vonRedaktion Salzburg
FEBRUAR 01, 2022
Land und Wirtschaftskammer präsentieren mit FH Kärnten gemeinsames Maßnahmenpaket - LR Schuschnig: „Früh ansetzen, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken“ – WKK-Petritsch: „Maßnahmenbündel als ganzheitlicher Ansatz“ – Prof. Nungesser: „Lehrlinge müssen für den Beruf begeistert werden“
Klagenfurt (LPD). Die vergangenen zwei Jahre waren für die gesamte Tourismus- und Freizeitwirtschaft besonders herausfordernd. Doch neben der Coronakrise und ihrer Folgen ist es vor allem die schwierige Situation am Arbeitsmarkt, die den Tourismus zunehmend beschäftigt. „Immer mehr Betriebe suchen händeringend nach Arbeitskräften, um das Angebot in ihren Häusern aufrecht zu halten oder auszubauen. Immer schwieriger wird es, die dringend benötigten Fachkräfte am Arbeitsmarkt zu finden“, betont heute, Montag, Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig. Diese Situation gleiche bereits einem Damoklesschwert, das über der gesamten Branche schwebe, denn „fehlen langfristig die Mitarbeiter, bremst das den von den Unternehmern hart erarbeiteten Aufschwung“.
Gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Kärnten und der Fachhochschule Kärnten wurde deshalb ein weiteres Maßnahmenpaket erarbeitet, um dem Arbeitskräftemangel langfristig und nachhaltig entgegenzuwirken. „Es ist ein Bündel an Maßnahmen, mit dem wir praxisorientiert und früh ansetzen wollen, um mehr Junge für eine Karriere im Tourismus zu begeistern“, sagt der Landesrat. Insgesamt werden rund 300.000 Euro investiert. Im Fokus steht eine bessere Vermittlung von Arbeitskräften im Tourismus, die Leistungen und Karrierechancen der Branche vor den Vorhang zu holen sowie das Image der Branche als Arbeitgeber und der Lehrberufe zu verbessern. Durch die Corona-Krise verzeichnet die Branche 2021 mit 599 Lehrlingen einen neuen Tiefstand, im Vergleich dazu waren es 2019 noch 783 Lehrlinge. „Wollen wir die jungen Menschen wieder für den Tourismus begeistern dann braucht es gezielte Maßnahmen“, spricht es der Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Kärnten Josef Petritsch direkt an.
Konkret sollen mit einem Ausbau der Lehrberufspräsentation ‚Du bist genial‘ die Leistungen von Lehrlingen und die Karrierechancen aufgezeigt werden. „Insgesamt 6.000 Schülerinnen und Schüler werden dadurch erreicht“, betont Schuschnig. Zusätzlich werde das Engagement in den Schulen verstärkt, um Jugendliche für eine Ausbildung im Tourismus zu begeistern. Das Projekt ‚Get a job‘ wird nochmals deutlich ausgebaut: Rund 1.200 Schülerinnen und Schüler werden künftig die Tourismusberufe in den Schulen vermittelt bekommen, und das bevor sie eine Berufswahl treffen. „Es ist ein erprobtes und gutes Instrument. Über die vergangenen Jahre haben bereits so über 6.000 Schülerinnen und Schüler praktische Einblicke in das Berufsfeld des Tourismus gegeben. Und es kam auch zu einigen positiven Meinungsschwenks“, betont der Tourismuslandesrat. Darüber hinaus startet heuer erstmals eine Ausbilderakademie in Kärnten, die gemeinsam mit der ÖHV organisiert werde. In diesem Format erhalten die Betriebe eine professionelle Begleitung und das Know-How, um Lehrlinge auszubilden. Das Land übernimmt ein Viertel der Kosten.
Weiters werde man gemeinsam mit Formaten wie den ‚Junior Skills‘ auf die Top-Leistungen der Lehrlinge aufmerksam machen, um auch bei den Eltern den Tourismus als Ausbildungsmöglichkeit ihrer Kinder stärker in den Fokus zu rücken. Mit einer ausgebauten Sommer- und Winterjobbörse und der Lehrstellenbörse soll eine praxisnahe Vermittlung stattfinden. Betriebe können sich präsentieren und Junge mit künftigen Arbeitgebern oder Ausbildern ins Gespräch kommen. Eine eigene Image-Kampagne soll den Tourismus als Arbeitgeber attraktiv machen. „Wir haben erkannt, dass sämtliche Stakeholder nur mit einem gezielten Einsatz von Ressourcen den gemeinsamen Erfolg erreichen werden. Andere reden, wir gehen mit positiven Beispiel voran“, betont WKK-Spartenobmann Josef Petritsch.
Zusätzlich arbeite man auch laufend mit der FH Kärnten an einem Maßnahmenkatalog, der die Frage, welche Anforderungen die Fachkräfte an einen attraktiven Arbeitgeber stellen und wie es gelingt, Mitarbeiter an den Tourismus zu binden, in den Fokus stellt. „Von diesen Ideen ist bereits viel in den Aktionsplan eingeflossen, wie beispielsweise die verstärkte Schwerpunktsetzung des Mitarbeiter- Themas in der Tourismus-Qualitäts-Initiative Kärnten (TQI), eine geplante Offensive für Mitarbeiterunterkünfte oder auch andere Anreize, wie Auftakt- bzw. Schnupperwochen in die Gastronomie- und Hotellerie, Stipendien für touristische Ausbildung oder auch Anreizmodelle für Mitarbeiter im Tourismus“, so Stefan Nungesser, Leiter des Studiengangs für Hotelmanagement an der FH Kärnten. Er betont, dass es wichtig sei, Praktikanten und Lehrlinge für den Beruf zu begeistern und diese langfristig an die Branche zu binden. Darüber hinaus spielt die Führungskräfteentwicklung und die Kooperationen und Professionalisierung zu Mitarbeitermarketing eine wesentliche Rolle, um junge Menschen für eine Karriere im Tourismus zu motivieren.
Dieses Maßnahmenpaket sei ein Teil des Aktionsplan Tourismus, der einen besonderen Schwerpunkt auf Maßnahmen gegen den Mitarbeitermangel setze. Von insgesamt 41 Maßnahmen, die vorgesehen sind, betreffen insgesamt 12 direkt den Arbeitsmarkt, weitere haben einen mittelbaren Effekt. „Das ist umso wichtiger, wenn es einerseits nun nach der Pandemie um den Neustart der Branche geht, andererseits jedoch auch mit Blick auf einen hoffentlich wieder starken Sommer in Kärnten“, betont Schuschnig. Zusätzlich müsse auch kurzfristig bei der Vermittlung von Arbeitskräften etwas passieren, mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt sei gefordert. „Auch über ein degressives Arbeitslosengeld als Anreiz wird man diskutieren müssen“, sagt Schuschnig.
Abschließend betont der Tourismuslandesrat, gerade jetzt gelte es, wieder mehr Jugendliche von einer Karriere im Tourismus zu überzeugen und sie auch langfristig in Kärntner zu halten. „Wir alle – Arbeitgeber, Lehrer, Eltern und die Politik – sind gefordert, dazu etwas beizutragen“, so der Landesrat abschließend.
Quelle: Land Kärnten