Wien: Vizebürgermeisterin Kathrin Gaal - 20-jähriges Jubiläum und sechs Auszeichnungen beim Wiener Frauenpreis

vonRedaktion Salzburg
SEPTEMBER 08, 2021

Wien

19. und 20. Frauenpreis für Chiara Helin Arduc, Ilse Dippmann, Alexandra Kautzky-Willer, Barbara Klein, Trixi Mikes und Manuela Vollmann

„Frauen sichtbar machen“: Das ist das Motto des Wiener Frauenpreises – auch zum 20. Jubiläum des Wiener Frauenpreises. Im Jahr 2002 wurde diese besondere Auszeichnung zum ersten Mal verliehen. Am 7. September wird die Auszeichnung coronabedingt für die Jahre 2020 und 2021 überreicht.

Der Frauenpreis 2020 wird in den Kategorien „Sport”, „Kunst und Kultur” und „Alltagsheldin” vergeben. Der Frauenpreis 2021 ehrt herausragende Frauen in den Bereichen „Arbeitsmarkt”, „Gendermedizin” und „Vorwissenschaftliche Arbeit“.

Vizebürgermeisterin Kathrin Gaal: „Mit dem Wiener Frauenpreis wollen wir allen Frauen Mut machen“

„Mit dem Wiener Frauenpreis wollen wir allen Frauen Mut machen. Es geht darum zu zeigen, dass Frauen in allen Bereichen etwas bewegen. Damit nehmen sie eine Vorbildfunktion ein und zeigen: Jede kann es schaffen!“, so Frauenstadträtin Kathrin Gaal. „Die Frauen, die heute ausgezeichnet werden, setzen sich besonders für andere Frauen ein“, so Gaal. Und weiter: „Mit dem Wiener Frauenpreis machen wir Frauen und ihre Leistungen sichtbar.“

Die Preisträgerinnen erhalten eine Statue und 3.000 Euro Preisgeld. Die Jury für den 19. Und 20. Frauenpreis besteht aus den Journalistinnen Tessa Prager, Hanna Herbst und Brigitte Handlos.

Preisträgerin in der Kategorie „Sport“ (2020): Ilse Dippmann

In der Kategorie „Sport“ wurde Ilse Dippmann ausgezeichnet. Der Österreichische Frauenlauf ist mittlerweile ein Fixpunkt der internationalen Laufszene. Begonnen hat er als kleine Laufveranstaltung am 12. Juni 1988. Das, was er heute ist, hat er einer Frau zu verdanken: Ilse Dippmann.1986 kam Ilse Dippmann mit dem Laufsport in Kontakt. Nach nur einem Jahr startete sie beim Marathon in New York. Dort hörte sie von einem eigenen Lauf für Frauen. Daraufhin organisierte sie mit ihrem Lebenspartner und einigen Freunden den ersten Österreichischen Frauenlauf.

„Als Ilse Dippmann ihren ersten Marathon in New York 1986 lief, fiel ihr auf, dass dort auch viele Frauen teilgenommen haben – etwas, das sie beim Training in Wien davor nie bemerkt hatte. Heute freut sie sich, dass viele Frauen in Wien laufen und so im Stadtbild sichtbar sind. Viele dieser Läuferinnen wurden von Ilse Dippmann zum Laufen motiviert. Die Sichtbarkeit von Frauen in allen Bereichen ist ein ganz wesentlicher Punkt dafür, dass viele Frauen mitmachen und es selbstverständlich wird, dass eben auch Frauen teilnehmen“, so die Jury in ihrer Begründung.

„Wenn frau so etwas wie den Österreichischen Frauenlauf initiiert, den es jetzt seit mehr als drei Jahrzehnten gibt, dann steckt dahinter ganz viel Motivationskraft und Zähigkeit. Von beidem besitzt Ilse Dippmann ausreichend. Der Österreichische Frauenlauf ist eine Erfolgsgeschichte und wird es hoffentlich auch bleiben. Ilse Dippmann ist ein Vorbild an Ausdauer, Energie und Überwindung!“, so die Jury.

