vonRedaktion Salzburg
FEBRUAR 15, 2023
Seit 2017 begleiten ehrenamtliche Patinnen und Paten Kinder aus psychisch belasteten Familien und fördern so das gesunde Aufwachsen. Nun wird das Angebot „Patenfamilien für Kinder psychisch belasteter Eltern“ sukzessive in den steirischen Regionen umgesetzt: Der Start erfolgt 2023 mit den Regionen Südoststeiermark, Fürstenfeld, Bruck-Mürzzuschlag und Leoben. Fünf psychosoziale Dienste haben sich dazu gemeinsam mit Styria vitalis zur „ARGE Patenfamilien“ zusammengeschlossen und begleiten künftig Patinnen und Paten und die Herkunftsfamilien der Kinder langfristig.
Graz (15. Februar 2023).- Psychische Erkrankungen nehmen stetig zu. Schätzungen zufolge wachsen drei bis fünf Prozent aller Minderjährigen mit psychisch erkrankten Eltern(-teilen) auf. Das entspricht für die Steiermark etwa 4.050 bis 6.750 Kindern. Die Forschung zeigt, dass etwa 60 Prozent der Kinder psychisch erkrankter Eltern im Verlauf ihrer Kindheit und Jugend psychische Probleme und/oder Auffälligkeiten (z.B. Ängste, Konzentrationsschwierigkeiten, Schwierigkeiten im sozialen Miteinander) entwickeln.
„Psychische Erkrankungen belasten die Betroffenen genauso wie ihr Umfeld. Je früher Prävention und Hilfe ansetzen, desto wirksamer sind sie. Mit den Patenfamilien für Kinder psychisch belasteter Eltern helfen wir Kindern dabei, gesund aufzuwachsen. Auch die Eltern profitieren durch die Entlastung und die professionelle Begleitung, die nun sukzessive in der ganzen Steiermark angeboten wird“, freut sich Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß.
Michael Koren, Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark und Susanna Krainz, Psychiatriekoordinatorin (Gesundheitsfonds Steiermark), betonen die Integration des Angebots „Patenfamilien für Kinder psychisch belasteter Eltern“ in das Gesamtsystem der steirischen Gesundheitsversorgung: „Für die psychosoziale Versorgung gibt es in der Steiermark ein dichtes Netz an unterschiedlichen Angeboten. Koordiniert und vernetzt werden diese über die im Gesundheitsfonds Steiermark angesiedelte Plattform Psyche. Auch beim Patenfamilien-Projekt ist die enge Vernetzung mit den weiteren Angeboten für Gesundheitsförderung und -versorgung ein zentrales Element.“
Persönliche Bezugsperson außerhalb der FamilieSeit dem Jahr 2017 gibt es das Patenschaftsangebot in Graz. Koordinatorin und Psychologin Alima Matko von Styria vitalis erläutert die Hintergründe: „Eine zusätzliche Bezugsperson stärkt die Resilienz der Kinder wesentlich. Um Kindern diese Person zu bieten – und damit ihre Gesundheit zu fördern – wurde das Patenfamilienkonzept nach Beispielen in Deutschland initiiert.“ Es werden bis heute ehrenamtliche Patinnen und Paten geschult, die Kinder dann langfristig begleiten. Die Kinder gewinnen so eine persönliche Bezugsperson außerhalb der Familie und damit eine langfristige Unterstützungsstruktur. Derzeit begleiten in Graz und Graz-Umgebung 46 Patinnen und Paten (Einzelpersonen oder Paare) 37 Kinder.
Steiermarkweite Ausrollung über „ARGE Patenfamilien“Nun wird das Angebot steiermarkweit ausgerollt. Die Umsetzung in den einzelnen steirischen Regionen erfolgt über die fünf Träger der Psychosozialen Dienste (PSD) Steiermark, die sich – gemeinsam mit dem landesweiten Koordinator Styria vitalis – zur „ARGE Patenfamilien“ zusammengeschlossen haben (nähere Infos zur ARGE siehe Anhang). Mit dem von der Gesundheitsplattform Steiermark freigegebenen Budget von 2,2 Millionen Euro (für 2023 bis 2026) werden bei den einzelnen ARGE-Partnerinnen und -Partnern personelle Ressourcen (je 25 bis 40 Wochenstunden), Workshops für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren etc. finanziert, um eine laufende Begleitung der Patenfamilien und ehrenamtlich tätigen Personen zu gewährleisten.
Bündelung von Know-how„Styria vitalis arbeitet seit 2017 mit Patenfamilien und konnte dadurch viele Erfahrungen sammeln. Diese bündeln wir nun mit dem Know-how der psychosozialen Dienste, die in den Regionen stark verankert sind und dort die sozialpsychiatrische Versorgung von Kindern und Jugendlichen wahrnehmen. Dadurch ergibt sich die ideale Kooperation für eine steiermarkweite Umsetzung“, ist Leo Payr, Obmann des Dachverbands der Psychosozialen Dienste Steiermark, überzeugt. Payr ist auch Geschäftsführer von Rettet das Kind (RdK) Steiermark – neben dem Hilfswerk Steiermark die zweite Organisation, die im Jahr 2023 die regionale Ausrollung startet.
Der Zeitplan für die Etablierung des Patenfamilien-Angebots in der ganzen Steiermark:
Seit 2017: Graz (Träger: Miteinander leben und Styria vitalis)Seit 2022: Graz-Umgebung (Träger: Styria vitalis)Ab 2023: Südoststeiermark und Fürstenfeld (Träger: Hilfswerk Steiermark)Ab 2023: Bruck-Mürzzuschlag, Leoben (Träger: Rettet das Kind Steiermark - RdK)Ab 2024: Voitsberg (Träger: Psychosoziales Zentrum Voitsberg) sowie Leibnitz/Deutschlandsberg (Träger: Gesellschaft zur Förderung seelischer Gesundheit – GFSG und/oder RdK)Ab 2025: Hartberg (ohne Fürstenfeld) und Weiz, Träger: GFSG und/oder RdKAb 2026: Liezen, Murau/Murtal, Träger: Psychosoziales Netzwerk – PSN)
Wie läuft das Angebot konkret ab?Kinder im Alter von 0 bis 12 Jahren mit Eltern, die an psychischen Erkrankungen wie Depressionen etc. leiden, werden von erwachsenen Patinnen und Paten langfristig begleitet. Umgesetzt wird das Angebot in den Bezirken jeweils von einer Trägerorganisation, die auch laufende Ansprechstelle für die Familien und Patinnen und Paten ist.
Vor allem in den Bezirken, in denen das Angebot neu ausgerollt wird, sind die psychosozialen Einrichtungen (Beratungsstellen etc.) wichtige Mulitiplikatorinnen und Multiplikatoren, um Eltern mit psychischen Erkrankungen über das neue Angebot zu informieren.
Quelle: Land Steiermark