vonRedaktion Salzburg
MÄRZ 20, 2024
Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler überreichte gemeinsam mit Bürgermeister Michael Ludwig die Ehrung an die Wiener Volksschauspielerin
Gestern, Montag, verlieh Bürgermeister Michael Ludwig gemeinsam mit Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold an Schauspielerin, Kabarettistin und Autorin Dolores Schmidinger.
Musikalisch gestaltet wurde die Ehrung von Shlomit Butbul (Gesang), Wolfgang Schmid (Klavier), Leo Bei (Bass) und Thomas Palme (Gitarre), die die Musikstücke „In Ottakring daham“ und „Abschied von Döbling“ spielten.
Neben vielen Freund*innen und Familienmitgliedern von Dolores Schmidinger nahmen auch Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures, Jennifer Kickert, Vierte Vorsitzende des Wiener Gemeinderates, und Schauspieler, Moderator und Intendant Alfons Haider an der Ehrung teil. Zudem waren u. a. Schauspielerin Andrea Händler, Musiker Tony Wegas, Birgit Sarata, Vize-Honorarkonsulin sowie ehemalige Opern- und Operettensängerin, und Dennis Beck, Geschäftsführer Wiener Gesundheitsförderung, anwesend.
„Sie sind der Inbegriff einer Volksschauspielerin.“, würdigte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler die Künstlerin. „Sie sind witzig, intelligent, frech, unangepasst und immer mit einem guten Schmäh auf den Lippen. Sie haben Theatergeschichte geschrieben, etwa wenn Sie in Peter Turrinis Uraufführungen gespielt haben, und sind zudem eine engagierte Person mit Haltung: Sie haben schon früh über Themen gesprochen, die in unserer Gesellschaft lange tabuisiert waren. Sie sind wach und stark geblieben – ein Mensch, der gegen Rassismus und Diskriminierung auf- und für Menschenrechte eintritt. Die Stadt hat Ihnen so vieles zu verdanken. Metaphorisch gesprochen, stehen wir auf Ihren Schultern.“
Auch Dieter Chmelar, der mit Dolores Schmidinger in „Heißhunger“ im Wiener Rabenhof Theater auf der Bühne stand und die Laudatio hielt, unterstrich Dolores Schmidingers Haltung, Menschenbild und Leistungen: „Du bist nicht nur ausgestattet mit dem gewissen Etwas, sondern Du hast auch etwas Gewissen." Und weiter: „Du hast diesen Preis verdient, denn Du bist was wert – für dieses Land, für diese Stadt, für die Kultur, für viele, die durch Deine Hände gegangen sind, die Du geformt hat, mit denen Du gespielt hast. Ich durfte eine Knallcharge neben Dir spielen, kniend, in einem Stück vor 16 Jahren – und ich knie nach wie vor vor Dir.“
In ihren Dankesworten scherzte Dolores Schmidinger, dass sie ihre Ehrenzeichen niemals tragen würde. Daraufhin errechnete sie vergnügt den finanziellen Wert – sollte sie diese veräußern – ihrer erhaltenen Preise, um freudvoll zum Schluss zu gelangen, dass sich davon ein vierzehntägiger Kärnten-Urlaub in einer Frühstückspension mit Kindern und Enkelkinder finanzieren ließe. „Die Kinder sind dann bei Regenwetter im Kino, i’ sitz dann im Wirtshaus und weil mir so fad ist – hab alles Geld ausgegeben – denk i’ ma: ‚Machst wenigstens ein Foto.‘ Nimm das Handy und denk ma: ‚Jetzt warat’s schee, wenn i’ die Orden hätt.‘“
Zur Biografie von Dolores Schmidinger
Dolores Schmidinger wurde 1946 in Wien geboren und ist Tochter der Lehrerin Johanna Schmidinger und des Staatsopernsänger Josef Schmidinger, sodass sie bereits früh in Kontakt mit klassischer Musik kam und ihren ersten Klavierunterricht erhielt. Aus den Klavierauszügen ihres Vaters lernte sie ganze Operetten auswendig. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Kosmetikerin und besuchte daneben die Schauspielschule Krauss. Dolores Schmidinger spielte zudem nebenbei bei einer Kabarettgruppe der Pfarrjugend mit.
In der Saison 1964/65 holte sie Gerhard Bronner an das Theater am Kärntnertor, bevor Leon Epp sie ans Volkstheater engagierte, wo sie mehr als ein Jahrzehnt dem Ensemble angehörte und unter anderem in den Uraufführungen von Peter Turrinis „Rozznjogd“, „Die Wirtin“ und „Der tollste Tag“ auf der Bühne stand. Seit 1979 spielte sie am Theater in der Josefstadt.
Im Jahr 1970 gab sie ihr Filmdebüt in „Frau Wirtin treibt es jetzt noch toller“, dem weitere Rollen in Film und Fernsehen folgten.
Im selben Jahr begann Dolores Schmidinger zudem Lieder zu schreiben; großen Erfolg feierte sie mit dem Programm „Gurken haben keine Tränen“ im Wiener Konzerthaus.
Ihren Durchbruch als Kabarettistin gelang ihr im Jahr 1990 mit „Mit den Waffe(l)n einer Frau.“, dem zahlreiche weitere Kabarettprogramme folgten, wie „Heil ist geil“ und „Der Versuch der alten Dame“. Zu ihrem 70. Geburtstag präsentierte die Künstlerin ihr Soloprogramm „Einfach Schmidinger eine Rückschau auf 70 Jahre Kabarett in Österreich“.
Seit 2005 führt Dolores Schmidinger auch Regie; sie inszenierte etwa beim Lehár-Festival in Bad Ischl den „Bettelstudent“ von Carl Millöcker, war wiederholt im Simpl als Regisseurin tätig und erarbeitete eine Adaptierung von Elizabeth R. Spiras „Alltagsgeschichten“.
Quelle: Stadt Wien