Preisträgerin in der Kategorie „Kunst und Kultur“ (2020): Barbara Klein

Barbara Klein studierte am Max Reinhardt Seminar Schauspiel, war Ensemblemitglied am Volkstheater, arbeitete als freie Schauspielerin am Theater und in Fernsehfilmen. Dann begann sie zu schreiben, gründete die feministische Kabarettgruppe „Chin & Chilla“ mit, arbeitete als Autorin und Regisseurin, war Geschäftsführerin des Kabarett Niedermair und gründete den Theaterverlag Bunte Bühne.

Sie war eine der Initiatorinnen des Frauenvolksbegehrens im Jahr 1997, das mit 645.000 Unterschriften ein großer Erfolg war. Danach machte sich Barbara Klein ans nächste Projekt: ein Konzept für einen öffentlichen Kulturraum für Frauen.

Im Jahr 2000 eröffnet das „kosmos.frauen.raum“, das spätere Kosmos Theater: auch ein persönlicher Erfolg von Barbara Klein, die das Kosmos Theater als künstlerisch und kaufmännisch Verantwortliche bis 2018 leitete. Der feministische Anspruch im Theater hieß, dass in jeder Eigen- und Co-Produktion mindestens eine Frau im Leading Team sein musste und sich das Stück mit Rollenstereotypen auseinandersetzen musste.

„Barbara Klein hat Frauen und ihrer Kunst, ihrem Blick auf die Welt im Wortsinn eine Bühne gegeben. Sie hat Frauen, ihre Arbeit und ihren Blick auf die Welt sichtbar gemacht. Barbara Klein kämpfte und kämpft für Frauen und ihre Rechte“, so die Jury.

Preisträgerin in der Kategorie „Alltagsheldin“ (2020): Trixi Mikes

Als eine der ersten Bewohnerinnen der Ankerbrotsiedlung begann Trixi Mikes Mitte der 1980er-Jahre, sich für die anderen Bewohnerinnen und Bewohner einzusetzen. Sie engagiert sich im Mieterbeirat, unterstützt mit anderen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern die Kinder der Anlage bei ihren Hausaufgaben – bis 2019 gemeinsam mit Ihrem Mann Erwin, der vor kurzem plötzlich verstarb. Trixi Mikes unterstützt die Kinder weiter, gerade auch während der Corona-Zeit, und sie – nicht nur die Kinder, sondern auch deren Eltern.

„Kurz kann man sagen: Trixi Mikes ist für alle da. Für Kinder wie Eltern, für neue Nachbarinnen und Nachbarn und die, die schon seit Jahrzehnten neben ihr wohnen, für ihre eigenen Kinder und Enkelkinder. Wer eine Trixi Mikes in der Nachbarschaft hat, hat es wohl schöner im Leben“, so die Jury.

Preisträgerin in der Kategorie „Arbeitsmarkt“ (2021): Manuela Vollmann

Manuela Vollmann studierte Pädagogik mit den Studienschwerpunkten Schulpädagogik, Erwachsenenbildung, Feministische Wissenschaft und Frauenforschung. Sie war unter anderem Forschungsbeauftragte des Wissenschaftsministeriums für Frauenforschung, ehe sie vor fast 30 Jahren das ABZ*AUSTRIA gründete, ein Non-Profit-Unternehmen für Arbeit, Bildung, Zukunft. Sie ist Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführerin des Unternehmens, das durch Beratung, Trainings, Karrierecoaching, Fort- und Weiterbildung die Chancen von Frauen am Arbeitsmarkt erhöht und die Gleichstellung fördert. Anfangs waren sie zu dritt, heute beschäftigt das ABZ*AUSTRIA rund 160 MitarbeiterInnen in vier Bundesländern. Es ist auf den gesellschaftlichen Nutzen der Gleichstellung am Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft ausgerichtet.

Zu Beginn waren Wiedereinsteigerinnen zentrales Thema ihrer Arbeit, immer schon auch die Arbeit mit migrantischen Frauen und ab 2015 auch mit geflüchteten Frauen, für die das ABZ*AUSTRIA einen Kompetenzcheck entwickelte.

Die Corona-Pandemie hat den Kampf gegen Arbeitslosigkeit verschärft, den Blick auf Fachkräftemangel, auf die Veränderungen in der Arbeitswelt und die Herausforderungen durch Home Office gerichtet.

