Burgenland: Turbo für Biodiversität - PANNATURA setzt auf Alt- und Totholz im Wirtschaftswald

vonRedaktion International
SEPTEMBER 07, 2022

Foto: Landesmedienservice Burgenland

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Seit vielen Jahren setzt PANNATURA bei land- und forstwirtschaftlicher Bewirtschaftung und Themen rund um Fauna und Flora auf Kooperationen mit Naturschutz- und Forschungsorganisationen, um die einzigartigen Lebensräume des Burgenlandes zu fördern und deren Schutz mit Bewirtschaftung zu vereinbaren. Mit Unterstützung des Landes Burgenland und der Europäischen Union sind aus den erfolgreichen Kooperationen in den vergangenen Jahren mehrere Forschungsprojekte entstanden, welche den Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt im Wirtschaftswald ermöglichen.  

Für das langfristige Überleben von totholzgebundenen Arten, wie zum Beispiel Halsbandschnäpper, Mittelspecht, Hirschkäfer oder Großer Eichenbock, braucht es funktionell vernetzte Lebensräume. Mit Unterstützung des Landes Burgenland analysierte PANNATURA daher gemeinsam mit dem WWF Österreich in einem dreijährigen Forschungsprojekt, wie ein praktikables Alt- und Totholzverbundsystem im bewirtschafteten Wald umgesetzt werden kann. Auf 3.500 Hektar Projektfläche im Leithagebirge wurden vier EU-Schutzgüter erhoben, welche als für diesen Lebensraum typische und auf Alt- und Totholz angewiesene Schirmarten gelten. Basierend auf diesen Erhebungen und umfassenden Recherchen wurde ein Verbundsystem aus Prozessschutzflächen, Altholzinseln und einzelnen Biotopbäumen entwickelt, welches die Sicherung und Ausbreitung vieler Arten gewährleistet und gleichzeitig forstbetriebliche Ziele berücksichtigt.

Anhand des Modellprojekts im Leithagebirge erstellten WWF und PANNATURA einen Praxisleitfaden, um Waldbesitzern ein Instrument zur Verbindung von Ökologie und Ökonomie im Wald in die Hand zu geben und damit zukünftige Projekte zu erleichtern.
„Das Alt- und Totholzverbundsystem im Leithagebirge gilt als Modellprojekt für die Zusammenarbeit von Naturschutz und Forstwirtschaft. Es zeigt, wie der Erhalt von Alt- und Totholz in Wirtschaftswäldern gelingt und so mit aktiver Bewirtschaftung geeignete Lebensräume für bedrohte Arten gesichert werden“, so DI Matthias Grün, Geschäftsführer der PANNATURA GmbH, über das Projekt.

Neue Insektenarten entdeckt
Um auch einen Überblick über die vorherrschende Artenvielfalt zu schaffen, wurden in einem weiteren, gemeinsamen Projekt umfangreiche Insektenerhebungen durchgeführt. Das Projektgebiet im Leithagebirge entpuppte sich hierbei als international bedeutendes Habitat für zahlreiche Insektenarten.

Ganze 1.150 Arten konnten identifiziert werden, darunter 840 Käfer und 152 Wanzenarten. Unter den Wanzen befinden sich Raritäten, welche in Mitteleuropa nur in diesem Gebiet vorkommen. Zahlreiche Arten wurden erstmals im Burgenland und auch in Österreich nachgewiesen. Mit 39 Urwaldreliktarten gilt das Projektgebiet als viertbedeutendstes Gebiet Österreichs für eine Vielzahl an Naturwaldarten. Ein Highlight der Erhebungen war der Fund eines Nagekäfers, welcher neu für die Wissenschaft ist und in Folge genauestens beschrieben wird. Der entwickelte Managementplan setzt nun auf gezielte Außernutzungstellung und verschiedene Methoden der Totholzanreicherung, um die fantastischen Ergebnisse langfristig zu sichern.

