusstseinsbildung“, erklärt Innsbrucks zuständiger Vizebürgermeister Ing. Mag. Johannes Anzengruber, BSc.
Taubenzählungen
Nach den ersten acht Wochen kann man inklusive Hochrechnung und Fehlerquote von einer konstanten Zahl zwischen 1.000 bis 1.100 Individuen sprechen – eine vergleichsweise kleine Zahl bezogen auf die Fläche und die Einwohnerzahl Innsbrucks. Allerdings halten sich fast die Hälfte der täglich gezählten Tauben am und um den Hauptbahnhof Innsbruck auf.
Gescheiterte Reduktionsversuche
Mechanische Taubenabwehrsysteme wie Spikes, Netze, Vogelattrappen, Klebepads, Lasersysteme und vieles mehr funktionieren gut, um die Tauben von bestimmten Bereichen abzuhalten. „Leider bewirken diese Systeme hauptsächlich eine Verlagerung der Population aufs Nachbarhaus. Auch tierschutzrechtlich sind einige dieser Methoden sehr umstritten“, weiß Innsbrucks Stadtwildtierbeauftragter: „Auch das Vergiften von Tauben hat sich in keiner Weise bewährt. Nach nur wenigen Monaten wurden die freigewordenen Nistplätze wiederbesetzt und die Taubenpopulation hat sich aufgrund der fehlenden innerartlichen Konkurrenz schnell wieder erholt, weshalb diese Methode für die Stadt nie in Frage kam.“
Ansatz Taubenschlag
Der Grundgedanke sind gut betreute Taubenhäuser mit artgerechtem Futter und genügend Brutplätzen, die den Tauben so attraktiv angeboten werden, dass sie bis zu 80 Prozent des Tages in ihnen verweilen und vor allem dort den Großteil ihrer Notdurft ablassen. Ebenso kontrolliert man täglich die Nester auf frische Eier, um diese dann heimlich gegen Gips- oder gefüllte Plastikeier auszutauschen, sodass man langfristig eine Reduktion der Population erwarten könnte. „Einige wenige Städte wenden diese Methode schon seit über zehn Jahren an, allerdings braucht die Umsetzung Geduld, Konsequenz und viel Expertise. Deshalb hat sich auch die Arbeitsgruppe Tierschutz für den Erhalt des Taubenschlags und dessen Verlagerung in die Rossau ausgesprochen“, führt Gemeinderätin Dr.in Renate Krammer-Stark, Mitglied der Arbeitsgruppe Tierschutz aus.
Hotspots
Seit Mitte November werden täglich an den bekannten „Tauben-Hotspots“ der Innenstadt die Tauben gezählt, um einen Gesamtüberblick über deren Verhalten, ihre Schlaf- und Nistplätze und dortiges Futtervorkommen zu bekommen. Die Größe einer Population korreliert meistens direkt mit dem Vorhandensein von Futtermöglichkeiten und passender Brut- und Schlafplätze.
„Mir ist wichtig, dass die Taubensituation in der Stadt und vor allem im Olympischen Dorf ständig beobachtet und evaluiert wird. Seit Arbeitsantritt wurde Thomas Klestil mit der Ausarbeitung eines langfristigen Taubenkonzeptes beauftragt. Nun liegen erste konzeptionelle Vorschläge auf dem Tisch, deren Umsetzung eines rechtskonformen Taubenschlags auf Verwaltungsebene noch im Amt Stadtplanung, Stadtentwicklung und Integration geprüft werden muss, um die Anrainerinner und Anrainer zu entlasten“, betont Vizebürgermeister Johannes Anzengruber.
Bis Ende März sollen die ersten Prüfungsergebnisse vorliegen und der Arbeitsgruppe Tierschutz vorgestellt werden. „Ich bin froh, dass die Taubensituation im Olympischen Dorf nicht in Vergessenheit geraten ist. Die Vorschläge des Stadtwildtierbeauftragten sind praktikabel und positiv zu bewerten. Da man nun genügend Vorbereitungszeit hat, bin ich überzeugt, dass mit dem entsprechenden politischen Willen ein Taubenschlag im O-Dorf installiert werden kann. Ich freue mich über die Zusage, dass der Ressortführende tierschutzgerechte Maßnahmen umsetzen wird“, ist Gemeinderat Mesut Onay zuversichtlich. KR
Quelle: Stadt Innsbruck