„Arbeit muss existenzsichernd sein, Unabhängigkeit kann nur aus ökonomischer Unabhängigkeit entstehen.Dafür setzt sich Manuela Vollmann unermüdlich, ungebremst und erfolgreich ein“, so die Jury in ihrer Begründung.

Preisträgerin in der Kategorie „Gendermedizin“ (2021): Alexandra Kautzky-Willer

„Alexandra Kautzky-Willer ist Fachärztin für Innere Medizin. Begonnen hat ihre wissenschaftliche Laufbahn mit der Erforschung der so genannten Schwangerschaftsdiabetes. Dank ihrer unermüdlichen Lobby-Arbeit beinhaltet der Mutter-Kind-Pass heute einen verpflichtenden Glukose-Toleranz-Test – wodurch Spätfolgen durch rechtzeitige Diagnose und Therapie vermieden werden können”, so die Jury in ihrer Begründung.

2010 wurde sie Österreichs erste Professorin für Gendermedizin an der Medizin-Uni Wien. Sie gründete die “Gender-Medicine Unit” und übernahm im gleichen Jahr die Leitung des 1. post-gradualen Univeritätslehrgangs für Gendermedizin in Europa.

Lange Zeit diente der Mann in der Medizin als Prototyp des Menschen. Das medizinische Wissen hinsichtlich Krankheitsbildern, Diagnose und Therapie orientierte sich an diesem einen Modell. Der interdisziplinäre, wissenschaftliche Zugang der Gendermedizin erforscht biologische und psychosoziale Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die sowohl das Gesundheitsbewusstsein als auch die Entstehung und Wahrnehmung von Krankheiten betreffen.

„Frauen mit Diabetes haben etwa ein besonders hohes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Bei ihnen wird ein Herzinfarkt weniger oft erkannt. Bei Männern werden oft Depressionen oder Angststörungen weniger wahrgenommen. Und nicht jedes Medikament wirkt gleich. Bei herzkranken Männern kann das Medikament Digoxin die Lebenschancen erhöhen, jene von Frauen aber verringern. Die Gendermedizin kann also im äußersten Fall Leben retten”, so die Jury über die wichtige Arbeit der Preisträgerin.

Sonderpreisträgerin in der Kategorie „Vorwissenschaftliche Arbeit einer Schülerin“ (2021): Chiara Helin Arduc

„Es ist dieser Tage nicht ganz einfach, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Aber dann gibt es Frauen wie Chiara Arduc. Chiara Arduc traut sich, in die Zukunft zu blicken und beschäftigte sich in ihrer Vorwissenschaftlichen Arbeit mit der Frage: Was sind die Gründe, aus denen sich Frauen entscheiden, keine Kinder zu bekommen? Und weshalb müssen sie sich dafür rechtfertigen?“, so die Jury. Chiara Arduc scheut sich nicht vor schwierigen Themen, vor dem Komplexen und Emotionalen. Und sie schafft es, durch Präzision und Feingefühl, einem heiklen Thema wie diesem gerecht zu werden. „Die Medizin kann sich freuen, dass Chiara Gynäkologin werden möchte, um es zu ihrem Beruf zu machen, Frauen bei all ihren Entscheidungen zu begleiten und zu unterstützen!“, so die Jury.

Anerkennung für langjährige Mitglieder der Jury

Bereits seit der ersten Verleihung im Jahr 2002 – also seit 20 Jahren - sind Brigitte Handlos und Tessa Prager Mitglieder der Jury des Wiener Frauenpreises. Für diesen langjährigen feministischen Einsatz wurden sie mit einer Anerkennungsplakette von Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaal ausgezeichnet: „Ich bedanke mich herzlich bei diesen beiden herausragenden Frauen. Ohne ihren Einsatz und ihr Engagement wäre der Wiener Frauenpreis nicht das, was er heute ist“, so Gaal.

Eine Liste aller bisherigen Frauenpreisträgerinnen finden Sie unter https://www.wien.gv.at/menschen/frauen/stichwort/politik/frauenpreis/ preistraegerinnen/index.html (Schluss) / mag

Quelle: Stadt Wien

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