„Die einzigartigen Erkenntnisse der neuesten Projekte zeigen, dass sich Naturschutz und aktive Waldbewirtschaftung nicht ausschließen. Die meisten Gebiete, welche eine vergleichbare Artenvielfalt aufweisen, stehen bereits seit langer Zeit unter Vollschutz. PANNATURA beweist, dass bei umsichtiger Bewirtschaftung gleichwertige Ergebnisse erreichbar sind“, so DI Matthias Grün.

„Natur- und Artenschutz muss mit der Waldbewirtschaftung Hand in Hand gehen und darf sich nicht ausschließen. Immerhin leben rund ein Drittel der Vögel, Insekten, Pilze und Pflanzen im Wald vom abgestorbenen Holz. Totholz ist ein wichtiger Indikator für die heimische Artenvielfalt. Dieses Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Biodiversität in unseren Wäldern. Ich gratulieren den Projektverantwortlichen sehr herzlich zum gelungenen Projekt“, betont LHstv.in Astrid Eisenkopf, Naturschutzreferentin der burgenländischen Landesregierung.

Lebensraum für Vogelarten
Nicht nur Insekten, auch eine Vielzahl an seltenen Vogelarten fühlen sich auf den PANNATURA Flächen wohl. Seit Jahren brütet beispielsweise der Seeadler, Österreichs größter Greifvogel, auf den bewirtschafteten Flächen im Burgenland. Seit mehreren Jahren werden Jungadler werden mit GPS-Trackern versehen und auf ihren Reisen beobachtet. Die so gewonnenen Erkenntnisse über Verhalten und Gefahren tragen maßgeblich zum Schutz der Art bei. 2022 gelang es zum zweiten Mal, via Livestream spannendes Bildmaterial der Jungenaufzucht zu gewinnen. Mit dem Format Wild im Bild (www.pannatura.at/wildimbild/) bietet PANNATURA jedes Jahr einen Einblick in das Leben der Wildtiere – vom Seeadler, über den Uhu bis hin zum Niederwild im Blühstreifen.

Waldtage 2022
Das Leithagebirge ist auch Schauplatz der Waldtage, wo aktive Forstwirtschaft im Zusammenspiel mit Naturschutzanliegen hautnah erlebt werden kann. Neben Ausstellern aus den Bereichen Forsttechnik und Forstberatung warten am 30. September und 1. Oktober 2022 Informationsstände, Vorführungsflächen und arbeitende Maschinen live im Präsenzeinsatz, aber auch Aussteller aus dem Bereich Naturschutz. Die Veranstaltung soll vor allem verdeutlichen, dass aktive Waldbewirtschaftung und Naturschutz gemeinsame Ziele verfolgen. Die Vorführungen reichen von der Bodenaufbereitung für die Pflanzung über die Pferderückung bis hin zur Holzernte mit einem modernen Harvester und Kippmastseilgerät. Besucher erhalten Einblick in die moderne Laubwaldbewirtschaftung und Information zu den unterschiedlichsten Tätigkeiten, die bei der Gewinnung des Rohstoffs Holz anfallen sowie die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Interessensgruppen auszutauschen. Bei den Demonstrationsständen besteht zusätzlich die Möglichkeit, sich von Fachexperten aus Forst und Naturschutz beraten zu lassen.

Über PANNATURA
Die PANNATURA GmbH ist ein Unternehmen von Esterhazy. Mit insgesamt rund 44.000 Hektar ist Esterhazy Österreichs größter privater Grundbesitzer, wobei die Flächen selbst unter¬schiedlicher nicht sein könnten: Sie umfassen Wälder ebenso wie landwirtschaftliche Nutzflächen, aber auch Naturschutzgebiete, Wasserflächen, Schilf und Hutweiden.
Rund 5.600 Hektar des Besitzes werden landwirtschaftlich genutzt. Ein Großteil der Flächen liegt dabei in oder unmittelbar angrenzend an ökologisch sensible Gebiete wie dem Nationalpark Neu¬siedler See-Seewinkel, Naturschutzgebiete oder Natura-2000-Gebiete.
PANNATURA ist sich der daraus entstehenden ökologischen Verantwortung bewusst und hat bereits 2002 sämtliche eigenbewirtschaftete Flächen auf biologische Bewirtschaftung umgestellt.

Quelle: Land Burgenland

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