vonRedaktion International
SEPTEMBER 30, 2023
Die Städtepartnerschaft zwischen Innsbruck und Freiburg
Nach dem Zweiten Weltkrieg boomten Städtepartnerschaften. Die Stadt Innsbruck blieb zunächst zurückhaltend, bis sie 1963 ihre erste Partnerschaft einging.
Von der Idee …
„Für das Haus eines künftigen einigen Europa sollen Partnerstädte festgefügte Bausteine von bleibender Tragfähigkeit bedeuten“, formulierte Bürgermeister Alois Lugger (1912–2005) in seiner Eröffnungsrede zur Innsbrucker Partnerschaftsfeier mit Freiburg und Grenoble am 6. Juli 1963. Dieses Haus Europa, das uns 60 Jahre später fast zur Selbstverständlichkeit geworden ist, steckte damals noch in seinen Kinderschuhen. Die ersten europäischen Verträge, aus denen später die Europäische Union hervorgehen sollte, waren gerade einmal einige Jahre alt.
Parallel dazu gab es lokale Ansätze, um die Gräben der Weltkriege zu überbrücken: in den ersten Jahren nach Kriegsende schlossen deutsche Gemeinden und Städte Freundschaften unter anderem mit französischen, britischen oder niederländischen Kommunen. Zur Förderung grenzüberschreitender Zusammenarbeit gründeten deutsche und französische Bürgermeister 1951 den „Rat der Gemeinden Europas“. „Wenn ich mich mit einem englischen oder deutschen Bürgermeister unterhalte, sehe ich, daß wir dieselben Sorgen haben“, erklärte Édouard Herriot
(1872–1957), Bürgermeister von Lyon. Partnerschaften zwischen Kommunen schien ihm deshalb als ideales Mittel für die zwischenmenschliche Annäherung. „In den Gemeinden begegnen sich Menschen am natürlichsten.“ In den 1950er-Jahren folgte ein Boom an kommunalen Partnerschaften. Die österreichischen Gemeinden und Städte zeigten sich dabei zunächst eher zurückhaltend. Innsbruck war hier keine Ausnahme: obwohl die Stadtregierung zahlreiche Anfragen erhielt, ging sie darauf nicht ein.
… über die Planung
Der Frühling 1961 markiert eine Wende in Innsbrucks Zugang zur länderübergreifenden Zusammenarbeit. Damals trafen Partnerschaftsanfragen aus Grenoble und Freiburg ein – und der Stadtrat beschloss, dass nun auch Innsbruck solche Verbindungen unterhalten sollte. Von der Idee zur Partnerschaft vergingen über zwei Jahre, in denen zahlreiche Briefe zwischen Innsbruck und Freiburg gewechselt wurden. Bei einem ersten persönlichen Kennenlernen in Innsbruck im Juli 1962 wurden die Rahmenbedingungen geklärt; bei einem zweiten Treffen in Freiburg im Februar 1963 die Details und der Zeitplan der Verpartnerung fixiert. Erklärtes Ziel war es, dass die Partnerschaft nicht nur auf Papier bestünde oder sich auf die Stadtverwaltung beschränkte, sondern dass die Bevölkerung eingebunden werden sollte. Zur Vorbereitung übersandte der Freiburger Erste Bürgermeister Fritz Schieler (1899–1970) im Herbst 1962 unter anderem ein Adressbuch nach Innsbruck, um zu erleichtern „daß dieser oder jener Verein in Innsbruck mit Organisationen gleicher Bestrebungen in Freiburg Verbindung aufnimmt.“ Bereits während der Anbahnung der Partnerschaft entstanden verschiedene Ideen zum Austausch auf den Gebieten der Wissenschaft, des Sports, der Kunst und der Musik. Im Jänner und März 1963 gaben der Freiburger bzw. Innsbrucker Gemeinderat ihre Zustimmung zur Partnerschaft, deren Besiegelung nun nichts mehr im Wege stand.
… zur Realität
Wie auch bei anderen Städtepartnerschaften üblich, erfolgte der Abschluss in zwei Schritten: einer Feier im Mai 1963 in Freiburg und einer in Innsbruck im Juli 1963. Die Akten über diese Planungen zeigen übrigens die damalige gesellschaftliche Rollenverteilung sehr klar auf. In einem Entwurf für die 66-Personen umfassende Innsbrucker Delegation nach Freiburg finden sich lediglich zwei Frauen (beides Gemeinderätinnen). Die Freiburger Abordnung reiste mit 58 Personen, darunter sieben Frauen nach Innsbruck.
Das Programm zu den Partnerschaftsfeiern beinhaltete in beiden Städten einen Festakt. Während diesem wurde jeweils feierlich eine Urkunde unterzeichnet, die der jeweilige Gast anschließend mitnahm. Die Urkunde der Freiburger Feier vom Mai 1963 befindet sich deshalb heute in Innsbruck, die hier für den Juli 1963 gefertigte Urkunde dagegen in Freiburg. Ein wichtiges Element der Feiern bildeten zudem ein Besichtigungsprogramm. Neben touristischen Klassikern wie Altstadtführung und Fahrt aufs Hafelekar präsentierte Innsbruck auch stolz die brandneuen Wettkampfstätten für die Olympischen Spiele 1964 sowie die knapp vor Fertigstellung befindliche Europabrücke. Dabei konnten einerseits die Gäste Einblicke in die neue Partnerstadt gewinnen. Andererseits konnten Gastgeber und Gäste sich in zwangloser Atmosphäre austauschen, persönliche Beziehungen knüpfen und künftige Verbindungen planen. Der feierliche Abschluss der Partnerschaft sollte damit gleich die Basis für die künftige gelebte Partnerschaft legen. (Joachim Bürgschnwentner)
Quelle: Stadt Innsbruck